„Eines der besten Autos der Welt“, so beschrieb die Zeitschrift auto, motor und sport den Iso Grifo im Jahre 1967. Nicht zu Unrecht. Mit den sportlichen 2+2-Coupés der 1960er von Aston Martin, Jaguar, Lamborghini oder Ferrari steht der heute kaum noch bekannte Iso Grifo gleichauf. An der Entwicklung des Iso Grifo war der Konstrukteur Giotto Bizzarrini maßgeblich beteiligt. Auch der legendäre Ferrari 250, der 250 GTO und der Lamborghini-V12 waren seine Kreationen. Der Iso Grifo vereint exklusives italienisches Design mit einem luxuriösen Fahrkomfort und unkomplizierten, aber starken V8-Motoren auf wunderbare Weise. Heute wie damals wird der Iso Grifo hochpreisig gehandelt.
Vom Kleinstwagen zum Hochleistungssportwagen!
Mit der Herstellung von Kühlanlagen begann das Unternehmen Isothermos bereits vor der Übernahme durch Renzo Rivolta. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden auch Motorräder und Motorroller produziert. Anfang der 1950er Jahre entwickelte Rivolta das wohl bekannteste Auto des Unternehmens: Den Iso Isetta. In Deutschland und vielen anderen Ländern wurde der Kleinstwagen in Lizenz gebaut. Hierzulande erfreute er sich als BMW Isetta hoher Bekanntheit und Beliebtheit.
1962 präsentierte Rivolta den ersten GT (Grand Tourismo), welcher in Zusammenarbeit mit Giotto Bizzarrini entstand. Der Iso Rivolta 300. Dieser besaß bereits leistungsstarke Motoren von Chevrolet und ein den Jaguars seiner Zeit sehr ähnliches Fahrwerk. Der Iso Rivolta bot die technische Grundlage für den ab 1964 angebotenen, deutlich sportlicheren Iso Grifo.
Das Fabeltier der automobilen Geschichte: Iso Grifo!
Grifo, im Deutschen als Greif bezeichnet, geht aus Mythen der Frühzeit hervor. Der genaue Ursprung ist bis heute nicht belegt. Sicher ist jedoch: Es handelt sich um ein Mischwesen. Und genau als solches kann der Iso Grifo verstanden werden. Er bietet eine Mischung aus italienisch formschöner Karosserie, dem Innenraum, der den Fahrkomfort einer luxuriösen Sänfte verspricht, und einem Motor aus dem Hause Chevrolet, der nicht nur kultiviert ist, sondern auch Ferraris jagen kann. Gebaut wurden zwischen 1964 und 1974 insgesamt 412 Iso Grifo.
Design vom Meister Giugiaro
Wie schon beim Iso Rivolta 300 stammte auch das Design des Iso Grifo aus dem Hause Bertone, genauer aus der Feder von Giorgetto Giugiaro. Die Formen des Grifo gehen auf ein Show-Car zurück, welches Pininfarina auf Basis des Chevrolet Corvette C2 (auch Pininfarina Rondine genannt) entwarf. Die meisten verkauften Iso Grifo waren geschlossene, zweisitzige Coupés. Es gab auf Kundenwunsch jedoch auch die Möglichkeit, ein Stahlschiebedach oder ein Faltdach zu ordern. Zwischen 1966 und 1970 war auch ein Targadach erhältlich. Ein Spider war in Planung, wurde jedoch nie zu Ende entwickelt. Der unfertige Prototyp ist noch immer existent.
Sportlich luxuriöser Tiefflieger
Obwohl die Karosserie des Iso Grifo 33 Zentimeter kürzer ist als die des Rivolta 300, wirkt sie länger. Durch das niedrigere Dach wirkt das Auto gestreckt. Das wirkt sich auf den Innenraum aus, der dementsprechend tief geraten ist. Die breite Mittelkonsole, das recht hohe Armaturenbrett und die näher gerückte Frontscheibe lassen den Fahrer mit dem Grifo verschmelzen. Der sportliche Stil wird mit den 8 schwarz umrandeten Rundinstrumenten und dem Sport-Holzlenkrad betont. Die Sitzposition ist auch langen Strecken gewachsen.
Kraft durch Hubraum
Für den Antrieb des Iso Grifo greift Rivolta in das Regal anderer Hersteller. Die Fünfgang-Schaltgetriebe wurden bei ZF Friedrichshafen eingekauft. Die Viergang-Getriebe stammten von Borg-Warner oder Mancie, das Automatikgetriebe von Borg-Warner.
Die Motoren kamen aus dem Hause Chevrolet. Anfangs wurden bewährte 5,4-Liter-V8, später bis zu 7,5-Liter große Motoren verbaut. Ab 1972 verwendete Rivolta 5,8-Liter-Motoren von Ford (Cobrajet).
Motoren des Iso Rivolta Grifo:
Modell | Hubraum | Leistung | Drehmoment | v-max |
GL 300 | 5354 cm³ | 304 SAE-PS | 488 Nm | 230 km/h |
GL 350 | 5354 cm³ | 355 SAE-PS | 488 Nm | 250 km/h |
GL 400 (7 Litri) | 6998 cm³ | 400 SAE-PS | 621 Nm | 300 km/h |
Can-Am | 7443 cm³ | 395 SAE-PS | 677 Nm | 290 km/h |
Grifo 1971 | 5766 cm³ | 330 SAE-PS | 473 Nm | 255 km/h |
Die Geschwindigkeitsangaben von 300 km/h dürften jedoch etwas zu hoch gegriffen sein. Technisch realistische 275 km/h reichen jedoch völlig, um einem Ferrari aus jener Zeit Konkurrenz zu machen.
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Robuste US-Technik mit italienischem Charme: Iso Grifo!
Sowohl der Rivolta GT als auch der Iso Grifo sind technisch weitgehend identisch. Zum Einsatz kamen erprobte Motoren aus der Großserie, welche noch heute als zuverlässig gelten. Bei regelmäßiger Wartung (Öl- und Kühlflüssigkeit, Zündkerzen und Filter) erreichen die V8-Motoren Laufleistungen von mehreren 100.000 Kilometern. Sollte es dennoch Bedarf an Ersatzteilen geben, sind diese leicht verfügbar. Besondere Vorsicht ist bei den 7-Liter-Modellen geboten. Hier können Motor und Kühlwasser bei Belastung überhitzen und in der Folge platzen. Bei getunten Motoren leiden oft die Laufkultur und Alltagstauglichkeit.
Die Rostvorsorge fand in früheren Zeiten kaum Beachtung. Ob es sich um einen Rivolta 300 oder einen Iso Grifo-Oldtimer handelt: Auch sie rosten gern. Die typischen Stellen wie
- Schweller und Innenschweller
- Radläufe
- Unterboden
- Kofferraumboden
- Türunterkanten
sollten geprüft werden. Auch die A- und B-Säulen sollten Sie inspizieren. Defekte Fensterdichtungen oder verstopfte Wasserabläufe sorgen gern für Rost an diesen Stellen. Die meisten Rivolta 300 und Iso Grifo sind bereits restauriert. Begutachten Sie die genannten Stellen und prüfen Sie die Qualität der Arbeiten.
Das Alter macht sich häufig auch im Innenraum bemerkbar. Je besser das Interieur, die Scheiben und Instrumente in Schuss sind, desto besser. Ersatz ist kaum zu finden.
Die Ersatzteilversorgung für Rivolta 300 und Iso Grifo Oldtimer ist teilweise schwierig. Antriebstechnisch sind nahezu alle Teile problemlos zu beschaffen. Teile der Elektrik und der Beleuchtung anderer italienischer Hersteller passen unter Umständen. Die Lage bei Fahrwerksteilen und Karosserie ist jedoch sehr angespannt.
Aufgrund der geringen Stückzahlen dieses außergewöhnlichen Oldtimers sind Iso Grifo und Rivolta 300 extrem rar und zählen zu den hochpreisigen Oldtimern. Für einen guten bis sehr guten Rivolta werden über 100.000 Euro verlangt. Ein Iso Grifo ist um einiges teurer.
Eine weitere, größere Variante stellt der Iso Fidia dar. Er wurde auf gleicher technischer Basis, jedoch als viersitzige Limousine entworfen, um dem Maserati Quattroporte Paroli zu bieten. Auch hier beginnen die Marktpreise bei etwa 100.000 Euro.
FAQ
Das Basismodell, der Iso Grifo GL 300, erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h. Der GL 400 und der Can-Am wurden mit 290 bis 300 km/h angegeben, obei die reale Spitzengeschwindigkeit bei 275 km/h gelegen haben dürfte.
Rivolta hatte seinen Firmensitz in Bresso (Mailand). Dort wurden auch die Iso Grifo produziert.