Er wirkt wie eine Parodie auf die großen Straßenkreuzer der 1950er Jahre. Er traf als sparsamer Kleinwagen auf dem amerikanischen Markt auf eine Zeit, in der Benzinverbrauch eine untergeordnete Rolle spielte. Seine Fahreigenschaften waren jenseits von Gut und Böse. Und trotz alledem war dem Nash Metropolitan ein Achtungserfolg beschert. Die Verkäufe des in England gebauten Baby-Nash lagen über den Erwartungen. Nicht nur in den USA wurde der Metropolitan verkauft. Unter dem Namen Austin Metropolitan wurden über 9.000 Fahrzeuge in Großbritannien und Drittländern ausgeliefert. Nach dem VW Käfer war der Nash Metropolitan der erfolgreichste Importwagen seiner Zeit in Amerika.
Vorstoß in die kleine Nische: Der Nash Metropolitan!
1954 war das Jahr, in dem sich die Nash-Kelvinator Corporation mit der Hudson Motor Car Co. zu AMC zusammenschlossen. Im selben Jahr wurde der Nash Metropolitan vorgestellt. Der Baby-Nash füllte eine Lücke, die die Big Three (GM, Ford, Chrysler) noch nicht angezapft hatte. Schon 1950 brachte Nash mit dem Rambler den ersten modernen Kompaktwagen amerikanischen Ursprungs auf den Markt. Er wurde zu einem der populärsten Autos dieser Jahre. Nicht zuletzt lag der Erfolg in der kleineren und leichteren Bauweise begründet. Nash konnte Material einsparen und den Wagen zu günstigeren Preisen anbieten, als es der Konkurrenz möglich war.
Bereits Ende der 1940er Jahre wurde bei Nash über ein noch kleineres Fahrzeug nachgedacht. Die Entwicklung des späteren Nash Metropolitan wurde 1948 in Auftrag gegeben. 1949 entstand so ein Prototyp mit dem Projektnamen „NXI“ (Nash Experimental International). Ein eigens zu diesem Zweck importierter Fiat 500 „Topolino“ stellte die Basis für das Versuchsfahrzeug. Nach einer größeren landesweiten Umfrage verschickte Nash etwa eine Viertelmillion Fragebögen mit dem Titel „Will Amerika das Economy-Auto?“. Die Resonanz war unerwartet groß. Nash hatte nur ein Problem. Die Werkzeugkosten für die neuen Produktionsanlagen waren nicht zu finanzieren. Die Lösung des Problems fand sich in der Auslagerung an Austin in Großbritannien. Der Nash Metropolitan war das erste amerikanische Fahrzeug, welches vollständig in Europa produziert wurde.
Amerikanischer Zwerg aus dem Königreich!
Ursprünglich sollte der Nash Metropolitan als „NKI Custom“ verkauft werden. Kurz vor der Vorstellung Anfang 1954 entschied sich der Hersteller jedoch für die heute bekannte Bezeichnung „Metropolitan“. Bereits Ende 1953 startete die Produktion des Kleinwagens im englischen Austin-Werk Longbridge. Die ebenfalls britische Firma Fisher & Ludlow war mit der Fertigung der Karosserien beauftragt. Es gab ihn als Cabriolet und als Coupé mit Hardtop.
Das Design erinnert stark an die großen Brüder Nash Ambassador, Statesman und Rambler. Selbst die verdeckten Vorderräder wurden übernommen. Eher zum Nachteil. Der Wendekreis des Kleinwagens vergrößerte sich auf den eines Lkw und ein Radwechsel konnte schnell zu Wutausbrüchen führen. Einzig positiver Effekt war eine günstigere Aerodynamik. Ab 1956 wurden seitlich Z-förmige Zierleisten montiert. Dadurch wurde auch eine zweifarbige Lackierung möglich. Ebenfalls geändert wurden der Kühlergrill und die Motorhaube. Die Lufthutze der früheren Modelle entfiel. 1959 gab es im hinteren Bereich des Nash Metropolitan Änderungen. Der kleine Kofferraum wurde nun von außen zugänglich. Die Konstruktion der Reserveradbefestigung musste aus diesem Grund geändert werden.
George Mason war der Überzeugung, dass Kleinwagen nicht zwangsläufig als billige Fahrzeuge angeboten werden müssen. So zeigte sich der Innenraum des Nash Metropolitan recht vornehm. Bereits die Serienausstattung wies Details auf, die bei anderen Fahrzeugen nur gegen Aufpreis erhältlich waren. Das am Heck befestigte Reserverad mit Abdeckung, elektrische Scheibenwischer und eine Leselampe beispielsweise. Optional waren auch ein Radio und eine Weather-Eye-Heizung. Der Rücksitz wirkt wie das gesamte Auto, nach einer zu heißen Wäsche eingelaufen. Er bot höchstens kleinen Kindern oder Haustieren Platz, und die Klappfunktion mutet wie eine Spielerei des Konstrukteurs an. Sie ermöglicht jedoch in den Modellen bis 1959 den Zugang zum Kofferraum.
Englisches Herz, amerikanische Schuhe: Der Nash Metropolitan!
Austin kümmerte sich nicht nur um die Produktion des Metropolitan. Auch die Motoren stammten aus England. Sowohl das Coupé als auch das Cabriolet wurden anfangs vom 1200 cm³-Vierzylinder des Austin A40 Cambridge angetrieben. Der 42 PS starke Reihenmotor beschleunigte den nur 818 Kilogramm leichten Baby-Nash auf immerhin 120 km/h. Vor allem der Verbrauch stach gegen die sonst verbreiteten amerikanischen Autos hervor. Im Stadtverkehr flossen 7,8 Liter durch den Vergaser. Auf der Landstraße waren es meist unter 6 Liter.
1956 wurde der 1489 cm³-Motor des Austin A50 Cambridge verbaut. Dieser leistete 52 PS und brachte den Metropolitan auf etwa 125 km/h. Der Spurt von 0 auf 100 km/h dauerte nun keine 23 Sekunden mehr. 1959 wurde die Leistung durch eine höhere Verdichtung auf 55 PS angehoben.
Die Kraftübertragung auf die Hinterräder übernahm ein manuelles Dreiganggetriebe. Das Fahrwerk ist typisch amerikanisch ausgelegt. Ein schwammiges, im Grenzbereich teils gefährliches Fahrverhalten ist die Folge.
Zugegeben, ein Nash Metropolitan ist sehr selten zu finden. Es lohnt sich dennoch, in unsere Auktionen zu schauen. Wenn schon kein Metropolitan dabei ist, finden Sie viele traumhafte Oldtimer. Sicher auch Ihren!
In Deutschland ein Ufo!
Ein Nash Metropolitan mutet hierzulande an wie von einem anderen Stern. Laut KBA sind hier noch ganze 4 Exemplare zugelassen. In Amerika wurden von 1959 bis 1962 gut 95.000 Metropolitan verkauft. Ein Teil davon als Hudson Metropolitan. Ab 1956 bot Austin das Fahrzeug auch unter eigenem Markennamen an. In England und Europa gingen etwa 9.500 Austin Metropolitan an den Kunden.
Bereits im jungen Alter litten Nash Metropolitans an Korrosion. Allerdings sind die meisten erhaltenen Oldtimer bereits restauriert und konserviert. Einen genauen Blick auf den Zustand sollten Sie dennoch werfen. Ersatzteile sind nicht immer leicht zu bekommen. Insbesondere wenn es sich um Blechteile handelt. Motorseitig hat der Klassiker nur wenig Probleme. Die bewährte englische Technik gilt als robust und langlebig. Ersatzteile hierfür sind problemlos erhältlich.
FAQ
Der Nash Metropolitan wurde im Austin-Werk Longbridge in England produziert.
Der Nash Metropolitan ist nur 3,8 Meter lang und 1,56 Meter breit. Er ist damit etwas kürzer als ein VW Käfer.