![Weißer Karmann Ghia Oldtimer aus dem Museum ins Sinsheim.](https://mynextclassic.net/wp-content/uploads/2024/07/Bild-1-Karmann-Ghia-Typ-14-Coupe-Museum.jpg)
Ein Auto der Gegensätze. Der Karmann Ghia besticht durch sein sportlich-elegantes Design und besitzt doch „nur“ die Leistung eines Käfers. Trotz alledem entwickelte sich der Ghia zum Erfolgsmodell und wurde in der Nachkriegszeit ein Symbol der Sehnsüchte. Spöttisch als „Sekretärinnen-Ferrari“ bezeichnet wurde der Karmann Ghia ein Verkaufsschlager und gilt noch heute als charmanter Herzensbrecher. In heutigen Zeiten hat er jedoch auch Schattenseiten. Ob als Cabriolet oder schickes Sportcoupé: Der Erhalt liegt preislich fernab vom VW Käfer. Dennoch hat das Designerstück aus Osnabrück eine große Fangemeinde. Allem Rost zum Trotz!
„Parodie eines schnellen Autos“: Der Karmann Ghia Typ 14
![gelbes Karmann Ghia Typ 14 Oldtimer-Cabriolet](https://mynextclassic.net/wp-content/uploads/2024/07/Bild-2-Karmann-Ghia-Typ-14-Cabriolet_bearbeitet-700x329.jpg)
In Zeiten des Wirtschaftswunders dominierte der VW Käfer das Straßenbild in Deutschland. Durch seinen günstigen Preis und seine zuverlässige und anspruchslose Technik mobilisierte er die Massen. Die Menschen sehnten sich jedoch nach Mehr.
Anfang der 1950er Jahre sprachen der Volkswagen-Generaldirektor Heinrich Nordhoff und Wilhelm Karmann erstmals über die Entwicklung eines Sportcoupé auf Käferbasis. Ein erster Prototyp wird durch Luigi Segre 1953 gefertigt. Ende 1953 ist die Serienproduktion eine beschlossene Sache. Nach der Weiterentwicklung durch Karmann wurde das VW Karmann Ghia Coupé 1955 vorgestellt.
Lob und Tadel der Presse folgten schnell. Die Zeitschrift „Auto, Motor und Sport“ hatte viel Gutes über das Design und die Solidität zu berichten. Jedoch umschrieb sie die mangelnde Leistung auch mit: „Parodie eines schnellen Autos“.
Dennoch entwickelte sich der Karmann Ghia zum Verkaufsschlager. Und das trotz hoher Preise. Ganze 7.500 Mark kostete ein Ghia. Mehr als doppelt so viel wie für einen Standardkäfer verlangt wurde. Anfangs als zweisitziges Coupé angeboten, folgte ab 1957 auch ein Cabriolet.
Die sportliche Linienführung begeistert noch heute. Er sah schneller aus als er tatsächlich war. Von 1955 bis 1974 wurde er ausschließlich mit der Technik des VW Käfers bestückt. Im Heck des Ghia wurden die jeweils stärksten Boxermotoren des Käfers verbaut.
Motor | Leistung | Drehmoment | v-max | Bauzeit |
1192 cm³ | 30 PS | 75 Nm | 118 km/h | 1955-1960 |
1192 cm³ | 34 PS | 82 Nm | 122 km/h | 1960-1965 |
1285 cm³ | 40 PS | 87 Nm | 128 km/h | 1965-1966 |
1493 cm³ | 44 PS | 100 Nm | 136 km/h | 1966-1970 |
1584 cm³ | 50 PS | 106 Nm | 140 km/h | 1970-1974 |
1493 cm³ | 45 PS | 106 Nm | 137 km/h | 1962-1963 |
1493 cm³ | 54 PS | 106 Nm | 150 km/h | 1963-1965 |
1584 cm³ | 54 PS | 110 Nm | 150 km/h | 1965-1969 |
Der VW Karmann Ghia wurde serienmäßig mit einer manuellen Viergangschaltung ausgeliefert. Auf Wunsch war auch ein Saxomat (elektrohydraulische Betätigung der Kupplung) erhältlich. Da sich diese als schwer einstellbar und recht unzuverlässig erwiesen hat, wurden viele Fahrzeuge auf das normale Schaltgetriebe zurückgerüstet. Ab 1968 gab es auch eine dreigängige Halbautomatik.
Der Ghia war ein Erfolgstyp. Ganze 385.803 Coupés und 81.053 Cabrios wurden in Deutschland und der Welt verkauft.
Zweitwagen für die Dame des Hauses: Karmann Ghia Typ 34
Der „große“ Ghia ist nicht, wie vielfach vermutet, der Nachfolger des „kleinen“ Typ 14. Er wirkt deutlich moderner und wurde als viersitziges Coupé ab 1961 verkauft. Die rückwärtigen Sitze reichten allenfalls, um kleine Kinder zu transportieren. Der Karmann Ghia Typ 34 war bis 1968 der schnellste und teuerste Personenkraftwagen in VWs Angebot. So kam ein Großteil der Käuferschaft aus der Oberschicht.
Neben der nach amerikanischem Vorbild von der „Corvair-Linie“ gestalteten Karosserie glänzte der Ghia mit einer guten Ausstattung:
- In der Front integrierte Nebelscheinwerfer
- Stahlkurbeldach (ab 1962 elektrisch)
- 12 Volt Bordelektrik
- Ab 1965 Scheibenbremsen vorn
Angedacht war auch eine Version als Cabriolet. Einige Prototypen entstanden, in die Serienfertigung ging dieses Modell jedoch nie. Trotzdem die Prospekte bereits gedruckt waren, schienen die Stabilität des Fahrzeugs und enorme Produktionskosten das Projekt bereits vor Beginn zu besiegeln. Etwa 20 Cabriolets sind dennoch durch Umbau der Firma Lorenz entstanden.
Während der Typ 14 die jeweils stärksten Motoren des Käfers erhielt, bekam der Typ 34 die stärksten des VW-Typ 3. Dem luftgekühlten Boxermotor im Heck blieb Karmann auch hier treu.
Motor | Leistung | Drehmoment | v-max | Bauzeit |
1493 cm³ | 45 PS | 106 Nm | 137 km/h | 1961-1963 |
1493 cm³ | 54 PS | 106 Nm | 150 km/h | 1963-1965 |
1584 cm³ | 54 PS | 110 Nm | 150 km/h | 1965-1969 |
Serienmäßig wurde mit einem manuellen Vierganggetriebe geschaltet. Ab Ende 1967 war auch eine Dreigang-Vollautomatik erhältlich. Wegen seines hohen Preises und der am Ende veralteten Formgebung waren die Verkaufszahlen sehr übersichtlich. Nur 42.505 Fahrzeuge wurden verkauft.
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Vorsicht Fälschung!
Der Karmann Ghia, insbesondere die Exemplare des Typ 14, waren seit jeher beliebt. Aus diesem Grund boten in den 1990er Jahren einige Firmen Replikas an. Ein H-Kennzeichen erlangen sie nicht. Dafür punkten sie mit moderneren Motoren und einer rostfreien Kunststoffkarosserie. Wer mit der fehlenden Originalität leben kann und trotzdem auf das schicke Outfit des Karmann Ghia nicht verzichten möchte, ist damit gut bedient.
Günstig wie ein Käfer? Von wegen!
Einen alten Porsche zu unterhalten kann unter Umständen schonender für die Geldbörse sein. Restaurationsobjekte gibt es zwar bereits ab etwa 7.000 Euro, aber oft werden die Folgekosten unterschätzt. Ja, es ist solide und einfache Technik von Käfer verbaut. Eine Motorrevision ist wenig problematisch. Teuer ist alles, was zu sehen ist. Die Karosserieteile sind, anders als beim Käfer, geschweißt und kaum zu bekommen. Wenn doch, tut es weh. Sehr weh. Selbst die Lampen sind nicht aus dem VW-Regal. Ebenso rar sind Teile der Innenausstattung.
Rost ist Thema Nummer eins für den Karmann. Egal, ob es sich um den Typ 14 oder 34 handelt: Es gab ab Werk keine Rostvorsorge. Dementsprechend lassen sich insbesondere in den unversiegelten Hohlräumen zahllose Rostnester finden. Die verschweißte Karosserie erschwert Reparaturarbeiten erheblich. Technisch sind die Schwierigkeiten meist genauso leicht zu lösen wie auch beim VW Käfer.
Eine gute Wahl ist hingegen ein fertig restaurierter und rostfreier Karmann Ghia. Allerdings ist dafür deutlich mehr Geld in die Hand zu nehmen. Zwischen 20.000 und 40.000 Euro kann ein solcher guter Oldtimer kosten. Top-Fahrzeuge kosten über 50.000 Euro.
FAQ
Die Motoren des Karmann Ghia Typ 14 leisteten zwischen 30 und 54 PS. Das reichte für Geschwindigkeiten von 118 bis 150 km/h. Der Typ 34 leistete 45 bis 54 PS und erreichte ein Tempo von 137 bis 150 km/h.
Restaurationsobjekte sind ab etwa 7.000 Euro zu haben. Fahrbereite Exemplare in gutem Zustand liegen bei rund 20.000 bis 40.000 Euro. Toprestaurierte Fahrzeuge kosten über 40.000 Euro.