
Der Ford Modell T, auch liebevoll „Tin Lizzie“ genannt, war weit mehr als nur ein Automobil. Er war Symbol des technischen Fortschritts und Beginn einer neuen Ära der individuellen Mobilität. Zwischen 1908 und 1927 wurden 15.456.868 Ford Modell T produziert. Damit machte Henry Ford den Traum vom eigenen Auto für breite Bevölkerungsschichten nicht nur in Amerika erfüllbar. Das Modell T war das meistverkaufte Automobil der Welt. Bis es 1972 vom VW Käfer überholt wurde. Heute gilt der Ford Modell T als einer der bedeutendsten Oldtimer der Automobilgeschichte. In diesem Ratgeber werfen wir einen ausführlichen Blick auf den legendären Ford-Oldtimer.
Ford Modell T: Gut und günstig!

Im Juni des Jahres 1903 gründete Henry Ford die Ford Motor Company. Nur wenige Jahre später begann er, das Versprechen einzulösen, welches er bei Gründung gab: „Ich werde ein Fahrzeug für die Massen bauen, und sein Preis wird so erschwinglich sein, dass es sich jeder leisten kann.“
1906 saß Ford gemeinsam mit zwei seiner Arbeiter (Harold Wills und Charles Sorensen) und dem Ingenieur (Jozsef Galamp) am Tisch. Das Thema des Abends: Die Mobilisierung der Bevölkerung durch bezahlbare Automobile. Die vier Männer beschließen, ein einfach konstruiertes und günstig herstellbares Fahrzeug zu entwerfen. 1908 wurde der erste Ford Modell T vorgestellt.
Die Produktion startete im Oktober 1908 in Detroit. Der Clou war die Einführung der Fließbandfertigung ab 1913, wodurch die Herstellungskosten drastisch sanken. Dennoch setzte Henry Ford hochwertige Materialien ein. Die Vorderachse wurde beispielsweise aus vanadiumlegiertem Stahl hergestellt und erwies sich als äußerst robust und zuverlässig.
Ein weiterer Vorteil für den Käufer eines Ford Modell T war seine Reparaturfreundlichkeit. Es waren keinerlei Spezialwerkzeuge nötig. Die Technik war so einfach konstruiert, dass jeder Dorfschlosser damit zurechtkam. Beinahe jedes Ersatzteil konnte durch einen Eisenwarenhändler geliefert werden. Innerhalb kurzer Zeit wurde der Ford T zum Verkaufsschlager in den USA und später weltweit.
Ford passte das Modell T laufend an die Bedürfnisse der Kunden an, blieb aber seinem Grundprinzip treu: einfache Technik, niedriger Preis, hohe Zuverlässigkeit. Mit dem Ende der Produktion 1927 wurde das Modell T von moderneren Fahrzeugen wie dem Ford Model A abgelöst. Dennoch war sein Einfluss auf die Automobilwelt immens.
Henry Ford selbst kurbelte den Verkauf seiner Autos durch die Verdoppelung der Löhne auf fünf Dollar an. Seine Idee: Können sich mehr Menschen ein Auto leisten, werden es auch mehr tun! Der Plan ging auf.
Jede Farbe möglich, solange sie schwarz ist!
Der Ford Modell T war funktional gestaltet, mit klarem Fokus auf Einfachheit. Die Karosserie besaß eine große Bodenfreiheit, um auch auf schlechten Straßen einsetzbar zu sein. Frühe Modelle hatten noch Messingbeschläge, spätere wurden schlichter gehalten. Von 1914 bis 1925 war Schwarz die einzige verfügbare Farbe – nicht aus modischen Gründen, sondern weil sie am schnellsten trocknete und so die Produktion beschleunigte. Zudem war es die einzige Farbe, die seinerzeit industriell hergestellt wurde und somit leicht verfügbar und kostengünstig. Henry Ford sagte damals: „Sie können ihn in jeder Farbe haben, sofern sie schwarz ist.“
Der Innenraum war schlicht und zweckmäßig. Es gab einfache Holzbänke (später gepolsterte), ein großes Lenkrad und ein minimalistisches Armaturenbrett. Komfort war Nebensache, wichtiger war die Langlebigkeit. Dennoch hatte der Wagen alles, was für den Alltag nötig war. Fenster und Verdecke konnten je nach Variante bestellt werden. Eine Heizung gab es zu dieser Zeit nicht. Diese kamen erst in den 1930er Jahren auf. Für spärliche Beleuchtung sorgten Karbid-Scheinwerfer. Später wurden elektrische 6-Volt-Lampen verbaut, die jedoch einen Rückschritt in Sachen Lichtausbeute mit sich brachten.
Ford Modell T: Weniger ist mehr!
Technisch war der Ford T für seine Zeit innovativ. Er verfügte über einen seitengesteuerten 2,9-Liter-Vierzylindermotor mit rund 20 PS. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei knapp 70 km/h. Der Verbrauch betrug zwischen 11 und 18 Litern pro 100 Kilometer. Für damalige Zeiten ein guter Wert. Die einfache Konstruktion des Motors verzichtete auf eine Wasserpumpe, einen Ölfilter und eine Benzinpumpe. Auch einen Ölmessstab suchte man vergeblich.
Ein besonderes Merkmal war die Planetengetriebe-Automatik, die mit Kupplungspedal und Gashebel bedient wurde. Einen Gangwahlhebel gab es nicht. Auch die Lenkung ist mit Vorsicht zu genießen. Mit einer Übersetzung von 1:4 lässt sich der Ford-Oldtimer durch einen ungeübten Fahrer schnell zum Kippen bringen. Dies führte dazu, dass eine gewisse Eingewöhnungszeit nötig war. Das Starten erfolgte per Handkurbel oder ab 1919 optional elektrisch. Die Bremse wirkte über einen Lederriemen auf das Getriebe, was die Bremsleistung stark einschränkte. Beliebtes Zubehör waren zusätzliche Außenbandbremsen, die sogenannten „Rocky Mountain Brakes“. Dennoch war der Ford T aufgrund seiner Robustheit ein echter Dauerläufer.
Ford Modell T im Laufe der Zeit
Obwohl Ford offiziell keine Generationen im heutigen Sinn unterschied, lässt sich das Modell T in mehrere Entwicklungsphasen unterteilen:
- 1908–1914 (Brass Era): Aufwendige Messingbeschläge, zahlreiche Karosserieformen. Frühe Modelle hatten noch Kettenantrieb und Acetylenlampen.
- 1915–1916: Erste Modernisierungen wie elektrische Beleuchtung, einfachere Karosserieformen.
- 1917–1925: Standardisierung und Fokus auf Massenproduktion. Fast ausschließlich in Schwarz erhältlich.
- 1926–1927: Letzte Modelljahre mit moderneren Formen, geänderter Motorhaube und optionalen Farben wie Dunkelgrün und Maroon.
Vielfalt auf vier Rädern: Ford Modell T
Der Ford Modell T wurde in zahlreichen Karosserievarianten angeboten:
- Touring Car: Offene Version mit mehreren Sitzreihen, ideal für Familien.
- Runabout: Zweisitzer mit Kofferraum, besonders beliebt bei Handwerkern.
- Coupé & Sedan: Geschlossene Karosserien für mehr Komfort.
- Pickup/Delivery Van: Nutzfahrzeugvarianten für Gewerbetreibende.
- Speedster: Umbauten mit sportlicher Optik, oft von Privatpersonen angefertigt.
Diese Vielfalt trug dazu bei, dass der Modell T für praktisch jede Zielgruppe attraktiv war. Auch das Militär experimentierte im Ersten Weltkrieg mit kleinen Panzern auf Basis des Ford Modell T.
Auch heute noch ist der Ford Modell T ein attraktiver Oldtimer! Ersteigern Sie Ihren Vorkriegs-Oldtimer hier!
Erschwinglicher Vorkriegsklassiker: Ford Modell T
Wer ein Ford Modell T besitzt, kann sich über eine spannende Reise in die Vergangenheit und einen Meilenstein in der Automobilgeschichte freuen. Authentisches historisches Fahrgefühl und Spaß am echten Schrauberhandwerk. Übersichtliche Technik und Wartungs-/Reparaturfreundlichkeit machen ihn zu einem relativ pflegeleichten Oldtimer.
Dennoch haben diese über 100 Jahre alten Oldtimer auch Schwachpunkte. Typisch sind:
- Holzrahmen verrottet oder verzogen
- Rost an Karosserie und Leiterrahmen
- Lager, Dichtungen und Kolbenringe der Motoren
- Verrottete Kabel und Spulen
- Startvorgang erfordert Fachwissen
- Schwache Bremsleistung (eine Umrüstung auf Zusatzbremsen ist sehr zu empfehlen)
Trotz des Alters der Ford-T-Oldtimer ist die Ersatzteilsituation sehr entspannt. Immerhin existieren weltweit noch etwa ein Prozent der hergestellten Exemplare. Fast alles wird als Nachbau angeboten. Quellen finden sich in Amerika und Europa gleichermaßen. Zahlreiche Clubs, Foren und Fachhändler sind ein guter Anlaufpunkt bei der Suche.
Die Preise für ein Modell T variieren stark je nach Zustand, Baujahr und Karosserieform. Restaurierungsbedürftige Fahrzeuge sind ab etwa 5.000 Euro zu haben. Fahrbereite Exemplare mit entsprechenden Altersspuren gibt es zwischen 10.000 und 18.000 Euro. Sahnestücke, also toprestaurierte Ford Modell T, werden bis zu 30.000 Euro teuer. Speedster-Umbauten oder seltene Karosserien können deutlich höher liegen. Der Ford Modell T ist nicht nur ein Stück Automobilgeschichte, sondern durch die recht hohe Anzahl erhaltener Exemplare auch ein vergleichsweise erschwinglicher Einstieg in die Welt der Vorkriegs-Oldtimer.
FAQ
Das Modell T von Ford schafft mit seinem 20 PS starken Motor eine Spitzengeschwindigkeit von 67 km/h.
Schwarz war seinerzeit die einzige im großen Stil industriell hergestellte Farbe. Zudem war nur eine Lackierstraße nötig, was die Kosten senkte. Weitere Vorteile waren die schnelle Trocknung und die Langlebigkeit des Lackes.