
Die 1950er Jahre – Nierentisch, Petticoat und…Kleinstwagen waren der letzte Schrei! Die Isetta war eigentlich eine Notgeburt. BMW befand sich in einer ernsten Krise. Der Absatz von Motorrädern ging rapide zurück, Autos der Oberklasse brachten kaum Profit, weil sie in Relation zum Kaufpreis viel zu aufwändig produziert wurden. Ein schneller Geldbringer musste her. Ein Fahrzeug, mit dem sich ohne großen Entwicklungsaufwand gutes Geld machen ließ. Fündig wurde BMW auf der Turiner Automesse 1954. Iso Rivolta, Hersteller von Kühlschränken und Kleinstwagen, stellte die Iso Isetta vor. BMW griff zu und erwarb die Lizenzrechte und dazugehörige Produktionsanlagen. Die BMW Isetta war geboren!
Entstehung der bekanntesten Knutschkugel: BMW Isetta!

Anfang der 1950er Jahre entwickelte der italienische Hersteller Iso Rivolta das Rollermobil Iso Isetta. Von 1953 bis Ende 1955 wurde er im italienischen Bresso hergestellt. 1954 begannen verschiedene Unternehmen den Nachbau in Lizenz. Darunter auch die damals finanziell angeschlagenen Bayerischen Motorenwerke. BMW verbesserte das zweisitzige Motocoupé (Bezeichnung des Herstellers). Statt der italienischen Motoren verwendete BMW hauseigene aus dem Motorradprogramm und ergänzte sie um eine Gebläsekühlung und eine Starterlichtmaschine. Auch das Fahrwerk wurde verfeinert.
Grundsätzlich war die BMW Isetta, wie auch das Original von Iso Rivolta, mit vier Rädern ausgestattet. Lediglich die für Österreich produzierten Exemplare bildeten eine Ausnahme. Sie wurden mit drei Rädern ausgeliefert, weil die Führerscheinregelung des Alpenlandes die BMW Isetta so als Motorrad einstufte. Mit der Lizenzierung erhielt BMW das Recht, den BMW Isetta nach Österreich, in die Schweiz und nach Skandinavien zu exportieren. Die Isetta wurde ein Verkaufsschlager. Ganze 161.728 Exemplare rollten bis 1962 vom Band. In dieser Klasse hatte nur das Goggomobil größeren Erfolg. Mit diesem Kleinstwagen schaffte es BMW zwar nicht aus der finanziellen Misere, aber es konnte wertvolle Zeit gewonnen werden.
Kein technisches Hexenwerk, aber solide!
Bereits damals konnte BMW auf eine langjährige Erfahrung im Bau von Motorradmotoren zurückblicken. Die zu Beginn verbauten 245-cm³-Einzylinder-Viertaktmotoren mit 12 PS konnten zwar nicht die leistungsverwöhnten Entwickler begeistern, beschleunigten die Knutschkugel dennoch auf 80 km/h. Überzeugen konnte der kleine Motor, der aus der BMW R25 stammte, besonders mit seiner Laufruhe. Ab 1956 wurde die BMW Isetta auch mit einem 295-cm³-Motor mit 13 PS angeboten.
Der Motor ist hinter der Sitzlehne montiert. Daran sind Einscheibentrockenkupplung und das unsynchronisierte Vierganggetriebe geflanscht. Eher selten in dieser Zeit und für die Fahrzeugklasse: Es gab einen Rückwärtsgang. Die Kraftübertragung wurde mit einer Kardanwelle und einer im Ölbad laufenden Duplexkette ermöglicht. Eine 12-Volt-Bordelektrik wie in der Isetta war bei anderen Kleinstwagen seinerzeit kaum zu finden. Die Lichtmaschine funktionierte auch als Anlasser.
BMW Isetta: Ein rollender Kühlschrank?
Das Design der Isetta erinnert schon ein wenig an einen Kühlschrank. Die nach vorne öffnende Fronttür ermöglichte jedoch einen bequemen Einstieg in das enge Innere des Zweisitzers. Beim Öffnen klappten Lenksäule samt Lenkrad zur Seite. Trotz der Ganzstahlkarosserie wog die BMW Isetta nur etwa 350 Kilogramm. Großartige Änderungen am Design gab es nicht. Lediglich an den langen Scheinwerfergehäusen und dem dreieckigen mittigen Bremslichtglas ist zu erkennen, dass es sich um ein 1955er Modell handelt. Spätere Isetta verfügen über eiförmige Scheinwerfer und Bremslichter links und rechts.
Der Innenraum ermöglicht eine halbwegs bequeme Sitzposition für zwei Erwachsene. Das Gepäck muss allerdings draußen bleiben. Aber auch hierfür gab es Lösungen. Als Sonderausstattung waren neben einer getönten Sonnenblende oder einem Faltdach auch ein Kofferträger für das Heck erhältlich.
Die Isetta wird erwachsen: BMW 600!
Ab 1956 entwickelte BMW den BMW 600 als viertürige Variante der BMW Isetta. Die sogenannte „große Isetta“. Die Karosserieform blieb in verlängerter Form erhalten. Auch der vordere Einstieg wurde übernommen. Für die Passagiere der zweiten Sitzreihe gab es hinten rechts eine seitliche Tür. Die Platzverhältnisse im Fond wurden damals als großzügig beschrieben. Die Autozeitschrift auto, motor und sport sprach von „mehr als bei üblichen zweitürigen Kleinwagen“. Sogar ein kleines Gepäckabteil hinter den Rücksitzen war verfügbar. Der Laderaum ließ sich durch Umklappen der Lehnen oder Ausbau der Rücksitze erheblich erweitern. Der BMW 600 war spürbar schwerer als die kleine Isetta. Um die „große Isetta“ dennoch zügig bewegen zu können, wurde ein stärkerer Motor eingebaut. Der 585 cm³ große luftgekühlte Zweizylinderboxermotor leistete 19,5 PS und brachte den Kleinstwagen auf 103 km/h. Die Spurweite der Hinterräder wurde gegenüber den nur 52 Zentimetern der kleinen Isetta deutlich vergrößert. Zwischen 1957 und 1959 sind insgesamt 34.813 Exemplare des Viersitzers entstanden.
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Ein Traum für Hobbyschrauber: BMW Isetta!
Selbst in einer Standardgarage lässt sich die kleine Isetta problemlos zerlegen und restaurieren. Die Technik ist robust und der Aufbau nicht sehr kompliziert. Die Zugänglichkeit der technischen Komponenten ist hervorragend. Eben ein Traum für Schrauber.
Trotz aller Langlebigkeit: Bei der BMW Isetta handelt es sich um einen über 60 Jahre alten Oldtimer. Also sind Schwächen oder Pfusch nicht ausgeschlossen. Der Oldtimerenthusiast liebt Originalität. Daher sollte auf die Übereinstimmung der Motornummer und der Fahrgestellnummer mit den Papieren geachtet werden. Häufig werden originale Schrauben durch billige Schrauben aus dem Baumarkt ersetzt. Leider wurden die kleinen, schwachen Motoren oft sehr gequält, um das letzte bisschen Leistung herauszukitzeln. Die Folge: verschlissene Kurbelwellen, Kurbelwellenlager, Zylinderköpfe und Kolben. Auch Getriebe und Antriebskette sollten Sie genau prüfen. Am Fahrwerk sind besonders anfällig:
- Achsschenkelbolzen
- Pedalblock
- Lenkung
- Bremsanlage
Auch Rost ist ein Thema. Sind die Karosseriefalze an einer restaurierten BMW Isetta nicht mehr erkennbar, sollte ein Magnet zu Hand genommen werden. Hier besteht der Verdacht auf großzügigen Einsatz von Spachtelmasse. Bodenblech, Radhäuser, Batteriefach und Rahmenträger sollten Sie begutachten.
Dank der Initiative des Herstellers sind Ersatzteile kaum ein Problem. Selbst seltene Zier- und Innenraumteile sind über einen amerikanischen Partner der BMW Group Classic (Isetta R Us) zu erhalten. Wirklich originalgetreue und toprestaurierte BMW Isetta 250 und 300 werden zwischen 40.000 und 50.000 Euro gehandelt. Gute Exemplare kosten ab etwa 25.000 Euro. Wer viel Arbeit nicht scheut, findet für rund 15.000 Euro brauchbare Restaurationsobjekte. Ein BMW 600 ist für etwa 30.000 Euro zu haben.
FAQ
Erstklassig und original restaurierte BMW Isetta kosten zwischen 40.000 und 50.000 Euro. Restaurationsobjekte sind ab etwa 15.000 Euro zu bekommen.
Die BMW Isetta erreicht mit ihren 0,25- und 0,3-Liter kleinen Motoren rund 80 bis 85 km/h.