
Vacel Vega war die vielleicht schönste Automarke der Welt. Dennoch war ihr leider nur ein kurzes Leben vergönnt. Von 1954 bis 1964 bot das französische Unternehmen ihre Fahrzeuge an. Jedes ein Kunstwerk. Luxuriöser als jeder Rolls Royce und schneller als viele Ferrari jener Zeit waren die Facel Vega. Exklusiver ging es damals nicht! Jean Daninos, Inhaber von Facel Vega, war vor dem Zweiten Weltkrieg maßgeblich an der Entwicklung des Citroën Traction Avant beteiligt. Später schuf er den Simca 8 und 9, den Ford Comète und den Bentley Cresta I und II. 1953 begann Daninos mit der Konstruktion des eigenen Wagens.
Von Beginn an zum Scheitern verurteilt?

1951 begann Jean Daninos an seinem Traum zu arbeiten. Ein erster Entwurf wurde sogleich in einem Prototypen realisiert und stetig verbessert. Auch die anfangs normal erscheinende Ausstattung wurde immer umfangreicher. Im Oktober 1954 wurde der Vacel Vega FV als Coupé vorgestellt und ab Anfang 1954 verkauft.
Von Beginn an waren die Facel Vega mit starken Motoren ausgestattet. Allein ein Auszug aus der Bedienungsanleitung sollte dem Fahrer Respekt einflößen:
„Halten Sie das Lenkrad immer mit beiden Händen, außer wenn Sie den Gang wechseln – Bleiben Sie immer so nah wie möglich in der Mitte der Straße – Achten Sie ausschließlich auf die Straße – Rauchen Sie nicht – Wechseln Sie die Radiosender nicht – Sprechen Sie nicht.“
Ein Problem, welches jedoch vorhersehbar war: Frankreich hatte eine Luxussteuer eingeführt, welche bereits Bugatti, Delahaye und Delage in den Ruin getrieben hatte. Kaum ein Fahrzeug wurde im eigenen Land verkauft. Dennoch liefen die Geschäfte anfangs sehr gut.
1959 sollte die Modellpalette nach unten erweitert werden. Der kleinere Facel Facellia wurde vorgestellt. Schwere Qualitätsmängel sorgten jedoch für ungewöhnlich viele Rückrufe, Garantieleistungen und einen ruinierten Ruf. Auch der Facel Vega FV3 konnte die Katastrophe nicht mehr aufhalten.
Vacel Vega FV: Der erste europäisch/amerikanische Hybrid!
Jean C. Daninos war in erster Linie Karosseriebauer. Schon 1939 eröffnete er sein eigenes Entwurfsbüro. So wurde in den eigenen Karosserien amerikanische Antriebstechnik verbaut. Und die hatte es in sich. Kein anderer europäischer Autoproduzent wartete mit derart großen und starken Motoren auf.
Vacel Vega FV
Der FV erhielt den bekannten Hemi-V8-Motor von Chrysler mit 4.528 cm³ und 180 PS. Für den Wagen waren unterschiedliche Hinterachsübersetzungen erhältlich, was zu Höchstgeschwindigkeiten zwischen 172 und 194 km/h führte. Geschaltet wurde mittels manuellem Vierganggetriebe. Die hydraulische Bremsanlage mit Trommelbremsen überzeugte jedoch nicht und war mit der starken Motorisierung überfordert. Vorn verfügte der Vacel Vega FV über Einzelradaufhängung und hinten über eine Starrachse. Nur 13 Stück des zweitürigen Stufenheckcoupés wurden gebaut.
Vacel Vega FV1
1955 folgte der Facel Vega FV1. Die 32 Exemplare erhielten einen größeren Motor mit 4770 cm³ Hubraum und 200 PS. Die Höchstgeschwindigkeit stieg auf 198 km/h. Neben dem manuellen Vierganggetriebe war nun auch ein Automatikgetriebe (Chrysler PowerFlyte) erhältlich.
Vacel Vega FV2
Im November 1955 erschien der Vacel Vega FV2 ebenfalls in einer Kleinserie von 30 handgefertigten Exemplaren. Der V8 des FV1 wurde durch einen größeren Vergaser und eine höhere Verdichtung auf nun 250 PS gebracht. Die Höchstgeschwindigkeit stieg auf 202 km/h. 29 Coupés sind entstanden. Das einzige Cabriolet wurde für Jean Daninos’ Ehefrau Andrée gebaut.
Vacel Vega FV3
Von 1956 bis 1957 wurde der Vacel Vega FV3 verkauft. Technisch basierte er auf dem Facel Vega FV1. Auch die Fahrleistungen waren weitgehend identisch.
Vacel Vega FV3B
Mit 91 Coupés war der FV3B die meistverkaufte Variante des Facel Vega. Der 4.940-cm³-Motor leistete 253 PS und beschleunigte den Wagen auf 203 km/h.
Vacel Vega FV4
Mit dem FV4 bot Facel Vega den letzten FV an. Es waren zwei Motorisierungen möglich. Ein 5.798 cm³ großer V8 mit 300 PS und ein 6.430 cm³-Motor mit 325 PS. Mit beiden Aggregaten ließen sich 229 km/h erreichen. Es entstanden 68 Coupés.
Vacel Vega HK500
Der wohl größte Erfolg war zwischen 1958 und 1961 der HK500 mit 490 Exemplaren. Auch wenn der Facel Vega HK500 seinen Vorgängern optisch sehr ähnlich war, er wurde zum Kraftprotz! Sein 5.915-cm³-Motor leistete in Verbindung mit dem manuellen Schaltgetriebe 360 PS. Mit automatischer Kraftübertragung mobilisierte er 335 PS. Widersprüchlichen Angaben zufolge soll es sogar einen 6.276-cm³-Motor mit 390 PS gegeben haben. Die Bezeichnung „HK500“ weist auf das Leistungsgewicht von 5 kg je PS hin. Der Facel Vega HK500 stand in Konkurrenz mit dem Ferrari 250 GT, dem Mercedes-Benz 300 SL und dem Aston Martin DB4.
Beschleunigung 0 auf 100 km/h | Fliegender Kilometer | |
Facel Vega HK500 | 8,6 Sekunden | 237 km/h |
Ferrari 250 GT | 9,0 Sekunden | 230 km/h |
Mercedes-Benz 300 SL | 8,9 Sekunden | 228 km/h |
Aston Martin DB4 | 10,0 Sekunden | 225 km/h |
Ab 1960 wurden Scheibenbremsen angeboten und die elektrische Anlage von 6 auf 12 Volt umgestellt.
Facel Vega Excellence
Parallel zum Facel Vega HK500 stieß das französische Unternehmen in die automobile Luxusklasse vor. Der Facel Vega Excellence punktete mit einer Ausstattung, die einem Rolls Royce in nichts nachstand. Alles Erdenkliche wie:
- Lederausstattung
- Elektrische Fensterheber
- Getönte Scheiben
- Klimaanlage
war an Bord. Auf Wunsch war sogar ein Telefon möglich.
Verschiedene V8-Motoren mit 250 bis 365 PS waren erhältlich. Die hinteren Türen waren als sogenannte „Selbstmördertüren“ (hinten angeschlagen) ausgelegt. Preislich lag der Facel Vega Excellence den vergleichbaren Modellen von Rolls Royce sehr nahe. Jedoch wurde die Qualität der Konkurrenz nicht erreicht.
1964 endete die Produktion. Vacel Vega war Geschichte!
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Teurer Reifenfresser mit Stil: Vacel Vega!
Verschleiß ist bei diesen französischen Luxuskarossen nichts Ungewöhnliches. Die gewaltige Kraft der großen Motoren fordert ihren Tribut in Form von hohem Verschleiß an Reifen, Kupplung und Bremsen. Ersatzteile lassen sich jedoch über die einschlägigen Interessengemeinschaften finden.
Auch die Kaufpreise für diese in Kleinserien und in Handarbeit gefertigten Oldtimer haben es in sich. Unter 150.000 Euro ist kaum Brauchbares zu bekommen. Die Entschädigung? Ein äußerst seltener und exklusiver Oldtimer, der die Blicke auf sich zieht. Und natürlich ein Fahrgefühl, das von ungebändigter Kraft beherrscht ist.
FAQ
Zwischen 1958 und 1964 wurde der Vacel Vega HK500 gebaut. Die stärkste Motorisierung bestand aus einem 6,3-Liter-V8 mit 390 PS. Der HK500 erreichte bis zu 230 km/h.
Die Preise für einen gut gepflegten und/oder restaurierten Vacel Vega beginnen bei etwa 150.000 Euro. Seltene Sammlerstücke werden auch für weit über 200.000 Euro veräußert.