
Mit dem Volvo 850 betrat der schwedische Autobauer 1991 Neuland. Der 1991 erschienene Volvo 850 hatte mit seinen Vorgängern kaum etwas außer dem kantigen Design gemein. Volvo setzte beim 850er auf Frontantrieb. Einzigartig war in dieser Zeit auch der Motor. Der erste quer in einem Pkw verbaute Aluminium-Fünfzylinder erwies sich als ausgesprochen robuste und vielseitige Motorisierung. Sicherheitstechnisch bewies Volvo erneut seine Vorreiterrolle. Der Volvo 850 erhielt das neuartige Seitenaufprallsystem (SIPS) und automatisch höhenverstellbare Sicherheitsgurte. Die Deltalink-Hinterachse sorgte für sichere und komfortable Fahreigenschaften. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern der 700er und 900er Baureihe wurden nun auch durchaus sportliche Fahrleistungen möglich.
Innovativer Erfolgstyp: Volvo 850!

Zu Beginn der 1990er Jahre rüstete die Oberklasse der Konkurrenz mächtig auf. Sie drohte Volvo abzuhängen. Gerade rechtzeitig brachte der schwedische Konzern 1991 seinen innovativen Volvo 850 auf den Markt. Der anfangs lediglich als Limousine gebaute Wagen der oberen Mittelklasse sollte konkurrierenden Marken wie Mercedes, BMW und Audi den Kampf ansagen.
Im Design blieb der Volvo 850 seiner klassischen Linie treu. Anfangs wurde er ausschließlich als Limousine und ab 1993 auch als Kombi angeboten. Die Neuerungen lagen unterm Blech. Volvotypisch durften neu entwickelte Sicherheitstechnologien nicht fehlen. Allen voran das Side Impact Protection System (SIPS). Der Seitenaufprallschutz bestand aus einer verstärkten B-Säule und Schwellern sowie ergänzenden Verstrebungen an Fahrzeugboden und Dach. Noch heute ist jeder Volvo mit diesem System ausgestattet. Auch viele andere Hersteller adoptierten die Technologie. Neu war auch der erste automatisch höhenverstellbare Sicherheitsgurt. Neu in der automobilen Welt waren die bis zum Dach gezogenen Heckleuchten des Kombi. Bis heute wird dieses Design bei vielen Herstellern verwendet.
Ab 1994 (Modelljahr 1995) wurde die Sicherheitsausstattung des Volvo 850 um 2 Seitenairbags erweitert. Er war damit das erste Auto mit 4 Airbags. Die Seitenairbags waren in den Sitzen integriert und wurden bei einem Seitenaufprall mechanisch ausgelöst. Ab 1996 wurden sie elektronisch durch einen Fliehkraftsensor aktiviert.
Volvo 850: Der mit den Porsche-Genen?
Der Volvo 850 bedeutete die vollständige Abkehr vom Heckantrieb. Die Vorderräder wurden durch einen völlig neuen Aluminium-Fünfzylinder angetrieben. Der ursprünglich als Sechszylinder geplante Motor wurde in Zusammenarbeit mit Porsche in Weissach entwickelt. Da das Aggregat jedoch quer eingebaut werden sollte, musste es gekürzt werden. Aus dem ursprünglichen Sechszylinder wurde ein Fünfzylinder. Er war mit Hubräumen von 2,0, 2,4 und 2,5 Litern erhältlich. Die Leistung wuchs im Laufe der Bauzeit von 126 auf bis zu 250 PS. Ab 1995 kam auch ein Dieselmotor ins Programm. Dieser ist allerdings keine Eigenentwicklung. Der 2,5-Liter-Fünfzylinder stammt aus dem Hause Audi und wurde fast unverändert bei Volvo genutzt. Ab 1995 wurde der Volvo 850 Bi-Fuel angeboten. Der 2,5-10-V erhielt eine Erdgasanlage und konnte mit Benzin und Erdgas betrieben werden.
Motoren des Volvo 850
Modell | Hubraum | Leistung | Drehmoment | Bauzeit |
2.0-10V | 1984 cm³ | 126 PS | 172 Nm | 1994-1996 |
2.0 20V | 1984 cm³ | 143 PS | 175 Nm | 1991-1996 |
2.0 T | 1984 cm³ | 211 PS | 300 Nm | 1993-1996 |
2.5 10V | 2435 cm³ | 140 PS | 206 Nm | 1991-1994 |
2.5 10V | 2435 cm³ | 144 PS | 206 Nm | 1995-1996 |
2.5 10V | 2435 cm³ | 170 PS | 220 Nm | 1991-1996 |
2,5 T | 2435 cm³ | 193 PS | 270 Nm | 1996 |
T5 | 2319 cm³ | 226 PS | 300 Nm | 1993-1996 |
T5-R | 2319 cm³ | 241 PS | 300 Nm | 1994-1996 |
R | 2319 cm³ | 250 PS | 350 Nm | 1995-1996 |
TDI | 2461 cm³ | 140 PS | 290 Nm | 1995-1996 |
Eine Neuheit stellte auch die Umstellung auf Frontantrieb dar. Volvo optimierte die Verbundlenker-Hinterachse und sorgte so für ein besseres Fahrverhalten. Ebenso haltbar wie die Motoren erweisen sich noch heute die Getriebe. Möglich waren ein Fünfgang-Schaltgetriebe und eine vierstufige Automatik. 1996, kurz vor dem Modellwechsel, stellte Volvo seinen ersten, mit permanentem Allradantrieb ausgestatteten Serienwagen vor. Der Volvo 850 AWD.
Volvo bewies mit dem 850 aufs Neue, dass die Schweden sicherheitstechnisch Weltspitze sind, und erhielt die Tradition aufrecht, robuste und langlebige Fahrzeuge zu bauen. 1996 wurde der Volvo 850 im Zuge einer großen Modellpflege umbenannt. Von nun an war er als Volvo V70 auf dem Markt.
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Aus 850 wird V70, S70 und C70
Das Design des neuen V70 änderte sich nur geringfügig. Die Front war nun etwas flacher und runder, die vorherig unlackierten Kunststoffteile erhielten Farbe. Hinten änderten sich lediglich die Rückleuchten. Die P80 genannte Plattform des Volvo 850 wurde übernommen. Statt der orangenen Blinkleuchten waren jetzt weiße Leuchten montiert. Im Innenraum tat sich deutlich mehr. Das Armaturenbrett wurde komplett neu geformt.
Von den insgesamt etwa 1.800 Änderungen gegenüber dem Volvo 850 waren die meisten technischer Art und nicht (oder kaum) sichtbar. Verbessert wurde auch die Serienausstattung. Neben elektrisch verstellbaren und beheizbaren Außenspiegeln waren auch elektrische Fensterheber und Zentralverriegelung mit Fernbedienung Standard. Hinter der Modellbezeichnung V70 verbirgt sich die Kombivariante. Die Limousine hieß S70 und das Coupé C70. Der C70 war ab 1999 in Europa auch als Cabriolet erhältlich.
Die Motorisierungen des Vorgängers wurden weitgehend unverändert übernommen. Erst 1999, mit einer großen Modellpflege, wurden zur Erreichung der Euro-3-Norm elektronische Drosselklappen eingebaut. Die 20-V-Motoren erhielten eine variable Nockenwellensteuerung. Erkennbar sind die Modelle nach der Überarbeitung an der geänderten (dickeren) Dachreling und dem neuen Logo. Dieses hat statt des vorherigen schwarzen einen blauen Hintergrund.
Die Volvo V70 und S70 wurden bereits im Jahre 2000 durch den Volvo V70 II ersetzt. Der Volvo C70 wurde jedoch bis 2006 weitergebaut.
Unkaputtbares Raumwunder?
Die Haltbarkeit eines jeden Fahrzeuges steht und fällt mit der Wartung. So auch beim Volvo 850 oder Volvo V70. Dennoch: Vielen Konkurrenten aus jener Zeit hat er einiges in puncto Langlebigkeit voraus. Die Vollverzinkung lässt Rost nur wenige Chancen. Trotz alledem sollten Sie bei Kaufinteresse unbedingt die Kunststoffabdeckungen der Schweller abnehmen und dort nach dem Zustand schauen. Bei einigen frühen Modellen kann es im Bereich der vorderen Kotflügel zu Rost von der Innenseite kommen. Ist er von außen bereits zu sehen, ist der Kotflügel durchgerostet. Ersatz ist jedoch einfach und günstig zu erhalten. Die Reparatur der Schweller allerdings ist problematisch.
Die Heckklappe ist vermutlich bei keinem Exemplar des Volvo 850 Kombi oder V70 rostfrei. Besonders die Bereiche um die Welle des Heckscheibenwischers und unter der Scheibendichtung sind betroffen. Sind die Dichtungen unter- und oberhalb der Heckscheibe nicht mehr vorhanden, belassen Sie es so! Sind sie noch dort, entfernen Sie sie. Die Dichtungen sind lediglich optischer Natur und sorgen für Rostprobleme. Die Heckscheibe ist rundum geklebt und auch ohne Dichtungen sicher vor Wassereinbruch.
Eine Schwachstelle des Volvo 850 und V/S/C70 ist das vordere Fahrwerk. Die Lager der Querlenker, Koppelstangen und Domlager leiden unter dem hohen Gewicht von Motor und Getriebe. Auch hier ist Ersatz zu haben. Erfahrungsgemäß sind etwas teurere Originalteile in Bezug auf Langlebigkeit die bessere Wahl. Billige Nachbauten müssen meist sehr schnell wieder ersetzt werden.
Im Laufe der Jahre ist häufig der Austausch der Handbremsseile nötig. Der Wechsel an sich ist unproblematisch. Bei der Einstellung der Handbremse ist eine gefühlvolle Hand nötig.
Achten Sie bei der Probefahrt auf einen runden Motorlauf. Insbesondere die späten V70 mit der elektronischen Drosselklappe von Magneti Marelli sind im Alter manchmal störanfällig. Ein einfacher Austausch gegen eine andere Drosselklappe ist nicht ohne weiteres möglich. Es gibt allerdings einige Fachbetriebe, die sie wieder instand setzen können. Ein Ruckeln oder Stottern kann allerdings auch auf verschlissene oder falsche Zündkerzen oder einen zugesetzten Benzinfilter hinweisen. Insbesondere die Turbo-Modelle mögen Original am liebsten.
Gern wird der vorgeschriebene Wechsel der Ölfalle ignoriert. Setzt sie sich zu, steigt der Öldruck und Undichtigkeiten sind die Folge. Blaurauch aus dem Auspuff liegt meist an verschlissenen Ventilschaftdichtungen. Ebenso sollten Öl- und Zahnriemenwechsel regelmäßig erledigt werden.
Modelle von 1991 bis 1994 verfügen bereits über ein Diagnosesystem. Der sogenannte „Blinkkasten“ befindet sich vorn im Motorraum auf der Beifahrerseite. Das Auslesen erfordert kein weiteres Diagnosegerät. Lediglich die entsprechende Fehlercode-Tabelle wird benötigt. Ab 1995 ist ein OBD-Diagnose-Anschluss an Bord.
Sie werden immer teurer: Volvo 850, V70, S70 und C70
Besonders die leistungsstarken und gut ausgestatteten Modelle sind begehrt und werden zu immer höheren Preisen gehandelt. Die höchsten Preise werden für Volvo 850 T5-R, Volvo 850 R und Volvo V70-R aufgerufen. Auch die Exemplare des T5 und T sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Für ein sehr gutes Exemplar werden meist mehr als 30.000 Euro verlangt. Einige Fahrzeuge in seltener Sonderlackierung kosten mehr. Viele 850er und V70 haben ein hartes Leben hinter sich. Oft als Handwerker- oder Baustellenfahrzeug genutzt, befinden sie sich oft in einem desolaten Zustand.
Soll es ein günstigeres Modell werden, kommen die leistungsschwächeren Volvo in Frage. Sie sind in gutem Zustand ab etwa 4.000 Euro zu bekommen. Laufleistungen von bis zu 200.000 Kilometern sind die Regel. Sie sollten jedoch nicht vom Kauf abschrecken. Die robusten Dauerläufer erreichen bei guter Pflege mehr als 500.000 Kilometer.
Für die Erhaltung und Wartung sind oft spezielle Kenntnisse nötig. Volvo hat seine Eigenheiten! Selbst einige Fachbetriebe sind mit bestimmten Reparaturen überfordert. Allerdings gibt es einige sehr sachkundige und hilfreiche Communitys im Internet.
FAQ
Lediglich der Volvo 850 TDI besitzt einen Dieselmotor aus dem Volkswagenkonzern. Die Benziner sind Eigenentwicklungen in Zusammenarbeit mit Porsche in Weissach.
Der Volvo 850 R beschleunigt in 6,7 Sekunden auf 100 km/h. Die Spitzengeschwindigkeit ist bei 250 km/h erreicht.