Sachsenring Trabant: Der zweitaktende Duroplastbomber (wie er gern scherzhaft genannt wird) ist zum Symbol der Wiedervereinigung geworden. Trotzdem er bereits in den 1960er Jahren als veraltet galt, wurde er nahezu unverändert bis 1991 produziert. Das Konzept der Kunststoffkarosserie war nicht neu. Dennoch war der Trabant, beziehungsweise sein Vorläufer P70, der weltweit erste Serien-Pkw mit einer nicht von Hand hergestellten Kunststoffhülle. Der unkultivierte und recht durstige Zweizylindermotor erfüllte seinen Zweck bis 1990, um durch einen Vierzylinder aus dem VW-Regal ersetzt zu werden. Das rettete ihn jedoch nicht vor dem Untergang. Viele Innovationen wurden entwickelt. In die Serie schafften es die meisten nicht.
Auferstanden aus Ruinen: Der Sachsenring P70
Alles begann bereits 1955. Die Automobilindustrie sollte wachsen und ihre Fortschrittlichkeit gegenüber dem Westen zeigen. Und natürlich für die Massenmobilisierung der damaligen DDR sorgen. Auf Basis des bereits vor dem Krieg entstandenen DKW-F8 entstand der Kleinwagen P70, um ein neuartiges Material für die Karosserie zu erproben. Von diesen Fahrzeugen wurden bis 1959 insgesamt 36.151 Exemplare hergestellt und zum Teil auch exportiert. Die Produktion des P70 war jedoch teuer.
Der Trabant wurde als kostengünstigeres Modell entwickelt und ging 1958 als P50 in Serie. Bereits 1957 gab es eine kleine Vorserie von 50 Exemplaren. In den folgenden 34 Jahren wurde der Trabant stetig im Detail weiterentwickelt. Die Ingenieure hatten zwar viele Ideen und stellten der Parteiführung zum Teil völlig überarbeitete Prototypen vor, aber sie fanden kein Gehör. So geriet der Trabant spätestens ab den 1970er Jahren international immer mehr ins Hintertreffen. Produziert wurde der Trabant als Limousine und Kombi. Mit dem Trabant 601 gab es auch einen Kübelwagen, der vor allem für Polizei und Militär gebaut wurde.
Trabant P50: Der Begleiter und Antwort auf den Käfer!
1957 wurde der sowjetische Satellit „Sputnik“ erfolgreich gestartet und sollte die Fortschrittlichkeit des Sozialismus beweisen. In einer Umfrage unter den Werksangehörigen fiel die Entscheidung zur Namensgebung des neuen Autos. „Trabant“. Übersetzt heißt es Begleiter, Satellit.
Der Trabbi, wie er auch liebevoll genannt wurde, sollte ebenso wie „Sputnik“ den Fortschritt des Sozialismus beweisen. Anfangs gelang ihm das auch. Ende der 1950er Jahre war der Trabant P50 durchaus auf der Höhe der Technik und verkaufte sich sogar im westlichen Ausland nicht schlecht.
Im Laufe der Jahre veraltete das Konzept jedoch. Die Regierung investierte kaum. Trotz findiger Tüftler und Ingenieure, die den Trabant weiterentwickelten und neue Studien entwarfen, gab es keinen Weg. Einige Prototypen sind in Museen, unter anderem im Verkehrsmuseum Dresden, zu sehen.
Kleine Neuerungen wie Kopfstützen, geänderte Befestigungspunkte der Sicherheitsgurte oder eine modernisierte Scheibenreinigungsanlage wurden in den DDR-Medien als bahnbrechende Fortschritte gefeiert. In der DDR hatte der Trabant viele Spitznamen. Unter anderem wurde er als Rennpappe, überdachte Zündkerze, Plastikbomber oder Gehhilfe bezeichnet.
Pension Sachsenruh
Weitreichende Bekanntheit erreichte der Trabant durch den Film „Go Trabbi go!“. Darin ist die Fähigkeit einiger Menschen zu sehen, aus wenig doch etwas zu machen. Aufgrund der eingeschränkten Reisemöglichkeiten und des geringen Budgets wurde Camping populär. Was einst mit Einzelanfertigungen für den eigenen Bedarf begann, entwickelte sich zum Produkt für die Masse. Dachzelte waren begehrt und machten den Trabant zum Campingmobil. Auch die Herstellung von Wohnwagen erlebte einen Boom. Der kleine und leichte Queck Junior wurde ein Kassenschlager. Durch sein geringes Gewicht konnte er selbst vom schwachen Trabant gern auch bis nach Ungarn gezogen werden.
„Von Null auf Hundert bis Sonnenuntergang!“: Der Trabant
Als der Trabant 1957 (damals noch als AWZ P 50 bezeichnet) vorgestellt wurde, hatte er eine der Zeit entsprechende rundliche Form. Diese wurde auch mit dem 1962 erschienenen Trabant 600 nicht geändert. Erst 1964 bekam er eine Auffrischung.
Motorseitig änderte sich über die gesamte Bauzeit kaum etwas, obwohl an anderen, moderneren Antrieben entwickelt wurde. So gab es Versuche mit Wankelmotoren. Ein erfolgreicher Test im Jahre 1964 mit einem Prototypen (Trabant P 603) über 50.000 Kilometer verlief erfolgversprechend. Jedoch erwies sich die Serienfertigung als problematisch und das Projekt wurde eingestellt. Es begann mit einem 0,5-Liter-Zweitaktmotor mit 17 PS und endete mit dem Einsatz eines 1,1-Liter-Vierzylinders aus dem VW-Regal. Der moderne Antrieb konnte jedoch nicht über die sonst veraltete Technik und das Design hinwegtäuschen. 1991 lief nach 33 Jahren der letzte Trabant vom Band.
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Motoren
Typ | Hubraum | Leistung | v-max | Bauzeit |
P 50 | 499 cm³ | 17 PS | 90 km/h | 1957-1958 |
P 50Z | 499 cm³ | 18 PS | 95 km/h | 1958-1959 |
P 50/1, P 50/2 | 499 cm³ | 20 PS | 100 km/h | 1959-1962 |
P 600 | 595 cm³ | 23 PS | 100 km/h | 1962-1965 |
Trabant 601 | 595 cm³ | 23 PS | 100 km/h | 1965-1969 |
Trabant 601 | 595 cm³ | 26 PS | 108 km/h | 1969-1990 |
Trabant 1.1 | 1043 cm³ | 40 PS | 125 km/h | 1988-1991 |
Trabant: Vom belächelten „Zonenauto“ zum Kultmobil!
Vor der politischen Wende mussten die Bürger der ehemaligen DDR bis zu 15 Jahre auf ihren Trabant warten. Oft wurden die Bestellungen bereits im Kindesalter durch die Eltern vorgenommen. 1989 wurden die Fahrzeuge oft zu Spottpreisen (manchmal für eine symbolische D-Mark) abgestoßen. Massenweise gingen sie auf die Schrottplätze oder wurden einfach am Straßenrand abgestellt. Mit den Jahren hat sich Vieles geändert. Vor allem der Preis. Der Trabant wurde zum Kultauto. Nicht nur im Ostteil des Landes! Bereits restaurationsbedürftige Trabant kosten selten unter 1.000 Euro. Sehr gut erhaltene oder schon restaurierte Modelle kosten zwischen 4.000 und 7.000 Euro. Für Top-Exemplare können auch 8.000 und mehr Euro verlangt werden.
Durch seinen sehr simplen technischen Aufbau ist der Trabant ein sehr guter Oldtimer für Einsteiger. Der Motor ist gut zugänglich und einfach aufgebaut. Eine Wasserkühlung gibt es erst mit dem Trabant 1.1. Trotz der rostfreien Karosserie ist Korrosion ein wichtiges Thema. Die Stehbleche, an denen die Karosserie angebracht ist, werden oft unbemerkt Opfer der braunen Pest. Durch die große Fangemeinde ist die Ersatzteilversorgung für den Trabant unproblematisch. Viele Teile werden (auch in osteuropäischen Ländern) kostengünstig nachgefertigt.
FAQ
In den 1980er Jahren kostete ein Trabant durchschnittlich 10.000 Ostmark. Auf die Auslieferung eines bestellten Trabants wartete der Käufer bis zu 15 Jahre.
Insgesamt wurden knapp 3,1 Millionen Trabant gebaut. Die mit Abstand höchsten Stückzahlen erreichte der Trabant P601 mit über 2,8 Millionen.