Ettore Bugatti erschuf in Molsheim einige der schönsten und anspruchsvollsten Autos aller Zeiten. Sein Leitspruch: „Nichts ist zu schön, nichts ist zu teuer“ begleitete ihn wohl Zeit seines Lebens. Eine seiner besten Kreationen war der Bugatti Type 57, der zwischen 1934 und 1940 in drei Serien gebaut wurde. Aus diesen entstanden eine Vielzahl an Versionen. Eine ganz besondere Rolle fällt dem Bugatti Type 57 SC Atlantic zu. Nur vier Exemplare wurden gebaut. Drei existieren noch heute, über das vierte Modell ranken sich Legenden. Mit einem Reihenachtzylinder und 200 PS ausgestattet erreichte er für seine Zeit unglaubliche 200 km/h!
Keine falsche Bescheidenheit: Der Bugatti T57!
Das Beste ist gerade gut genug. So sahen das Jean Bugatti, Sohn des Ettore Bugatti, und auch die Käufer. Mit der Präsentation des Bugatti Type 57 im Jahre 1934 markierte der Autobauer aus dem Elsass einen Wendepunkt. Ein Fahrzeug, welches sich als Luxuswagen auf der Straße und auch auf der Rennstrecke bewährte. Durch den Einbruch der Verkaufszahlen zu Beginn der 1930er Jahre war ein Erfolgsmodell bitter nötig. Mit dem Type 57 gelang es Bugatti, sein bis dahin erfolgreichstes Modell auf die Räder zu stellen.
Wirkliche Neuerungen brachte die Technik des Bugattis nicht mit sich. Das Fahrgestell bestand aus einem klassischen und leichten Leiterrahmen. Die für die Vorderachse vorgesehene moderne Einzelradaufhängung wurde nicht verwendet. Stattdessen baute Ettore eine veraltete, starre Vorderachse ein. Auch bei den Bremsen blieb Bugatti bis 1938 bei seilzugbetätigten Trommelbremsen. Dann bekam der Wagen hydraulische Bremsen mit zwei Bremskraftverstärkern. Das System ließ sich auch bei den älteren Modellen nachrüsten.
Der Leichtmetallmotor wurde aus dem Vorgängermodell, dem Type 49, übernommen und überarbeitet. Das Achtzylinderaggregat war ein sogenannter „Sackzylindermotor“. Der Zylinderblock ist einteilig ausgelegt, was eine Zylinderkopfdichtung erspart. Motoren dieser Art wurden nur noch im Rennsport eingesetzt, da ein Ausfall wegen defekter Kopfdichtungen ausgeschlossen werden konnte. Nachteilig hingegen ist ein deutlich höherer Wartungsaufwand. Auch beim Motor legte Bugatti Wert auf Ästhetik. Die Gehäuse wurden per Handarbeit mit einem Perlschliffmuster versehen.
Erstmals setzte Bugatti ein an den Motor geflanschtes Getriebe ein. Dies ersparte gegenüber den vorher fahrzeugmittig eingebauten Getrieben eine Kardanwelle. Nur selten wurde ein teilsynchronisiertes, mechanisches Vierganggetriebe montiert. Die meisten Kunden entschieden sich für das elektrische Cotal-Vorwahlgetriebe.
Der Bugatti T 57 wurde während seiner Produktion stetig weiterentwickelt. Neuerungen flossen umgehend in die Fertigung ein. Schon die Basisversion war komfortabel, aber auch sportlich ausgelegt. Noch leistungsfähiger und mit Rennsportgenen ausgestattet waren die Versionen Bugatti Type 57 C, S und SC. Für einen nicht geringen Preisaufschlag erhielten die Kunden ein umfangreich überarbeitetes Fahrzeug mit atemberaubendem Design und Technik.
Der Unvergleichbare: Bugatti Type 57 SC Atlantic!
Bereits 1934 entstand der Bugatti Type 57 C Aerolithe. Ein Prototyp, der das Design und auch Teile der Technik des späteren Atlantic vorwegnahm. Die charakteristische Naht, welche sich mittig über die gesamte Fahrzeuglänge zieht, war damals technisch bedingt. Um Gewicht zu sparen, setzte Jean Bugatti auf Elektron-Bleche. Diese vor allem im Flugzeugbau verwendete leichte und teure Magnesiumlegierung ließ sich aufgrund des niedrigen Flammpunktes nicht schweißen. Das Löschen mit Wasser ist unmöglich. Aus diesem Grund wurden die Karosseriehälften vernietet.
Diese Bauweise wurde auch vom Type 57 SC Atlantic übernommen, obwohl die Karosserie nun aus Aluminium bestand. Stilprägend sind ebenfalls die aerodynamischen Linien mit der endlos langen Motorhaube und der kurzen Fahrerkabine. Charakteristisch auch die weit ins Dach reichenden Türen. Ursprünglich dienten sie nicht dem leichteren Einstieg, sondern sind den Versuchen mit Flügeltüren geschuldet.
Motorisiert war er mit einem überarbeiteten Reihenachtzylinder. In den Basismodellen der Type 57 leistete er 135 PS. Durch zahlreiche Tuningmaßnahmen wurde der Motor auf ganze 200 PS gebracht.
- Höhere Kompression
- Scintilla-Vertex-Zündung
- Strombergvergaser
- Trockensumpfschmierung
- Roots-Kompressor
Ein sportliches Fahrverhalten wurde unter anderem durch eine Verkürzung des Fahrgestells und Tieferlegung erreicht. Drei der vier Exemplare wurden im Jahre 1936 gefertigt. Eines erreichte erst 1938 seinen Käufer.
Der Mythos um Nummer Zwei!
- Chassis-Nummer 57374: Am 2. September 1936 wurde der erste SC Atlantic an Victor Rothschild ausgeliefert. 1971 wurde der Wagen von Peter Williamson für 59.000 US-Dollar ersteigert und restauriert. Später kam der Bugatti in das Mullin Automotive Museum (Kalifornien), wo es noch heute zu besichtigen ist.
- Chassis-Nummer 57453: Um dieses Fahrzeug ranken sich Legenden. Ebenfalls im Jahre 1936 fertiggestellt, verblieb das Exemplar vorerst bei Bugatti und wurde auf Automobilausstellungen gezeigt und für Prospektbilder verwendet. Bereits 1937 verliert sich die Spur. Zahlreiche Vermutungen kreisen um den Verbleib des Fahrzeugs. Einige Schatzsucher hoffen noch immer, ihn in einer französischen Scheune zu entdecken.
- Chassis-Nummer 57473: Der letzte 1936 ausgelieferte Bugatti Type 57 SC Atlantic wurde 1955 in einen tödlichen Unfall an einem Bahnübergang verwickelt. Nach zehnjähriger Standzeit wurde der völlig zerstörte Oldtimer von einem Sammler gekauft und vollständig restauriert. Aufgrund fehlender Originalteile wurde die Karosserie auf dem originalen Fahrwerk nachgebaut. Der Motor des Bugattis war nicht mehr zu retten. In den 2000er Jahren wurde das Auto nochmals restauriert.
- Chassis-Nummer 57591: Der Letzte Atlantic wurde 1938 montiert. Auf Geheiß von Jean Bugatti wurden viele Details geändert. Er besaß beispielsweise freistehende Scheinwerfer und verzichtete auf die sonst üblichen Positionsleuchten auf den vorderen Kotflügeln. Der Bugatti war rund 30 Jahre im Erstbesitz in London. Dort erhielt er das Nummernschild EXK6, welches er noch heute trägt. Nach einer Zwischenstation beim bekannten Autor Barry Price landete der Wagen schließlich bei dem Modeschöpfer Ralph Lauren. Nach einer zweijährigen Restaurierung wurde der Bugatti Type 57 SC Atlantic der Öffentlichkeit gezeigt.
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Millionenschwer bis unbezahlbar!
Die zwei noch original erhaltenen Bugatti Type 57 SC Atlantik werden vermutlich erst mit dem Tod ihrer Besitzer zu erwerben sein. Einen Preis gibt es nicht. Bisher gab es nichts Vergleichbares. Auktionäre und Fachleute gehen jedoch davon aus, dass ein Verkauf Rekordsummen einbringen würde.
Sammler mit einem Faible für Raritäten von Bugatti sollten ein gutes finanzielles Polster besitzen. Selbst die Basismodelle des Type 57 werden kaum unter 500.000 Euro gehandelt. Type 57 C als Cabriolet beginnen bei über 1 Million Euro. Der letzte Type 57 SC Atlantic wurde 2010 zu einem Preis zwischen 30 und 40 Millionen versteigert. Die Produktionszahlen weisen je nach Quelle große Unterschiede auf. Insgesamt wurden zwischen 630 und 830 Type 57 gebaut. Sicher ist: Es gab nur vier Atlantic!
FAQ
Die letzte Auktion, auf der ein Bugatti T 57 SC Atlantik versteigert wurde, brachte einen Erlös zwischen 30 und 40 Millionen US-Dollar. Eine Auktion heutzutage könnte eine dreistellige Millionensumme einbringen.
1936 wurden drei Exemplare gefertigt. Das vierte und letzte Exemplar folgte 1938. Von den vier Fahrzeugen existieren noch zwei in weitgehend originalem Zustand. Einer wurde nach einem schweren Unfall wieder aufgebaut. Das zweite gebaute Exemplar ist bis heute verschollen.
Eine Antwort auf „Bugatti Type 57 SC Atlantic: Unerreichbarer Traum!“
Für mich auch eines der schönsten je gebauten Sportwagen. Ich war bereits im Bugattimuseum in Molsheim und habe es im Original gesehen.