Skandinavische Autos genießen den Ruf, besonders sicher zu sein. Der Saab 900 macht da keine Ausnahme. Dazu bringt er ein gefälliges, aber eigenständiges Design und sehr gute Langzeitqualitäten mit. Er ist ein Mauerblümchen. In der Oldtimerszene glänzen vor allem Modelle wie der Opel Senator oder der Mercedes W123. Saab konzentrierte sich nicht auf Chromschmuck und Spielereien. Neues wegweisendes Design, Sicherheit und innovative Technik standen auf der Liste der Entwickler. Sich selbst reparierende Stoßstangen und Seitenaufprallschutz beispielsweise. Turbomotoren waren in den 1970er Jahren eine Ausnahme. Saab brachte mit dem 900 Turbo ein robustes und alltagstaugliches Modell auf den Markt.
Von einem anderen Stern: Der Saab 900
In den 1970er Jahren beherrschten chromgeschmückte Stufenhecklimousinen die Straßen. Ein Saab 900 mag zu dieser Zeit wie ein Raumschiff gewirkt haben. Zugegeben: Der 900er trifft mit seinen aerodynamischen Linien, dem schrägen Heck und der konkaven Frontscheibe nicht jedermanns Geschmack. Er ist und bleibt ein Oldtimer für Individualisten. Zudem ist er alltagstauglich und mit seiner großen Heckklappe auch durchaus praktisch.
Entwicklung und Varianten
1978 wurde der Saab 900 als Weiterentwicklung des Saab 99 vorgestellt. Neben dem verlängerten Radstand wurden auch die Front und die Innenausstattung umfangreich geändert und modernisiert. Anfangs wurde der Saab 900 als Fließhecklimousine mit drei oder fünf Türen angeboten. Besonders praktisch: Die Rücksitzlehnen ließen sich umlegen, sodass ein Ladevolumen von bis zu 900 Litern zur Verfügung stand. Eine viertürige Stufenheckversion (Sedan) kam 1980 hinzu. 1984 folgte die zweitürige Variante.
Modellpflege und neue Varianten
Eine größere Modellpflege erfuhr der 900 im Herbst 1986. Die Front wurde aerodynamischer und er erhielt breitere Stoßfänger. Frischluftvergnügen ermöglicht das ebenfalls 1987 vorgestellte Saab 900 Cabriolet. Trotz oder gerade wegen seiner eigenwilligen Details wird es zum Erfolg.
1989, nach der Übernahme durch General Motors, gab es erste technische Veränderungen. Der Saab 900 S ergänzte die Modellpalette. Er verfügte nicht über das APC-System und besaß auch keinen Ladeluftkühler. Gegenüber dem Turbo 16 leistete der Softturbo mit 145 PS jedoch nur unwesentlich weniger. Durch den günstigeren Preis verkaufte er sich sehr gut.
Das Erbe des Saab 900
Der Saab 900 I wurde von 1978 bis 1993 (Cabriolet bis 1994) gebaut. Insgesamt wurden 908 810 Exemplare verkauft. Unter der Regie von GM wurde 1993 der neue Saab 900 II vorgestellt. Optisch stark modernisiert gab es auch technisch viele Änderungen. GM bediente sich aus den Regalen anderer Modelle des Konzerns. Die Bodengruppe wurde beispielsweise vom Opel Vectra A übernommen. Die Motoren waren nicht mehr längs, sondern quer eingebaut. 273.568 Saab 900 II in allen Karosserieformen verließen bis 1998 das Werk.
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Vier gegen sechs!
Anders als die Konkurrenz in der gehobenen Mittelklasse setzte Saab nicht auf Sechszylindermotoren. Die Schweden setzten auf 2,0-Liter-Vierzylinder in unterschiedlichen Varianten mit und ohne Turbolader. Die Einstiegsmotorisierung leistete 100 PS und brachte den Saab auf eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h. Mit Turbounterstützung und Bosch K-Tronic-Einspritzanlage waren bis zu 180 PS und eine Geschwindigkeit von 205 km/h zu erreichen.
Ein Vorteil gegenüber vielen Mitbewerbern seiner Zeit waren die ab 1982 eingesetzten Turbolader, welche das APC-System nutzten. Das System arbeitet mit Steuergerät, Klopfsensor, einem Waste-Gate-Ventil und einem Ladedruckventil. Mit dieser Technik konnte der Ladedruck an verschiedene Benzinsorten angepasst werden. Während die Konkurrenz mit Superbenzin betankt werden musste, gab sich der Saab 900 mit Normalbenzin zufrieden.
Zur Auswahl standen in der ersten Generation vier- oder fünfgängige Handschaltgetriebe oder eine Borg-Warner-Dreigangautomatik, die die Vorderräder antrieb.
Der 1993 eingeführte Saab 900 II bot weiterhin vorrangig 2,0-Liter-Vierzylindermotoren, jedoch auch ein größeres 2,3-Liter-Aggregat. Erstmals kam auch ein V6-Motor mit 2,5 Litern Hubraum aus dem Hause Opel hinzu.
Alter Schwede mit wenig Gebrechen!
Robust und Rostresistent
Noch heute begeistert der Saab 900 mit seiner Qualität und Zuverlässigkeit. Natürlich macht der Rost auch vor dem dicken Schwedenblech nicht Halt. Dennoch weisen die Karosserien dank gutem Rostschutz und dicker Lackierung meist wenig Korrosion auf. Wenn, dann ist es vorzugsweise ein optisches Problem. Roststellen finden sich meist unter den Dichtungen der Türen, an den Nietstellen der Motorhaube, am Batteriekasten und um den Tankdeckel. Aufgrund der hohen Preise für die Turbomodelle sind diese in den meisten Fällen besser gewartet.
Dauerläufer mit Power
Die Motoren haben sich einschließlich der Turbomodelle als echte Dauerläufer etabliert. Bei guter Pflege sind 300.000 Kilometer Laufleistung keine Seltenheit. Besonders unproblematisch sind die Saugmotoren. Hier ist der 16V hervorzuheben. Er ist etwas sparsamer als der 8V und weist eine erhöhte Zuverlässigkeit auf. Frühe Modelle bis 1980 besaßen den sogenannten „B-Motor“. Probleme mit der innenliegenden Wasserpumpe und dem Zündverteiler traten gehäuft auf. Mit den neuen Motoren ab 1981 waren diese Probleme gelöst. Bei einem Kauf sollten Sie auf Geräusche von der Steuerkette und auf den Ölverbrauch achten.
Schwachstelle Getriebe
Die Achillesferse des Saab 900 ist das Getriebe. Es wurde bereits für den Vorgänger (Saab 99) entwickelt und war für eine Motorleistung von 80 PS vorgesehen. Bei den Modellen mit Saugmotor arbeiten Schalt- wie auch Automatikgetriebe zuverlässig. Als Kraftübertragung für die stärkeren Turbos eignen sie sich nur bedingt und unterliegen häufig erhöhtem Verschleiß. Sind im Fahrbetrieb heulende Geräusche zu hören, wird eine Getriebeüberholung fällig. Automatikgetriebe sind für die Turbos die eindeutig schlechtere Wahl. Der Benzinverbrauch ist deutlich höher und es kommt mit dem hohen Drehmoment nicht zurecht.
Ersatzteile und Preise
Trotzdem es Saab lange nicht mehr gibt, ist die Ersatzteilversorgung sehr gut. Insbesondere Verschleißteile sind ausreichend und günstig zu haben. Schwieriger wird es bei Teilen der Innenausstattung. Hier hilft meist nur gebrauchter Ersatz. Ein Blick auf niederländische Anbieter ist oft vielversprechend.
Günstig sind sie! Fahrbereite Exemplare der zweiten Generation sind im guten Zustand mit relativ wenigen Kilometern ab rund 4.000 Euro erhältlich. Für Modelle der ersten Generation im guten Zustand und mit H-Kennzeichen verlangen Verkäufer mindestens 8.000 Euro. Cabriolets im Top-Zustand können 20.000 Euro und mehr kosten.
FAQ
Am beliebtesten sind Cabriolets der ersten Generation, insbesondere mit guter Ausstattung und einem 16V- oder gar Turbomotor.
Das mittig im Saab 900 verbaute Zündschloss dient der Sicherheit. Studien haben ergeben, dass sich viele Fahrer bei Unfällen das Knie am Zündschloss zertrümmerten.