
Unter den deutschen Oldtimern ist der Krause Duo wohl einer der skurrilsten. Oftmals fälschlicherweise als Simson-Duo bezeichnet, wurde das kleine Dreirad jedoch nie in Suhl gebaut. Dennoch stammen einige Teile aus dem Regal von Simson. Die Geschichte dieses für gehbehinderte Personen gebauten Fahrzeugs begann bereits 1954. Das technisch sehr simpel konstruierte Dreirad verfügte über einige interessante Details. Viele Lösungen zeugen vom Improvisationstalent der Entwickler. Erhältlich war der Krause Duo in der DDR ausschließlich mit einem ärztlichen Attest. Er war eine sehr günstige Möglichkeit für versehrte Menschen, am Verkehr teilzunehmen. Heute hat sich um den Krause-Duo eine große Fangemeinde gebildet.
Louis Krause: Der Vater des Duo begann solo!
Bereits Ende der 1940er Jahre begann die Firma Louis Krause aus Leipzig mit der Entwicklung von Versehrtenfahrzeugen. Aufgrund fehlender Quellen und sehr geringer Stückzahlen lässt sich heute kaum etwas über die Anfänge sagen.
Nachvollziehbar wird die Geschichte ab 1954. Krause stellte auf der Leipziger Herbstmesse mehrere Krankenfahrstühle vor. Diese waren unter anderem mit Fahrrad-Hilfsmotoren von MAW oder mit einem leicht veränderten 123-cm³-Motor der IFA RT 125/1 ausgestattet. Das erste in Serie gebaute Fahrzeug war der Piccolo Trumpf ab 1955. Der Motor mit 47,6 cm³ und die vordere Federgabel stammten vom Simson SR1. Das vordere Schutzblech wurde vom IWL-Pitty-Roller übernommen. Interessant: Der Piccolo-Trumpf war auch mit Muskelkraft zu bewegen. Durch Umlegen eines Hebels wird eine Auf- und Abbewegung des Lenkers und damit der Vortrieb möglich. Bis 1958 wurden circa 3.000 Exemplare hergestellt.
Etwas stärker und immerhin 30 km/h schnell war der ab 1958 gebaute Piccolo Trumpf/5. Die Motorisierung entstammte dem Simson SR2. Bis 1965 wurden etwa 4.500 dieser Krankenfahrstühle gebaut. Ab 1966 wurde der Piccolo Trumpf/7 produziert.
Er besaß wie später auch das Duo bereits die Front des Simson-Rollers Schwalbe. Bis 1975 entstanden 2.500 Piccolo Trumpf/7.
Aus 1 mach 2: Krause Duo!
Im Jahre 1961 erschien der erste zweisitzige Krankenfahrstuhl von Krause. Das Krause-Piccolo-DUO/2 genannte Dreirad besaß eine speziell für den Zweisitzer verbreiterte Front des Rollers IWL Pitty. Etwa um 1964/1965 wurde der Duo umfangreich überarbeitet. Ab dieser Zeit war das Dreirad an den Karosserieteilen der Simson Schwalbe zu erkennen. Das Frontblech wurde aus Aluminium gefertigt. Die Bedienung des Dreiganggetriebes erfolgte vom Lenker aus. Auch der 3,2-PS-starke Zweitaktmotor stammte aus der Simson-Vogelserie.
Zwischen 1967 und 1971 wurde der Krause Duo als Weiterentwicklung nun mit Frontblechen aus Stahl produziert. Das Piccolo Duo/3 besaß als letzte Serie eine Seilzuglenkung.
1972 wurde das Unternehmen zum Teil verstaatlicht. Von nun an hieß es VEB Fahrzeugbau und Ausrüstungen Brandis. Erstmals wurden größere Stückzahlen hergestellt. Der Krause-Duo 4/1 verfügte über einen 49,6-cm³-Einzylinder-Zweitaktmotor mit 3,6 PS. Ab 1989 gab es sogar einen elektrischen Anlasser. Geschaltet wurde nach wie vor von Hand. Das Getriebe besaß 3 Gänge und eine automatische Fliehkraftkupplung, die nur wenig verändert aus der Simson Schwalbe (KR51/1S) übernommen wurde. Mit dem Krause-Duo 4/2 standen 4 Gänge zur Verfügung. Das Krause-Duo 4 erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h und durfte in der DDR sogar auf der Autobahn bewegt werden. Durch den für das Verdeck montierten Käfig entfiel die Helmpflicht für das Krause-Duo. Mit kleinen Weiterentwicklungen und Verbesserungen wurde das Krause-Duo bis nach 1991 gebaut. Auch im Ausland wurden die oft auch fälschlicherweise als Simson-Duo bezeichneten Versehrtenfahrzeuge verkauft. So zum Beispiel in Polen und in Albanien.
Krause Duo: Einfallsreichtum und Improvisation!
Viele Details des Krause-Duos lassen auf großen Einfallsreichtum schließen. Der Mangel an vielen Materialien und Bauteilen wurde durch unkonventionelle Ideen wettgemacht. So wurde die fehlende Benzinuhr beispielsweise durch einen vertikal am Tank angebrachten Benzinschlauch ersetzt. Für die Scheibenwaschanlage wurde anstatt einer elektrischen eine Zugpumpe verbaut, wie sie auch im Pkw Trabant zu finden war.
Als Wetterschutz diente ein aus Plane gefertigtes Verdeck. Für eine kurze Zeit wurde auch ein fester Dachaufbau angeboten. Auch die Besitzer der Krause-Duo waren kreativ. Der fehlende Kofferraum (es gab nur einen kleinen Stauraum für Werkzeug hinter den Sitzen) wurde durch oft selbstgefertigte Kofferträger am Heck ersetzt, der mangelnde Wetterschutz oft in Eigeninitiative verbessert.
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Beliebter Außenseiter mit Simson-Genen: Krause Duo Oldtimer!
Schon in der damaligen DDR war der Krause-Duo beliebt und begehrt. Als Neufahrzeug war es jedoch nur auf Attest direkt über die Sozialversicherung zu bekommen. Sogar die Wartung inklusive Ersatz- und Verschleißteile wurde durch die Sozialversicherung übernommen. Alle 6 Jahre konnte ein neues Fahrzeug geordert werden. Auf dem Gebrauchtmarkt waren die Krause-Duos sehr begehrt.
Nach dem Mauerfall ergaben sich für Betroffene andere Möglichkeiten. Das bedeutete allerdings nicht, dass die Krause-Duo weniger beliebt waren. Die Käufer waren andere. Das Dreirad entwickelte sich zu einem Kultfahrzeug und fand viele Liebhaber. Oft wurden die Krause-Duo umfangreich zu mehr oder weniger skurrilen Lifestyle-Fahrzeugen umgebaut. Heute geht der Trend wieder in Richtung Originalität.
Die Ersatzteilversorgung für die kleinen Trikes ist ausgesprochen gut, solange es nicht um Teile für die sehr alten Modelle Piccolo geht. Der Krause-Duo hingegen ist weitgehend auf Technik der Simson aufgebaut. Aufgrund der großen Verbreitung der Suhler Zweiräder gibt es viele Betriebe, die Teile nachfertigen. Auch die Umrüstung der recht anfälligen Zündung auf eine elektronische ist problemlos. Selbst neue Verdecke lassen sich finden. Die Reparaturfreundlichkeit dieses einfach aufgebauten Fahrzeuges ist gut. Wer sich mit Zweitaktmopeds beschäftigt hat, wird kaum vor Rätsel gestellt.
Krause-Duos sind trotz der relativ hohen Stückzahlen selten zu bekommen. Wird eines angeboten, sind Preise ab 5.000 Euro keine Seltenheit.
FAQ
Zwischen 1972 und 1989 wurden etwa 17.900 Krause-Duo 4 produziert. Nach dem Mauerfall wurde der Betrieb durch die Treuhand übernommen. Bis 1991 wurden noch weitere 7.900 Exemplare gebaut.
Der Krause-Duo 4 war bis zu 60 km/h schnell. Da auf den DDR-Autobahnen ein Mindesttempo von 50 km/h galt, durfte er sogar dort gefahren werden.