
Der NSU Ro 80 Oldtimer gilt als eine der innovativsten Limousinen seiner Zeit und fasziniert noch heute Technikliebhaber und Oldtimerfreunde. Mit seinem revolutionären Wankelmotor, dem futuristischen Design und der Kombination aus Komfort und Fahrdynamik war der NSU Ro 80 seiner Zeit weit voraus. NSU bewarb den Ro 80 seinerzeit: „Es gibt Autos von gestern, es gibt Autos von heute und es gibt NSU-Autos.“ Obwohl er kommerziell nicht der große Erfolg wurde, beeinflusste er nachhaltig die Automobilentwicklung und ist eine Ikone unter den NSU-Oldtimern. Für Kenner ist der Ro 80 als Kreiskolbenlimousine ein spannender Klassiker, der Fahrspaß mit technischem Pioniergeist verbindet.
Das mutigste Auto der Welt: NSU Ro 80 Oldtimer!

Die Geschichte des NSU Ro 80 beginnt Mitte der 1960er-Jahre: NSU, damals einer der ältesten Fahrzeughersteller Deutschlands, wollte mit einer großen Limousine in der oberen Mittelklasse Fuß fassen und die Marke technologisch neu positionieren. 1967 wurde der Ro 80 vorgestellt – benannt nach der internen Entwicklungsnummer „Ro“ für „Rotationskolben“ und der Zahl „80“ als Typbezeichnung. Der Entwicklungsauftrag sprach vom „Typ 80“. Die „80“ stand für die Vorgabe, ein Fahrzeug mit 80 PS, einem Gewicht von 800 Kilogramm und einem Preis von 8.000 Mark zu konstruieren.
Nicht alle Vorgaben konnten eingehalten werden. So wog der Ro 80 statt der avisierten 800 Kilogramm beinahe 1.300. Auch der Preis war um einiges höher als geplant. Die größte Innovation des NSU Ro 80 war sein Kreiskolbenmotor (Wankelmotor), entwickelt in Zusammenarbeit mit Felix Wankel. Mit 115 PS aus nur 995 cm³ Hubraum setzte NSU neue Maßstäbe in Sachen Laufruhe und Drehfreude. Zudem führte NSU eine moderne aerodynamische Karosserieform ein, die den Luftwiderstand drastisch reduzierte und heute als stilbildend gilt.
Der Ro 80 erhielt 1967 die Auszeichnung „Auto des Jahres“ – eine Sensation für ein deutsches Auto in dieser Zeit. Doch trotz aller Innovationen kämpfte NSU mit Kinderkrankheiten des Wankelmotors, was den kommerziellen Erfolg massiv beeinträchtigte. 1977 wurde die Produktion nach etwa 10 Jahren eingestellt. In dieser Dekade entstanden rund 37.400 Exemplare.
Zurück in die Zukunft: Ro 80!
Der NSU Ro 80 Oldtimer besticht durch eine Karosserie, die ihrer Zeit weit voraus war: Die klare, flache Frontpartie, die fließenden Linien und die große Glasfläche verliehen ihm ein modernes, elegantes Erscheinungsbild. Sein cw-Wert von 0,355 war für die 1960er revolutionär. Die keilförmige Linie des Ro 80 sollte die kommenden 1980er Jahre nicht nur bei Audi prägen. Ebenfalls außergewöhnlich zu dieser Zeit waren die geschmiedeten Leichtmetallräder (Fuchsfelgen). Diese waren nur auf wenigen Fahrzeugen zu finden.
Der Innenraum setzte ebenfalls auf Innovation: Hochwertige Materialien, ein klar strukturiertes Armaturenbrett und ein großzügiges Raumangebot prägten den Charakter des Ro 80. Die Sitze waren komfortabel und boten viel Platz, besonders auf den hinteren Plätzen – für eine Mittelklasse-Limousine dieser Zeit keine Selbstverständlichkeit. Nicht zuletzt sind die großzügigen Platzverhältnisse der Innenraumbreite von 147 Zentimetern zu verdanken. Der enorm hohe Radstand (etwa so groß wie eine lange Mercedes-S-Klasse) sorgte für viel Beinfreiheit.
Besondere Highlights im Cockpit waren das futuristische Kombiinstrument mit großem Tachometer und der ungewöhnliche Wählhebel der halbautomatischen Kupplung, die den Fahrkomfort steigern sollte.
Genial wie anfällig: der Wankel im NSU Ro 80
Das technologische Herzstück des NSU Ro 80 Oldtimers war sein Wankelmotor: Der Zweischeiben-Kreiskolbenmotor leistete 115 PS und ermöglichte eine Höchstgeschwindigkeit von über 180 km/h – beeindruckend für eine Limousine der späten 60er. Wer das Auto nicht kennt, wird nach dem Öffnen der Motorhaube ratlos schauen. Zu sehen sind ein übergroßer Luftfilterkasten und die Batterie. Das Herzstück, der kompakte wassergekühlte Zweischeiben-Viertakt-Kreiskolbenmotor, versteckt sich unter diesen Teilen. Nach dem Start des Motors ist ein Surren zu hören, wie es auch Turbinen verursachen. Der große Vorteil zeigt sich während der Fahrt. Fast vibrationsfrei und äußerst drehfreudig setzt sich die Fuhre in Bewegung.
Jedoch hat der Ro 80-Motor einige Schwächen. Der Umfangsein- und -auslass verursacht Steuerzeitüberschneidungen bei geringen Drehzahlen. Das führt zu Schieberuckeln, welches NSU mit einem Drehmomentwandler reduzieren wollte. In den Anfangsjahren gab es auch häufiger Probleme mit den Dichtleisten. NSU reagierte und bot Motorenwechsel auf Kulanz an. Dennoch war der Ruf ruiniert. Klagen gab es auch über enorm hohe Verbräuche. Häufig kamen diese durch falsche Bedienung zustande. Der ab 1972 angebotene Mazda RX-3 hatte diese Kinderkrankheiten behoben.
Das Fahrwerk war innovativ abgestimmt: Einzelradaufhängung rundum, Zahnstangenlenkung und serienmäßige Scheibenbremsen an allen vier Rädern sorgten für sicheres Fahrverhalten, eine sportliche Straßenlage und ungewöhnlich hohen Fahrkomfort. Das Automatikgetriebe war eine Art „Halbautomatik“: Der Fahrer schaltete manuell, doch die Kupplung wurde automatisch über ein Vakuumsystem betätigt.
Der NSU Ro 80 wurde ausschließlich als viertürige Limousine gebaut – es gab also keine offiziellen Cabrio- oder Kombi-Varianten. Einige Cabriolets sind jedoch als Umbauten zu finden. Dennoch lassen sich verschiedene Entwicklungsphasen unterscheiden, die sich in Details wie Kühlergrill, Felgendesign oder Innenausstattung unterscheiden.
Frühe Modelle bis etwa 1971 sind bei Sammlern beliebt, da sie besonders authentisch sind, während spätere Baujahre ab 1973 durch verbesserte Technik zuverlässiger gelten. Inoffiziell existieren einige Einzelstücke von Karosseriebauern, etwa als Cabriolet oder Kombi-Umbauten – diese sind jedoch absolute Raritäten. So beispielsweise der von Pininfarina entworfene Ro 80 2 Porte +2, der 1971 auf dem Turiner Autosalon vorgestellt wurde und die Nachfolge des NSU Ro 80 antreten sollte. Dazu kam es jedoch nicht mehr. Der Ro 80 Trapeze war eine weitere Designstudie von Bertone. Er sieht dem später entwickelten Lancia Stratos in einigen Details ähnlich. Bei diesem Fahrzeug wurden speziell verstärkte Türen verbaut. Volvo nahm sich der Idee 1991 an und entwickelte das Side-Impact-Protection-System.
Warum hat sich der Ro 80 nicht durchgesetzt?
Die Idee, die hinter dem NSU Ro 80 steht, ist für die damalige Zeit genial. Doch die anfänglichen Probleme mit dem Motor nagten am Ruf. Nicht zuletzt sind Bedienfehler der Fahrer schuld daran, dass die Wankelmaschinen reihenweise an Ölmangel und Überdrehen starben. Auch die Werkstätten waren mit der neuen Technik überfordert. Der Mythos von vielen zerstörten Motoren ist allerdings nicht ganz richtig. Rund 75 Prozent der ausgetauschten Motoren benötigten eigentlich nur eine korrekte Einstellung von Zündung und Vergaser. Die Ölkrise zu Beginn der 1970er Jahre besiegelte letztendlich das Aus für den Ro 80 mit seinem vergleichsweise hohen Verbrauch. Auch der Audi 100, der in der gleichen Fahrzeugklasse angeboten wurde, setzte dem Wankel ein Ende.
Unterm Strich ist der Ro 80 doch ein weit besserer und zuverlässigerer Oldtimer als es sein schlechtes Image erahnen lässt!
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Kaufberatung: Schwachstellen, Ersatzteile, Preise
Ein NSU Ro 80 Oldtimer ist ein faszinierender Klassiker. Ein gut gewartetes Exemplar ist auch heute noch zuverlässig und bereit für die große Reise. Doch Kaufinteressenten sollten die besonderen Eigenheiten kennen:
Schwachstellen:
- Motor: Der Wankelmotor ist die größte Schwachstelle. Dichtleistenverschleiß, Undichtigkeiten und Motorschäden können besonders bei frühen Modellen teuer werden.
- Rost: Besonders Kotflügel, Türunterkanten, Schweller und der Bereich um die Frontscheibe sind rostanfällig. Besonders schwerwiegend: die vorderen Längsträger.
- Getriebe: Die Halbautomatik ist empfindlich und benötigt exakte Einstellung. Bei Defekten kann die Reparatur aufwendig sein.
- Bremsanlage: Die vier Scheibenbremsen neigen bei mangelnder Wartung zu Korrosion und Bremskraftverlust.
Ersatzteile:
Die Ersatzteillage ist gut, dank einer aktiven Ro-80-Community und Spezialisten für Wankelmotoren. Viele Teile werden nachproduziert oder sind als Gebrauchtteile verfügbar.
Preise:
- Restaurierungsbedürftige Fahrzeuge starten bei etwa 3.000–8.000 Euro.
- Fahrbereite Exemplare mit älterer Restauration kosten 15.000–20.000 Euro.
- Top-restaurierte oder im Originalzustand erhaltene Ro 80 können 20.000–40.000 Euro erreichen.
FAQ
Gebrauchte Ro 80 beginnen bei etwa 3.000 Euro für Restaurationsobjekte. Gut erhaltene oder restaurierte Modelle liegen zwischen 15.000 und 30.000 Euro, Spitzenfahrzeuge können bis zu 40.000 Euro kosten.
Zwischen 1967 und 1977 entstanden insgesamt knapp 37.400 Exemplare des NSU Ro 80. Heute sind nur noch wenige gut erhaltene Fahrzeuge auf den Straßen oder in Sammlerhand.