Wie Könige müssen sich die Käufer des Goggomobil 1955 gefühlt haben. Zum Preis eines Motorrades mit Seitenwagen war ab 1955 ein Auto zu haben. Die damalige Werbung sprach: „Goggomobil, der Kleinwagen, den auch Sie sich leisten können!“ Neben dem legendären VW Käfer wurde das Goggomobil zum Symbol des Wirtschaftswunders in Deutschland. Und nicht nur das: Der kleine Viersitzer wurde zum erfolgreichsten Kleinstwagen der Welt! Als erstaunlich robust erwiesen sich die kleinen Motoren. Mehrere Alpen-Rallyes entschied das Goggo für sich. Ein weiteres Geheimnis seines Erfolges war ein Schlupfloch der Gesetzgebung. Dieses machte es möglich, den Kleinstwagen mit einem Moped-Führerschein zu fahren.
Goggomobil: Vom Oktoberfest zum „Hustendrops!
Die Idee für das Goggomobil entstand der Legende nach auf dem Heimweg vom Oktoberfest. Hans Glas geriet mit seinem Roller in strömenden Regen. Er wies seinen Sohn und Junior-Chef Andreas Glas und den Ingenieur Karl Domprecht an, irgendein Fahrzeug für vier Personen zum Preis eines Motorrades mit Seitenwagen und Bekleidung zu bauen. Heraus kam ein Kleinstwagen mit nur etwas mehr als 2,9 Meter Länge und einer Fronttür. Dieses Konzept ähnlich dem der zweisitzigen BMW Isetta überzeugte den befreundeten Schorsch (Rennfahrer Georg Meier) nicht. Nach einigem Hin und Her war geklärt, dass ein seitlicher Einstieg möglich war.
1955 ging das Goggo in Serie und erfüllte vielen Menschen der Nachkriegszeit den Wunsch nach einem Auto. Glas nutzte, wie andere Hersteller von Kleinstwagen, die damalige Gesetzgebung. Diese sah vor, dass mit dem Führerschein der Klasse 4 Fahrzeuge bis 250 cm³ gefahren werden dürfen. Eine Regelung, ob es sich um ein- oder zweispurige Fahrzeuge handelt, gab es nicht. Deshalb bezeichnete Glas das Goggo als „Vierrad-Roller mit Rolldach“. Dies und der unschlagbar günstige Preis waren starke Kaufargumente.
Ein Traum wurde wahr!
Tausende Menschen, welche den Traum vom eigenen Auto hatten, konnten sich diesen nun erfüllen. Der Kleine bot einer kleinen Familie (zwei Erwachsene mit zwei Kindern) ausreichend Platz. Der nur 415 Kilogramm leichte Wagen erreichte mit dem 250 cm³-Motor und 13,6 PS immerhin eine Spitzengeschwindigkeit von 80 km/h. Es waren auch größere Motorisierungen im Angebot. Eine 300 cm³-Variante brachte eine Leistung von 15 PS, ein 400 cm³-Motor ganze 18,5 PS und eine Maximalgeschwindigkeit von 95 km/h. Serienmäßig war ein unsynchronisiertes 4-Gang-Schaltgetriebe verbaut, welches sich ohne Zwischengas bedienen ließ. Optional war ein elektromagnetisches Vorwählgetriebe erhältlich. Durch die Gebläsekühlung war der Motor enorm standfest. So konnte er sich auch bei mehreren Alpen-Rallyes beweisen. Fahren mit hohen Drehzahlen in den kleineren Gängen war über längere Zeit problemlos möglich. Die Konkurrenz hatte mit thermischen Problemen zu kämpfen.
Durch den Heckmotor befanden sich das Reserverad und der kleine Kofferraum vorn. Beides war nur vom Innenraum zugänglich. Die Haube vorn war lediglich angedeutet. Spartanisch kamen die ersten Modelle daher. Alles, was das Auto teurer machte und nicht sein musste, gab es nicht. Luxuriöser wurde das Goggomobil erst 1957. Die Schiebefenster wurden durch Kurbelfenster ersetzt und ein zweiter Scheibenwischer kam hinzu. Sonderausstattungen wie eine Heizung für 150 Mark und ein Dachgepäckträger waren für 50 Mark erhältlich.
Trotz (oder wegen) des günstigen Preises konnte sich das Goggomobil nicht wirklich durchsetzen. Der steigende Wohlstand in der Bundesrepublik sorgte für die Nachfrage nach größeren Modellen. Glas erweiterte seine Modellpallette 1958 um den Glas Isar. Dieser, unter dem Beinamen „das große Goggomobil“ verkaufte Wagen, litt unter anfänglichen Qualitätsmängeln. Der große Erfolg stellte sich nicht ein. Die Produktion endete 1965 nach insgesamt 76.962 Exemplaren.
1966 wurde die Hans Glas GmbH durch BMW übernommen. Stück für Stück wurden die Modelle vom Markt genommen. Das Goggomobil wurde 1969 als Letztes eingestellt.
Vielseitiger Zwerg: Das Goggomobil!
Glas bot ab 1957 neben der Limousine weitere Varianten an. Ein Coupé mit einer großen Panoramaheckscheibe unter der Modellbezeichnung Goggomobil TS wurde zum Ende der Bauzeit 1969 für 4.000 DM verkauft. Es war gut 10 Zentimeter länger, 9 Zentimeter breiter und 7,5 Zentimeter flacher als die Limousine. Die Endgeschwindigkeit lag trotz 65 Kilogramm Mehrgewicht etwa 5 km/h höher.
Auch die Deutsche Bundespost gehörte zu den Kunden der Hans Glas GmbH. Sie bezog etwa 2.000 der 3.665 Kleintransporter (Goggomobil TL). Das kleine, aber praktische Nutzfahrzeug besaß zwei Schiebetüren und bot sich für den innerstädtischen Verkehr an. Neben der geschlossenen Variante wurden auch offene Pick-ups angeboten.
Glas experimentierte zudem an einem Cabriolet auf Basis des Coupé. Leider wurde es nie in Serie gebaut. Heute sind auf einigen Oldtimer-Veranstaltungen Cabrios oder Roadster zu sehen. Jedoch handelt es sich dabei um Eigenbauten.
International fand das Goggo viele Nachahmer: Fahrzeuge auf Basis des Goggo wurden in Lizenz in Spanien, Polen und Australien gebaut. Teilweise entstanden interessante Karosserien. Unter anderem wurde in Australien ein Roadster mit Kunststoffkarosserie unter dem Namen Goggomobil Dart produziert.
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Interessanter Zwerg für Einsteiger!
Das Goggomobil kann als perfekter Einstieg in die Welt der Oldtimer gesehen werden. Viele Exemplare haben in Scheunen überlebt. Die meisten Goggos auf dem Markt wurden bereits restauriert. Jedoch ist auch die Restauration eines Scheunenfundes kein Hexenwerk und auch für Schrauber mit weniger Erfahrung zu meistern.
Vorteile:
- Geringe Außenmaße (Platzbedarf)
- Einfache und übersichtliche Technik
- Gute Ersatzteilversorgung (ausgenommen Interieur- und Zierteile)
- Langlebige, drehzahlfeste Motoren
- Relativ gute Verfügbarkeit
- Günstige Unterhaltskosten
Natürlich hat ein Oldtimer auch seine Schwachstellen:
Karosserie
Vom Rost betroffen sind meist die Radläufe, die inneren und äußeren Schweller und die A-Säulen. Letztere fallen oft durch schief hängende Türen auf. Auf die Front- und Heckbleche, insbesondere um die Lampentöpfe und die Stoßstangenhalterungen, sollten Sie ebenfalls einen kritischen Blick werfen. Als erstaunlich robust erweisen sich die tragenden Partien des Plattformrahmens.
Technik
Der gebläsegekühlte Zweitakt-Twin mag keine langen Standzeiten. Durch den fehlenden Schmierfilm können Kurbelwelle und/oder Kolben festrosten. Wird der Motor regelmäßig genutzt, läuft er bis zur ersten Revision gern mindestens 80.000 Kilometer. Auch bei dauerhaft hohen Drehzahlen. Wichtig ist der Blick auf die Luftleitbleche der Gebläsekühlung. Diese sollten unbedingt vorhanden, sauber und nicht verbogen sein. Springt das Goggo schlecht oder gar nicht an, könnte der Bing-Vergaser verantwortlich sein. Die Schwimmernadeln und der Starterkolben sind häufig die Ursache.
Das Vorwahlgetriebe „Getrag Selectromat“ ist die Achillesferse des Goggomobil. Es ist kompliziert aufgebaut und anfällig. Eine Reparatur in Eigenregie ist kaum möglich. Hier lohnt der Weg zum Spezialisten. Fahrwerksseitig sollten Sie auf die Gummilager und die Antriebswellengelenke achten.
Die Preise für ein Goggomobil sind in den letzten Jahren langsam, stetig gestiegen. Topexemplare werden zwischen 15.000 und 30.000 Euro gehandelt. Fahrbereite Goggos sind bereits ab etwa 4.000 Euro zu haben.
FAQ
Das Goggomobil war (Limousine) für 2.950 DM zu erwerben. Er war bedeutend günstiger als der VW Käfer.
Eine Goggo-Limousine schafft es je nach Motor auf 80 bis 95 km/h. Das Coupé fuhr rund 5 km/h schneller. Die Transporter auf Goggobasis fuhren bis zu 75 km/h.