Die sportlich begeisterte Familie liebt ihn. Über zehn Jahre vor dem VW Golf GTI brachte Renault seinen kleinen, familientauglichen Rennwagen auf den Markt. 1962 als brave kleine Familienlimousine erschienen, nahm sich die Tuninglegende Gordini den Renault 8 vor. Heraus kam ein Auto, welches besonders in Frankreich eine große Fangemeinde hat. Der Renault 8 Gordini. Das Markenzeichen: Eine Lackierung in „Bleu France 418“ mit weißen Rallyestreifen. Seine Vorzüge: Starke Motoren und ein Fahrwerk mit hervorragender Traktion. Der harte Einsatz im Motorsport ließ nicht viele „Gorde“ überleben. Der Gordini im sportlichen Trikot ist heute selten und bietet ungeahnten Spaß!
Eckiges Leichtgewicht: Renault 8!
1962 erblickte der knapp vier Meter lange Renault 8, ursprünglich als Nachfolger des Renault Dauphine, das Licht der Welt. Damit verabschiedete sich der französische Hersteller vom rundlichen Design. Von Sportlichkeit war in den Anfangsjahren nichts zu erkennen. International kaum beachtet flog er unterm Radar der Autokäufer.
Die kompakte Familienlimousine verband das bewährte Heckmotorprinzip (wie beim VW Käfer) mit zeitgemäßer Technik. Der knapp 1 Liter große Vierzylinder besaß eine fünffach gelagerte Kurbelwelle und eine oben liegende Nockenwelle. Ab 1964 bot Renault mit dem 8 Major eine 1,1-Liter-Version mit 43 PS an. 1969 kam eine sportlichere Version der R8 S auf den Markt. Dieser war an seiner gelben Lackierung zu erkennen und leistete 53 PS.
Dazu kam anfangs ein Dreigang-Getriebe, welches bereits 1963 durch ein teilsynchronisiertes und 1964 durch ein vollsynchronisiertes Viergang-Getriebe ersetzt wurde. In damaligen Zeiten keine Selbstverständlichkeit! Auch ein Automatikgetriebe war ab 1963 erhältlich. Dieses hatte eine elektromagnetische Kupplung und wurde über Drucktasten am Armaturenbrett bedient.
Während die meisten Fahrzeuge seiner Zeit mit wartungsfreien Fahrwerken ausgestattet waren, griff Renault beim 8 wieder auf Schmiernippel zurück. Scheibenbremsen an allen vier Rädern waren Serie. Das 750-Kilogramm-Leichtgewicht schaffte mit seinen 40 PS immerhin 130 km/h Spitzengeschwindigkeit.
Der Innenraum präsentiert sich klassenüblich spartanisch. Hinter den Vordersitzen ist eine schmale Sitzbank untergebracht, die für Kinder ausreichend Platz bietet. Das Cockpit besteht aus einer Metallplatte mit einigen Instrumenten. Während die vorderen Fenster mit einer Kurbel zu bedienen waren, wurden hinten Schiebefenster verwendet.
Blaue Sportskanone: Der Gordini!
Gordini, in den 1950er Jahren in der Formel 1 aktiv, überarbeitete den Renault 8 gründlich. Im Jahre 1964 wurde der Renault 8 Gordini vorgestellt. Der im Major verwendete 1,1-Liter-Vierzylinder wurde mit neuen, halbkugelförmigen Brennräumen und einem Solex-Doppelvergaser auf die stattliche Leistung von 86 PS gebracht. Sportliche Zutaten wie verkürzte Federwege, hydraulische Stoßdämpfer und ein tiefergelegter Aufbau optimierten die Straßenlage. Mit 170 km/h Höchstgeschwindigkeit konnte er mit deutlich größeren und teureren Fahrzeugen seiner Zeit leicht mithalten.
Optisch war der Renault 8 Gordini leicht von seinen zivilen Brüdern zu unterscheiden. Die Lackierung in „Bleu France 418“ mit den weißen Doppelstreifen auf Motorhaube, Dach und Kofferraumklappe gab es nur für den „Gorde“.
1967 erschien eine nochmals verbesserte Variante des Renault 8 Gordini. Der Motor wurde auf 1254 cm³ vergrößert und mit einem Weber-Doppelvergaser ausgerüstet. Die Leistung stieg nur geringfügig auf 88 PS. Er lieferte jedoch mehr Drehmoment und eine verbesserte Kraftentfaltung. Die Höchstgeschwindigkeit stieg auf 175 km/h. Das Fünfganggetriebe stellte in den 1960er Jahren eine Sensation in der Kompaktklasse dar. Zwei zusätzliche Scheinwerfer ergänzen das Bild und sorgen auf Rallyes für gutes Licht.
Erfolge, die Gordini im Formel-1-Segment nicht vergönnt waren, konnte er nun im Rallye-Bereich verbuchen. Die Rallye Korsika 1964 gewann Jean Vinatier mit einem Renault 8 Gordini. 1965 und 1966 fuhren Pierre Orsini und Jean-François Piot vor Alfa Romeo GTA und Porsche 911 ins Ziel. Einige Rallye-Legenden begannen ihre Karriere mit einem Gordini.
Insgesamt 11.800 Exemplare des Renault 8 Gordini wurden gebaut.
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Renault 8 und die rumänische Geschichte des Automobils
Durch einen Lizenzvertrag wurde in Rumänien der erste Dacia produziert. Der Dacia 1100 wurde ab 1968 aus Originalteilen französischer Produktion montiert. Ab 1969 wurden zunehmend Einzelteile rumänischer Herkunft eingesetzt. Insgesamt sind zwischen 26.582 und 37.546 Exemplare (die Angaben variieren) entstanden.
Auch in Bulgarien sind einige Renault 8 in Lizenz gebaut worden. Unter dem Namen Bulgarrenault wurden die Fahrzeuge in geringer Stückzahl vor allem für den bulgarischen Markt produziert. Einige Exemplare wurden auch nach Jugoslawien, Österreich und in den Nahen Osten exportiert.
Top oder Flop? Renault 8 als Oldtimer!
Zugegeben: In Deutschland ist er eher ein Unbekannter. Der NSU Prinz hat hier eine deutlich höhere Bekanntheit. Und gerade das macht den Reiz aus! Insbesondere der Renault 8 Gordini fällt bei Rallyes mehr auf als die Konkurrenz von Porsche. Nicht nur wegen der eigentümlichen Optik.
Noch heute begeistert der „Gorde“ mit seinen Fahrleistungen und der trotz fehlender Servounterstützung leichtgängigen Lenkung. Doch auch die schwächeren Modelle haben ihren Charme. Die Technik ist weitgehend anspruchslos, robust und langlebig. Lediglich Rost ist ein größeres Thema. Besonders bei den R8 Gordini sollte auf Unfallfreiheit oder schlechte Reparatur derselben geachtet werden.
Originale Ersatzteile sind vor allem in Frankreich zu finden. Insbesondere bei spezialisierten Autoverwertern und Teilehändlern lohnt eine Anfrage.
Von den insgesamt etwa 1,3 Millionen Renault 8 haben es nicht sehr viele in die heutige Zeit geschafft. Der Rost und seine Unauffälligkeit haben den meisten Autos das Ende bereitet. Sehr selten sind R8 in Deutschland zu finden. Das Angebot in Frankreich ist ergiebiger. Die Standardversion und der besser ausgestattete Major sind heute ab etwa 6.000 Euro zu haben. Sehr selten wird ein R8 S angeboten. Die Preise beginnen bei rund 23.000 Euro. Ein originaler R8 Gordini wird für mindestens 45.000 Euro gehandelt.
FAQ
Die frühe Version hatte einen 1,1-Liter-Motor mit 86 PS und erreichte eine Spitzengeschwindigkeit von 170 km/h. Die überarbeitete Version besaß einen 1,3-Liter-Motor mit 88 PS. Er fuhr bis zu 175 km/h schnell.
Ein originaler Gordini ist ab etwa 45.000 Euro zu haben. Die schwächeren Renault 8 können ab rund 6.000 Euro erworben werden.