Der erste Blick auf einen Oldtimer entscheidet darüber, ob der Betrachter ihn interessant findet oder nicht. Die Lackierung eines Oldtimers ist sein Aushängeschild. Der letzte wichtige Schritt einer umfangreichen Restauration ist somit die Lackierung. Um ein perfektes Ergebnis zu erreichen, dürfen selbst kleine Fehler nicht passieren. Eine perfekte Lackierung steht und fällt mit der Qualität der Ausführung. Eine gute Vorbereitung ist die Basis. In vielen Fällen ist es nicht nötig, das komplette Auto mit einer neuen Farbschicht zu versehen. Eine Teillackierung lässt Schadstellen durch Unfall oder Rost unsichtbar werden. Worauf es beim Oldtimer lackieren ankommt und was zu beachten ist, lesen Sie hier!
Die Qual der Wahl: Voll- oder Teillackierung, selbst machen oder machen lassen?
Nicht allein entscheidend für die Wahl ist der Preis. Der Zustand eines Oldtimers ist ein wichtiges Kriterium. Ist wenig oder kein Rost vorhanden, sind keine großen Blessuren im Blechkleid zu erkennen, kann darüber nachgedacht werden, die Patina zu erhalten und sie zu konservieren. Oft hilft eine gute Lackpflege zu neuem Glanz.
Sind kleine oder größere Schadstellen zu entdecken, ist eine Teillackierung oft ausreichend. Neben der entsprechenden Vorarbeit (entrosten, spachteln, schweißen) muss der passende Farbton gefunden werden. Das ist kein leichtes Spiel. Die Lacke von Oldtimern unterliegen einem Alterungsprozess. Sie büßen mit den Jahren durch Witterungseinflüsse und Alterung an Leuchtkraft ein. Sie vergilben oder verblassen. Hier ist es kaum möglich, den perfekten Farbton in Eigenregie zu finden oder anzumischen. Abhilfe schaffen gute Lackierer, welche über die nötige moderne Technik verfügen.
Unterschiedliche Farbtöne sind bei einer Volllackierung nicht zu erwarten. Dafür jedoch noch umfangreichere Vorarbeiten. Schließlich soll der Oldtimer am Ende aussehen, als wäre er gerade aus dem Werk gekommen.
Letztendlich stellt sich die Frage: Kann ich meinen Oldtimer selbst lackieren und Geld sparen? Mit der richtigen Ausrüstung und den entsprechenden Kenntnissen und Fertigkeiten ist das sicher möglich, für ein perfektes Ergebnis allerdings nur in den wenigsten Fällen empfehlenswert. Wie bereits erwähnt, kleinste Fehler können das Endergebnis zunichtemachen. Doch wie finden Sie den richtigen Lackierbetrieb? Nicht jeder Lackierer hat Erfahrung mit Oldtimern. Schließlich gab es damals andere Lacke und Materialen. Zudem können sich die Preise stark unterscheiden. Empfehlungen aus der Szene können hier weiterhelfen. Natürlich ist auch ein gewisses Vertrauen nötig. Eine fachmännische Lackierung kostet Tausende Euro und sollte dem Oldtimer schließlich das perfekte Finish geben.
Der weite Weg zum perfekten Lack!
Untergrund freilegen: In Eigenregie möglich!
Eine Menge Geld lässt sich sparen, wenn einige Vorarbeiten selbst erledigt werden. Zudem bietet sich hier die Möglichkeit, den Zustand des Fahrzeuges genau zu begutachten.
Für ein professionelles Ergebnis sollten viele Teile und Dichtungen entfernt werden. Ein Abkleben ist zwar oft möglich, birgt jedoch die Gefahr, dass sich unschöne Farbnebel auf den angrenzenden Oberflächen festsetzen. Die Demontage bietet außerdem die Möglichkeit, defekte oder verschlissene Teile zu ersetzen oder neu aufzuarbeiten. Chromteile können neu beschichtet und poröse Dichtungen erneuert werden.
Roststellen werden freigelegt und restlos entfernt. Das können Sie manuell oder mit chemischen Mitteln erledigen. Besondere Vorsicht ist beim Sandstrahlen geboten. Auch beim sachgemäßen Einsatz können der Materialabtrag und die Hitzeentwicklung für Verzug oder Risse im Blech sorgen. Alter und loser Lack wird bis auf das Blech entfernt. Ist die originale Farbschicht jedoch fest, muss sie nicht komplett entfernt werden. Ein Anschleifen reicht hier völlig. Größere Durchrostungen werden herausgetrennt und Reparaturbleche eingeschweißt oder das komplette Blechteil ersetzt. Nach der Entrostung und Entfernung alten Lackes wird neuer Korrosion durch Auftragen einer Epoxidharz-Grundierung vorgebeugt.
Vorbereitung auf den Lack!
Hier sind Perfektion und viel Feinarbeit erforderlich. Kleinste Unebenheiten, Dellen und Kratzer fallen nach der finalen Lackierung sofort ins Auge. Nach einer ausgiebigen Beseitigung von Wachs- und Silikonrückständen sowie Öl und Fetten werden alle Teile abgeklebt, die nicht mit Farbe in Berührung kommen sollen.
Um allen folgenden Schichten besten Halt zu bieten, wird die gesamte Oberfläche mit einem Primer vorbehandelt. Im Anschluss können kleinste Unebenheiten mit einem Füller, größere mit Spachtelmasse ausgeglichen werden. Nach dem Schleifen ist es meist nötig, diesen Arbeitsschritt mehrfach durchzuführen, um eine makellos glatte Oberfläche zu erreichen. Um auch minimale Unebenheiten vor der Lackierung des Oldtimers zu entdecken, kann an verdächtigen Stellen mit einem Kontrollpulver oder einer dünnen Lackschicht aus der Dose gearbeitet werden. Der letzte Arbeitsgang vor der Lackierung Ihres Oldtimers ist das Schleifen. Möglich ist das mit sehr hochwertigen Excenterschleifmaschinen und einer Körnung von 400 oder besser manuell. Üblich ist es, per Hand mit 600er Schleifpapier nass zu arbeiten. Besonders beim maschinellen Schleifen sollten Sie aufgrund der enormen Staubentwicklung unbedingt einen Atemschutz verwenden.
Der letzte Schritt: Der Decklack!
Nach der aufwändigen Vorarbeit kommt nun das Finale. Die eigentliche Lackierung des Oldtimers. Das sollte nicht in der heimischen Garage oder im Freien stattfinden. Kleinste Staubpartikel sorgen für unschöne Makel auf Ihrem Oldtimer. Eine Chance, diese herauszupolieren gibt es nicht. Professionelle Lackierwerkstätten verfügen über optimale, staubfreie Bedingungen. Absauganlagen sorgen nicht nur für staubfreie Luft, sie verhindern auch unschöne Farbnebel, welche sich an anderen Stellen des Klassikers absetzen könnten.
Auch wenn die technischen Voraussetzungen erfüllt werden und passende Räumlichkeiten zur Verfügung stehen, erfordert das perfekte Oldtimer Lackieren jahrelange Übung. Die korrekte Führung der Spritzpistole, die Lackmenge und die Farbüberdeckung sind ohne Erfahrung kaum richtig zu machen. Zu guter Letzt stellt sich die Frage nach dem richtigen Lack. Heute werden moderne Lacke auf Wasserbasis verwendet. Diese waren jedoch vor 30 Jahren nicht verbreitet. Um eine größtmögliche Originalität zu erreichen, wird deshalb oft zu zeitgemäßen Lacken mit organischen Lösungsmitteln gegriffen. Die Verwendung wurde zwar durch die EU stark reglementiert, ist jedoch bei historischen Raritäten und Museumsstücken ausnahmsweise gestattet.
FAQ
Es kommt darauf an, welche Ansprüche befriedigt werden sollen. Eine Lackierung mit Vorarbeiten ist aufwändig und teuer. Daher wäre es schade, wenn das Ergebnis nicht zufriedenstellend ist. Ein Fachbetrieb liefert die nötige Erfahrung und das Equipment. Vorarbeiten können jedoch in der heimischen Garage in Eigenregie erledigt werden.
Fahrzeuge vor 1990 wurden mit lösungsmittelbasierten Farben lackiert. Die Verwendung solcher Lacke ist heute stark eingeschränkt. Jedoch gibt es Ausnahmen bei der Lackierung von Oldtimern.