Volvo, eingefleischten Fans als fast unzerstörbares Auto bekannt, hat tatsächlich Qualitäten! Neben den eher behäbigen Limousinen wie dem legendären Buckelvolvo stach ein sportlich-elegantes Coupé hervor. 1971 wurde das Kombi-Coupé P1800 ES vorgestellt und erwarb sich durch seine großzügigen Heck- und Seitenscheiben schnell den Spitznamen „Schneewittschensarg“. Einen extrem potenten Motor sucht man beim Volvo P1800 vergeblich. Doch der „Bauernmotor“ des Oldtimers hat ganz andere Vorzüge! Bereits 1998 stellte Irv Gordon einen Kilometerrekord auf. Er fuhr 2,72 Millionen Kilometer mit einem nicht gewerblichen Auto. Bis zu seinem Tod 2018 standen 5,2 Millionen Kilometer auf dem Tacho.
Berühmter Dienstwagen: Volvo P1800 und Simon Templar!
Zwischen 1962 und 1969 brachte es der Volvo P1800 als „Dienstwagen“ von Roger Moore in der Serie Simon Templar zu großer Bekanntheit. Der zweite Versuch der Schweden, einen Sportwagen auf den Markt zu bringen, glückte. Das Design des 2+2-Sitzers wurde bereits 1957 durch den damals jungen Pelle Petterson kreiert. Dass er sich von den Formen des italienischen Automobilbaus inspirieren ließ, ist nicht zu übersehen. Ein optisches Highlight: Die dezenten Heckflossen, welche die gigantischen Flügel amerikanischer Wagen sperrig aussehen lassen.
Der Volvo P1800 ist ein „Alleskönner“. Neben dem atemberaubenden italienischen Design bot er gewohnte schwedische Zuverlässigkeit und ein Fahrverhalten, wie es britische Roadster lieferten. Er hatte das Zeug, Erfolgsgeschichten zu schreiben!
Die ersten Modelle (1961 bis 1963) wurden in England durch Jensen Motors fertiggestellt. Allerdings ließ die Qualität zu wünschen und die Produktion wurde nach Göteborg verlegt. Die in Schweden gebauten Exemplare hießen von nun an 1800 S. Der Wagen kam vor allem bei amerikanischen Kunden sehr gut an. So wurde im Laufe der Bauzeit recht wenig verändert. Vor allem die Motoren wurden weiterentwickelt.
Dauerläufer: Die Technik des Volvo P1800
Modell | Hubraum | Leistung | v-max | Baujahr |
P1800 | 1780 cm³ | 90 PS | 170 km/h | 1961-1963 |
P1800 S | 1780 cm³ | 96 PS | 175 km/h | 1963-1968 |
P1800 S | 1986 cm³ | 105 PS | 180 km/h | 1968-1969 |
1800 E/ES | 1986 cm³ | 124 PS | 190 km/h | 1969-1972 |
1800 ES (USA) | 1986 cm³ | 115 PS | 180 km/h | 1969-1972 |
Der B18-Vierzylinder-Reihenmotor wurde bis 1968 angeboten und ist, trotzdem er über nur eine obenliegende Nockenwelle verfügt, bis 6.500 U/min drehzahlfest. Zudem ist er, wie bereits erwähnt (gute Pflege vorausgesetzt), extrem langlebig. Der Nachfolger B20 ist technisch identisch. Die meisten mechanischen Teile sind unter den Motoren tauschbar. Während die Triebwerke von 1961 bis 1968 von Vergasern versorgt wurden, kam 1969 moderne Einspritztechnik zum Einsatz. Die Motorleistung stieg deutlich.
Wie alle Volvos dieser Zeit war auch der P1800 über die Hinterräder angetrieben. Die Kraftübertragung erfolgte serienmäßig durch ein 4-Gang-Schaltgetriebe. Ab 1964 ist ein Overdrive immer vorhanden. In den früheren Modellen war es optional erhältlich. Auf Wunsch war ab Modelljahr 1971 auch eine Borg-Warner-Dreigangautomatik lieferbar.
Der märchenhafte Volvo 1800 ES
1971 präsentierte Volvo den 1800 ES. Technisch kaum verändert zeigte der von Jan Wilsgaard entworfene Sportkombi ein außergewöhnlich interessantes Heck. Große Seitenfenster und die rahmenlose Heckklappe aus Glas sorgten nicht nur für eine hervorragende Sicht, sondern auch für einen Spitznamen. Noch heute ist die Bezeichnung „Schneewittchensarg“ gebräuchlich.
Hintergrund dieser Entwicklung waren die in den USA gestiegenen Steuersätze für Sportwagen. Die Vorgabe für die Entwicklung des Shooting-Brakes war, dass eine Golfausrüstung problemlos untergebracht werden konnte. Besondere Verkaufserfolge erzielte der 1800 ES in Amerika.
Am 27.07.1973 endete die Produktion des Volvo 1800 ES nach 8.077 Exemplaren. Der 1800 E wurde bereits ein Jahr zuvor eingestellt. Insgesamt 39.407 Coupés wurden verkauft.
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Für die Ewigkeit?
In Europa fand der Volvo P1800 unberechtigterweise wenig Zuspruch. Die meisten Exemplare wurden in den USA verkauft. Eine kleine, aber feine Fangemeinschaft gibt es hier dennoch. Und sie wächst!
Nicht alle zum Kauf angebotenen Oldtimer sind makellos. Ebenso wie andere Klassiker ist der Rost auch beim Volvo P1800 ein großer Feind. Der Blick unters Auto sollte obligatorisch sein! Kotflügel, Radkästen, Querträger und die Unterseiten der Türen sollten keinen groben Rostfraß zeigen. Sonst wird es problematisch, da Ersatz teuer und rar ist. Eine gute Hohlraumkonservierung und das Freihalten der Wasserabläufe halten die braune Pest auf Dauer fern.
Insbesondere bei US-Importen sollten Sie nach Unfallschäden und dicken Spachtelschichten schauen! Ein Lackschichtenmesser oder hilfsweise ein kleiner Magnet leisten hier gute Dienste.
Die Innenausstattung wird bei den meisten Fahrzeugen altersbedingt gelitten haben. Die gute Nachricht: Hier lassen sich viele Teile beschaffen. Probleme an der Elektrik werden häufig durch korrodierte Stecker, defekte Relais oder schlechte Masseanschlüsse hervorgerufen.
Das Fahrwerk unterliegt natürlich einem Verschleiß. Besonderes Augenmerk sollte auf die Bremssättel, Fahrwerksbuchsen, Federn und Stoßdämpfer gerichtet werden. Da das Chassis in vielen Teilen mit dem Volvo Amazon und dem Volvo 140 identisch ist, stellt die Teileversorgung kaum ein Problem dar.
Egal welcher Motor im Volvo P1800 verbaut ist. Robust sind sie alle. Bei guter Pflege können extreme Laufleistungen erreicht werden. Ein Kilometerstand jenseits der 250.000 Kilometer sollte kein Ausschlussargument sein. Häufig fallen undichte Filzdichtringe an der Kurbelwelle mit Ölundichtigkeit auf. Recht selten sind defekte Zylinderkopfdichtungen zu beobachten. Viele 1800er wurden aufgrund von Leistungsproblemen, Teillastruckeln oder Leerlaufschwierigkeiten von Einspritzung auf Vergaser zurückgerüstet. Volvo verwendet Ölfilter mit einem Rückschlagventil. Dies hindert das Motorenöl daran, bei Stillstand in die Ölwanne zurückzufließen. Beim Motorstart ist so die Schmierung schneller gewährleistet. Ölfilter aus dem Zubehör besitzen dieses Ventil meist nicht. Kaum Ärger bereiten die Getriebe. Abgesehen von geringem Ölverlust sind sie kaum auffällig und sehr langlebig.
Prinzipiell ist die Ersatzteilversorgung recht gut. Viele Teile werden nachgefertigt. Das Preisniveau ist relativ hoch und sollte beim Kauf eines Restaurationsobjektes beachtet werden.
Schnäppchen sind Volvo P1800 längst nicht mehr. Die Preise für einen Volvo P1800 ES im guten Zustand beginnen bei knapp 30.000 Euro. Die früheren Coupes sind ab rund 40.000 Euro zu haben.
FAQ
Von 1961 bis 1968 wurde ein 1,8-Liter-Vierzylinder mit Vergaser verbaut. Ab 1969 wuchs er auf 2,0 Liter Hubraum. 1972 erhielt dieser eine elektronische Einspritzung und leistete 124 PS. Alle Motoren des P1800 sind als äußerst langlebig bekannt.
Der 1972 eingeführte Sportkombi P1800 ES verfügte über großflächige Seitenfenster und eine ganz aus Glas bestehende Heckklappe. Dies führte zum Spitznamen „Schneewittchensarg“.