Stars wie Brigitte Bardot oder Marcello Mastroianni fuhren einen Lancia Flaminia. Enzo Ferrari bezeichnete das Auto als „das Auto mit dem besten Handling auf dem Markt“. Der Flaminia war das Symbol des italienischen Stolzes. Und doch war er alles andere als ein Verkaufserfolg. In seiner gesamten Bauzeit von 1957 bis 1970 wurden insgesamt nur 12.649 Exemplare als Limousine, Coupé und Cabriolet verkauft. Der von Pininfarina designte Flaminia war futuristisch und mustergültig verarbeitet. Für den kommerziellen Erfolg war er jedoch zu schwer, zu schwach und zu teuer. Heute zählt der italienische Klassiker zu den begehrten Stilikonen der 1960er Jahre!
Luxuriöser Trendsetter: Der Lancia Flaminia!
Wirtschaftliche Schwierigkeiten waren für Lancia nichts Neues. Modell- und Variantenvielfalt, kleine Produktionszahlen und veraltete Produktionsanlagen brachten den italienischen Hersteller in Schieflage. Dazu kamen immense Kosten für das Motorsportprogramm. Zwischen 1955 und 1959 wurde Lancia stückweise an den Baustoffhersteller Italcementi unter Carlo Pesenti verkauft. Das neue Geld ermöglichte die Entwicklung der Studien Lancia Florida I und II. Diese waren Vorläufer des Lancia Flaminia und Nachfolger des legendären Lancia Aurelia.
1957 wurde der Lancia Flaminia vorgestellt. Technisch basiert der Oberklassewagen auf dem Vorgänger Lancia Aurelia. Der V6-Motor wurde anfangs mit einer Leistung von 100 PS übernommen. Das Konzept V6 war seinerzeit einzigartig. Heute ist diese Bauweise Standard und fast bei jedem Sechszylinder zu finden. Die Technik des Flaminia wurde nicht einfach übernommen. Sie wurde aufwändig modernisiert. Zahlreiche Detaillösungen der sechssitzigen Limousine waren damals bei anderen Fahrzeugen nicht zu finden:
- Heckscheibenwischer innen und außen (erste Serie)
- Hupe umschaltbar (Fanfare oder dezenter Hupton)
- Druckluftgesteuertes drittes Seitenfenster
- In späteren Modellen Heckscheibenheizung
- Elektrische Fensterheber
- Klimaanlage optional
Die vom Aurelia bekannte Transaxle-Bauweise wurde überarbeitet. Diese Bauweise ermöglichte durch den vorn liegenden Motor und das hinten montierte Getriebe eine sehr gute Gewichtsverteilung von rund 50-50. Die serienmäßigen Scheibenbremsen an allen vier Rädern ab der zweiten Serie waren in den 1960ern längst kein Standard.
Interessant ist auch die Schaltung. Die Lenkradschaltung mit dem hinten liegenden Getriebe zu verbinden, ist eine Meisterleistung. Trotz vieler Gelenke lassen sich die Gänge butterweich wechseln. So komplexe Technik kostet Geld. Der Lancia Flaminia Berlina kostete zu Beginn der Bauzeit 23.120 D-Mark. Eine Preissenkung auf 18.950 D-Mark folgte später. Für einen vergleichbaren Mercedes 220 SE wurden nur 14.950 D-Mark verlangt.
Gründung einer neuen Designepoche!
Kein Geringerer als Pininfarina-Gründer Battista Farina gab dem Lancia Flaminia seine Form. Der Designer selbst fand seinen Entwurf derart gelungen, dass er diese Linien auch für Peugeot und Austin verwendete. Auch andere Hersteller fanden das gradlinige und schlichte Design interessant. Pontiac, Prince, Borgward und DKW nutzten die Designidee ebenfalls. Sogar der Sachsenring Trabant orientierte sich an den Linien Pininfarinas.
1958 stellte Lancia das Flaminia Coupé vor. Der zweitürige Viersitzer hatte einen etwas verkürzten Radstand und eine höhere Motorleistung. Dieses Luxusauto gehörte zu Pininfarinas Favoriten. Er selbst fuhr das Modell bis zu seinem Tode 1966. Auch die Verkaufszahlen belegen, dass das Coupé bei den Käufern bedeutend stärker gefragt war als die Limousine.
Der Lancia Flaminia GT wurde zwischen 1959 und 1967 gebaut. Aufgrund seiner Aluminiumkarosserie hatte der GT ein Gewicht von nur 1.337 Kilogramm und war somit etwa 200 Kilogramm leichter als das Coupé. Die Linienführung orientierte sich an der des Maserati 3500 GT. Die Zeitschrift Auto, Motor und Sport bezeichnete den Wagen als einen der serienmäßigen Sportwagen mit der besten Straßenlage. Durch die Gewichtsersparnis und ständige Verbesserungen erreichte der Lancia Flaminia GT bessere Fahrleistungen. Die Motoren der ersten Serie leisteten 119 PS. Durch die Ausrüstung mit Doppelvergasern wurden bald 140 PS erreicht. Mit der zweiten Serie wurde die Leistung auf 150 PS gesteigert. 1963 kam der Lancia Flaminia GTL hinzu. Mit seiner erhöhten Dachlinie, dem längeren Radstand und längeren Türen wurde er nur 300 Mal verkauft.
Die Spitze der Evolution wurde mit dem von Carrozzeria Zagato entworfenen Lancia Flaminia Sport erreicht. Nochmals leichter und im Design deutlich aerodynamischer konnten Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit verbessert werden. Charakteristisch für den Zagato sind die Double-Bubble-Dachkonstruktionen und die typischen runden Rückleuchten. Diese Designmerkmale fanden sich auch in anderen, von Zagato konstruierten Autos wieder. Die letzte Version dieses Sportwagens war der Lancia Flaminia 3C 2,8 Supersport. Durch aerodynamische Verbesserungen und mit dem 152 PS starken V6-Motor erreichte er 210 km/h. Er war der schnellste serienmäßige Lancia seiner Zeit.
Die Variantenvielfalt des Flaminia wäre nicht hervorzuheben, wenn es kein Cabriolet gegeben hätte. Der zweisitzige Lancia Flaminia Superleggera Touring wurde von 1959 bis 1967 gebaut. Die technische Basis stammte vom Lancia Flaminia GT.
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Qualität hat ihren Preis: Exklusivität auf Rädern!
FAQ
Der Lancia Flaminia Berlina 2500 erreicht mit seinen 100 PS etwa 160 km/h. Der schnellste Flaminia ist der Flaminia Supersport (Zagato). Er kommt auf 210 km/h und ist der schnellste serienmäßige Lancia seiner Zeit.
Am günstigsten sind Flaminia GT und -Coupés zu haben. Die Preise beginnen bei etwa 30.000 Euro. Limousinen werden ab 55.000 Euro gehandelt. Am teuersten sind die Modelle aus Zagatos Hand. Hier werden mindestens 200.000 Euro aufgerufen.