1968: Das Jahr der großen Studentenproteste und das Jahr, in dem Peugeot seinen fast revolutionären 504 herausbrachte. Die elegante Reiselimousine der oberen Mittelklasse vereinte Merkmale wie technische Innovationen, extravagantes Design und Komfort, wie es sonst nur in der Oberklasse üblich war. Gepaart mit der unglaublich robusten und langlebigen Technik wurde der Peugeot 504 so lange gebaut wie kaum ein anderes Auto. In Nigeria lief der letzte 504 im Jahre 2005 vom Band. Heute hat sich der edle Franzose den Status eines begehrten Klassikers erarbeitet. Noch immer ist er technisch für die große Familienreise geeignet. Wenn da nicht das Thema Rost wäre.
Mit den Augen der Sophia Loren: Der Peugeot 504!
Die Konkurrenz aus dem eigenen Lande drohte Peugeot auf das Abstellgleis zu schieben. Citroën punktete mit dem DS und ID, Renault mit dem Renault 16. Etwas Neues, Außergewöhnliches musste her! Das Design des seinerzeit größten Peugeot ging aus einem Wettbewerb zwischen dem hauseigenen Peugeot Centre Style unter Leitung von Paul Bouvot und dem Designer Pininfarina hervor.
Obwohl das italienische Studio gewann, war Pininfarina vom Design der Frontpartie des Kontrahenten begeistert. Besonders die trapezförmigen Scheinwerfer hatten es ihm angetan. Seine Aussage: Die Scheinwerfer würden ihn an die Augen der italienischen Schauspielerin Sophia Loren erinnern. Aldo Brovarone, Designer bei Pininfarina, hingegen entwarf das einzigartige Heck der Peugeot 504-Limousine. Der legendäre und extravagante Heckknick und die großen Fensterflächen erzeugen noch heute Aufmerksamkeit. Pininfarina fügte beide Entwürfe zu einer stimmigen Karosserie zusammen. Die Coupés und Cabriolets stammten aus Pininfarinas Feder.
Auch die Ausstattung ließ keine Wünsche offen. Details, die sonst nur in der Oberklasse vorbehalten waren, wirkten wie eine Kampfansage. Eine beheizbare Heckscheibe, Intervallscheibenwischer, elektrische Zeituhr, Sicherheitsgurte, Stahlschiebedach und Liegesitze suchte der Käufer sonst in der Mittelklasse vergeblich. Pragmatisch hingegen die Wahl der Sitzbezüge. Aus Lederimitat hergestellt sollten sie besonders Familien mit Kindern durch leichte Pflege überzeugen.
1975 erhielt der Peugeot 504 eine Auffrischung. Der Innenraum wurde deutlich moderner und die Türgriffe waren nun in die Karosserie eingelassen. Die Limousinen für den bundesdeutschen Markt erhielten in den Baujahren 1976 und 1977 Doppelscheinwerfer, wie sie auch bei den US-Modellen verbaut wurden.
Moderner Maschinenraum: Die Motoren de Peugeot 504!
Anfangs wurden modernisierte Motoren des kleineren Peugeot 404 verwendet. Der 1,8-Liter-Vierzylinder wurde mit Vergaser oder mechanischer Kugelfischer-Einspritzung angeboten. Bei Letzterem müssen Drosselklappe und Gasgestänge sehr genau synchronisiert werden. Die Einspritzer sind an der Bezeichnung „Injection“ erkennbar. Die Leistung der 1,8-Liter-Motoren lag zwischen 62 und 97 PS.
1970 wurde die Motorenpalette um einen 96 PS-starken 2,0 Liter erweitert. Die ersten Dieselmotoren kamen 1971 ins Programm. Sie wurden mit Hubräumen von 1,9-, 2,1- und 2,3-Litern angeboten. Die Leistung betrug zwischen 49 und 70 PS. 1977 präsentierte Peugeot den ersten Sechszylinder, der nach dem Krieg in Frankreich entwickelt und hergestellt wurde. Die Entwicklung des sogenannten PRV-Motors wurde bereits 1966 in Kooperation mit Renault begonnen. 1971 schloss sich auch Volvo an. Ursprünglich als 8-Zylinder konzipiert, wurde er aufgrund der Ölkrise auf sechs Zylinder gekürzt. Dieser 2,7-Liter-Motor mit 144 PS war den Coupés und Cabriolets vorbehalten.
Der heckangetriebene Peugeot 504 wurde serienmäßig mit einem manuellen Vierganggetriebe ausgeliefert. Ausschließlich für die Vergasermodelle war eine Dreigang-Automatik von ZF erhältlich. Positiv fielen die ruckfreien Gangwechsel auf. Der Kombi wurde ab 1980 auch mit einem Allradantrieb hergestellt. Der Pick-up folgte ein Jahr später.
Vielfalt ist Trumpf!
Sicher, ein wichtiger Grund für den Erfolg des Peugeot 504 ist die Variantenvielfalt. Ursprünglich als Limousine angeboten, kamen schnell ein Kombi, ein Coupé, eine Limousine und ein Pick-up hinzu. Auch Sonderkarosserien wie Kranken- und Bestattungswagen standen zur Verfügung. Die Firma Bimobil bot ab 1979 eine Campingkabine für das Pick-up an.
Das und seine unverwüstliche Technik machten den Peugeot 504 global zu einem Bestseller. In Frankreich wurde er von 1968 bis 1983 (Pick-up bis 1993) produziert. In einigen Ländern wie Kenia, Australien, Argentinien und Nigeria wurde er leicht modifiziert und länger gebaut. Die letzte Produktion endete 2005 in Nigeria.
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Bereit für die Reise?
Die technische Seite des Peugeot 504 gilt als mustergültig in Sachen Langlebigkeit und Zuverlässigkeit. Schwierig ist die Synchronisierung der Drosselklappe und des Gasgestänges. Eine falsche Einstellung führt zu unrundem Motorlauf oder gar Ausfall des Motors. Das manuelle Getriebe weist des Öfteren Probleme auf. Ruckeln und hakelnde Schaltungen sind die Folge. Deutlich unproblematischer ist das Automatikgetriebe. Ölverlust ist meist auf Undichtigkeiten an der Schwungscheibe zurückzuführen. Ein rauer Motorlauf beim Sechszylinder ist normal. Für diese ist die eigentümliche Konstruktion des Motors verantwortlich. Ersatzteile für die Motoren sind noch recht gut erhältlich.
Rost ist der größte Feind des Peugeot 504. Hier können prinzipiell alle Bleche betroffen sein. Genau begutachten sollten Sie die A-Säulen, die Schweller, die Türen und Kotflügel. Ein von Rost befallener 504 ist nur schwierig und mit großem finanziellem und zeitlichem Aufwand wiederherzustellen. Hier lohnt es sich, nach einem restaurierten Oldtimer der Note 2 oder besser zu schauen.
Ist ein Peugeot in einem guten und regelmäßig gewarteten Zustand, steht der großen Urlaubsreise auch mit Familie nichts im Wege. Er wird Sie nicht im Stich lassen. Allerdings sind gute Exemplare längst keine Schnäppchen mehr. Im Grunde waren sie das schon als Neuwagen nicht. Ein alltagstauglicher 504 kostet mindestens 30.000 Euro. In besonders gutem Zustand auch deutlich mehr.
FAQ
3.714.299 Peugeot 504 liefen bis 2000 weltweit vom Band. Die Zahl der später produzierten Exemplare ist nicht bekannt. In Nigeria wurde er bis 2005 hergestellt.
Pininfarina entwickelte das Design aus den eigenen Entwürfen und den von Peugeots hauseigenem Designstudio „Peugeot Centre Style“ kreierten Vorschlägen.