Ein Muscle-Car aus Europa? Warum nicht? Der marktstrategische Plan war es, die Erfolge des amerikanischen Ford Mustang nach Europa zu tragen. 1968 entstand der Ford Capri auf Basis des englischen Ford Cortina. Mit rassigem Design, einer großen Auswahl an Motoren und einem großzügigen Platzangebot erreichte der Ford Capri eine breite Zielgruppe. Sicher, die Motorisierungen sind mit den amerikanischen Vorbildern nicht zu vergleichen. Große V8-Motoren sind im Ford Capri nicht zu finden. Doch er konnte auch sportlich! Neben der Einstiegsmotorisierung mit 1,3 Litern Hubraum gab es auch bis zu 3 Liter große Sechszylinder! Das europäische Ponycar erwies sich als durchaus erfolgreich.
Coolness aus Köln: Der Ford Capri!
Von den amerikanischen Muscle-Cars inspiriert trug auch der Ford Capri die markanten Designmerkmale. Ein knackig kurzes Heck, die endlos lange Motorhaube und die niedrigen Dach- und Gürtellinien. Ende der 1960er Jahre war er ein Novum auf europäischen Straßen. Sein wohl ähnlichster Konkurrent, der Opel Manta, folgte erst 2 Jahre später. Geplant war der Capri als europäisches Pendant zum amerikanischen Ponycar. Trotz Verwendung von Teilen bestehender Fahrzeuge investierte Ford über 200 Millionen Mark in die Entwicklung des Capri. Ursprünglich war ein anderer Modellname vorgesehen. Die Bezeichnung „Colt“ (englische Bezeichnung für „Fohlen“) wurde jedoch bereits von Mitsubishi genutzt.
2 Generationen des Capri wurden gebaut. Der 1974 eingeführte Ford Capri 2 besaß aufgrund der vorher bemängelten Rundumsicht größere Fensterflächen. Zudem wurden die großen Blechteile geglättet, um ihnen ein moderneres Design zu geben. Grundlegend änderte sich jedoch nichts. Viele Teile (das Fahrwerk beispielsweise) passen an alle Modelle von 1968 bis 1982.
Dicke V8-Motoren blieben den amerikanischen Vorbildern vorbehalten. Hierzulande zogen die meisten Kunden sparsamere und kleinere Antriebe vor. Die Basismotorisierung bildete ein 1,3-Liter-Vierzylinder. In England wurden Motoren der Kent-Familie genutzt. Die deutschen Fahrzeuge erhielten einen eigenen V4-Motor, der auch im Ford Taunus verbaut wurde. Zugegeben, für Beschleunigungsorgien taugt der kleine Basisantrieb nicht. Für die damalige Zeit war der Ford Capri damit aber auch nicht untermotorisiert. Ein gemütlicher Cruiser.
Und doch konnte der Ford Capri auch anders! Ein großer Vorteil: Der Ford Capri sprach eine breite Masse an. Neben den kleinen, eher leistungsschwachen Motoren bot Ford auch sportliche Alternativen mit bis zu 3,0 Litern Hubraum. Kenner identifizieren die Sechszylindermodelle der ersten Generation an ihrem „Power-Buckel“. Eine deutliche Wölbung der Motorhaube.
Cruisen oder Rasen: Der Ford Capri für jeden!
Er ist schon so etwas wie ein Alleskönner. Mit seinem für Sportwagen recht großen Innenraum und den umlegbaren Sitzen lässt sich auch Größeres transportieren. Für den Familienausflug stehen 5 bequeme Sitzplätze zur Verfügung. Und auch die Motorisierungen bieten für jeden Geschmack das Richtige. Die anfängliche Leistung des kleinen 1300er wurde 1972 von 50 auf 55 PS angehoben.
Motoren ab 1972:
Modell | Hubraum | Leistung | Drehmoment | v-max |
1300 | 1293 cm³ | 55 PS | 90 Nm | 140 km/h |
1600 | 1592 cm³ | 72 PS | 118 Nm | 150-155 km/h |
1600 GT | 1592 cm³ | 88 PS | 124 Nm | 165-170 km/h |
2300 | 2293 cm³ | 108 PS | 181 Nm | 175-180 km/h |
2600 | 2550 cm³ | 125 PS | 201 Nm | 185-190 km/h |
3000 | 2993 cm³ | 140 PS | 235 Nm | 193-198 km/h |
RS 2600 | 2637 cm³ | 150 PS | 216 Nm | 205 km/h |
Die Ford Capri-Modelle ab 2,3 Liter Hubraum besaßen einen Sechszylindermotor mit einer zentralen, stirnradbetriebenen Nockenwelle. Die Ventile der kleineren Vierzylinder wurden durch eine oben liegende Nockenwelle gesteuert und hatten einen Zahnriemen. Der Ford Capri RS 2600 verfügte über eine mechanische Kugelfischer-Einspritzung. Alle anderen Motoren wurden durch Fallstromvergaser versorgt. Die Werksangaben sprechen von einer Leistung von 150 PS. Realistisch sind jedoch eher 160 bis 170 PS.
Mit Einführung der zweiten Generation 1974 änderte sich am Motorenangebot zunächst nicht viel. Die heute legendären und gesuchten RS 2600 und 2600 wurden eingestellt und ein neuer 2-Liter-Motor mit sechs Zylindern und 90 PS wurde ins Programm genommen.
1978 erweiterte Ford die Motorenpallette um einen weiteren 2-Liter-Motor mit vier Zylindern und 101 PS. Dazu kam ein neues sportliches Modell mit 2,8 Litern Hubraum. Der Sechszylinder war in zwei Versionen erhältlich. Der Ford Capri 2,8 Injection wurde durch eine mechanische Saugrohreinspritzung befeuert und leistete 160 PS. Das Topmodell Ford Capri 2,8 Turbo (ab 1981) war mit einem Fallstromvergaser ausgestattet und lieferte 188 PS. Damit war eine Beschleunigung in 8 Sekunden von 0 auf 100 km/h und eine Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h machbar.
Die Leistung wurde serienmäßig von einem 4-Gang-Getriebe oder einer 3-Gang-Automatik auf die Hinterachse übertragen. Ab 1978 konnte ein 5-Gang-Getriebe gegen Aufpreis geordert werden.
1986 schloss sich nach 1.886.647 Ford Capri eine Erfolgsgeschichte der deutschen Automobilindustrie.
Ob es ein Ford Capri ist oder ein anderer Klassiker nach Ihren Wünschen. Erfüllen Sie sich Ihren Traum und ersteigern Sie Ihren Lieblingsoldtimer!
Wenn der Rost nicht wäre: Der Ford Capri im Check!
Es ist nicht wirklich ungewöhnlich. Oldtimer rosten. So natürlich auch der Ford Capri. Problematisch ist die Versorgung mit Karosserieteilen. Dazu kommt, dass es quasi unmöglich ist, originale Anbauteile für die begehrten RS 2600, 2.8 Injection oder 2,8 Turbo zu bekommen. Beim Kauf sollte der Ford Capri komplett sein und der Zustand stimmen. Besondere Vorsicht ist bei „optimierten“ Capris geboten. Oft wurden Veränderungen insbesondere am Motor vorgenommen. Nicht immer wurden diese Tuningmaßnahmen mit der nötigen Sachkenntnis durchgeführt.
Aber es gibt auch gute Nachrichten: Fahrwerksseitig gibt es kaum Probleme. Da die Komponenten auch in anderen Fahrzeugen Verwendung fanden, ist die Versorgung weitestgehend sicher. Die Technik des Ford Capri ist übersichtlich und dank Großserientechnik gut in den Griff zu bekommen.
In den letzten Jahren ist die Zahl der auf deutschen Straßen zugelassenen Ford Capri gestiegen. Waren es im Jahre 2019 noch 2.822 Coupés, wuchs die Zahl im Januar 2024 auf 3.131 Exemplare. Dennoch ist der Markt sehr übersichtlich. Meist befinden sich die Ford Capris in festen Händen. Die Preise bewegen sich zwischen etwa 10.000 Euro für Capris mit Reparaturbedarf und über 30.000 Euro für gut erhaltene Sechszylinder.
FAQ
Ford stellte den Capri sehr breit auf. Es gab Vierzylindermotoren von 1,3 bis zu 2,0 Litern Hubraum und Sechszylinder von 2,0 bis 3,0 Litern. Das Leistungsspektrum bewegte sich werksseitig zwischen 50 und 188 PS.
Fahrbereite, aber reparaturbedürftige Ford Capri gibt es ab rund 10.000 Euro. Gute bis sehr gute Sechszylinder im Originalzustand können 30.000 Euro oder mehr kosten. Eine besondere Rarität stellt der RS 2600 dar. Er wird äußerst selten angeboten und kann die 30.000 Euro schnell übersteigen.