Den ersten Oldtimer selbst restaurieren? Das klingt nach einer spannenden Herausforderung. Und das ist es auch. Bevor ein solch großes Projekt starten kann, sind einige Dinge zu bedenken.
- Welcher Oldtimer passt in mein Budget?
- Will ich das Auto selbst fahren oder Gewinn erzielen?
- Habe ich den nötigen Platz und die Ausstattung?
- Habe ich entsprechende Vorkenntnisse?
- Wie viel Zeit kann ich investieren, ohne andere Verpflichtungen zu vernachlässigen?
Die Vollrestauration eines Oldtimers ist unter Berücksichtigung dieser Punkte durchaus auch für einen Anfänger realisierbar. Alles beginnt mit der Wahl der richtigen Restaurationsobjektes. Im Folgenden gibt es viele Tipps zur Instandsetzung und Restaurierung von Oldtimern.
Raum und Zeit
Damit eine Restauration nicht von vornherein zum Scheitern verurteilt ist, braucht es Vorarbeit und gute Planung. Neben dem Budget, welches zur Verfügung steht, sollte geklärt sein, ob der zeitliche Rahmen in die beruflichen und familiären Verpflichtungen passt. Eine komplette Restauration eines Oldtimers ist mit durchschnittlich 1.000 Stunden anzusetzen.
Ein weiterer entscheidender Faktor ist Platz. Eine Restauration umfasst oft die Demontage des gesamten Restaurationsobjektes. Um Ordnung zu halten und die Einzelteile später wieder korrekt zu verbauen, müssen sie übersichtlich gelagert werden. Eine Werkbank zum Bearbeiten von Einzelteilen bietet sich ebenfalls an. Kurzum, eine Standardgarage ist kaum ausreichend.
Das richtige Projekt!
Sind die Gegebenheiten Raum und Zeit geklärt, kann es an die Auswahl des richtigen Fahrzeugs für die Oldtimer Restauration gehen. Hier sind die entscheidenden Faktoren:
- Passt das Auto in mein Budget?
- Reichen meine Fertigkeiten für die Restauration des Oldtimers?
- Was möchte ich mit dem restaurierten Oldtimer später machen?
- Bekomme ich alle benötigten Ersatzteile?
Vorab, für einen Einsteiger ergibt es wenig Sinn ein kompliziertes Fahrzeug zu restaurieren. Besonders bei Youngtimern ist die Technik oft schon sehr modern. Ohne tiefgehende Vorkenntnisse über die Mechanik und vor allem Elektrik/Elektronik wird ein solches Vorhaben schnell zum Desaster. Vielfach wird auch Spezialwerkzeug benötigt. Das erste Objekt sollte technisch simpel sein. Die Ersatzteilversorgung sollte gesichert sein und der Zustand des Restaurationsobjektes nicht allzu schlecht.
Auch die Preise für Reparaturteile sollten im Blick bleiben. Manche „Allerwelt-Oldtimer“, wie zum Beispiel VW Bullis der ersten und zweiten Generation sind nicht nur in der Anschaffung unverschämt teuer. Auch Karosserie- und Innenraumteile werden in Gold aufgewogen.
Eine Vollrestauration kann durchaus 16.000 bis 45.000 Euro oder gar mehr verschlingen. Der Kaufpreis für ein entsprechendes Restaurationsobjektes sowie die nötige Ausstattung eingeschlossen. Es ist nicht sinnvoll, sich ein tolles Auto auszusuchen, um dann festzustellen, es passt nicht ins Budget. Setzen Sie sich ein Limit und suchen Sie auf dieser Basis den perfekten Oldtimer.
Tipps zum Kauf
Vorsicht ist geboten. Viele Restaurationsobjekte entpuppen sich im Nachhinein als Groschengrab. Wurde das Objekt der Begierde als „in gutem Zustand“ angepriesen, zeigt sich nicht selten bei der Demontage, dass das Fahrzeug nur noch Schrott ist. Begutachten Sie den Oldtimer ausgiebig. Ist er noch fahrbereit, nutzen Sie eine Werkstatt in der Nähe, um auf der Hebebühne auch unten schauen zu können. Viele Werkstätten machen das für ein paar Euro möglich. Nehmen Sie eine sachkundige Begleitung mit. Vielleicht erklärt sich ein erfahrener Oldtimer-Liebhaber aus einer passenden Community bereit?
Achten Sie auf die Abnutzungsspuren im Innenraum. Passen sie zur angegebenen Laufleistung? Ein warmer Motor ist ein schlechtes Zeichen. Meist wurde das Fahrzeug warmlaufen gelassen, damit es bei der Vorführung besser anspringt. Ebenso ist ein frisch geputzter Motorraum ein Alarmsignal. Hier sollen vornehmlich Undichtigkeiten vertuscht werden! Zu guter Letzt achten Sie auf den Unterboden. Ist er frisch und dick mit Unterbodenschutz versehen, ist das in den seltensten Fällen der Vorsorge geschuldet. Klopfen Sie den Boden beherzt ab und suchen nach Roststellen. Schauen Sie unter die Teppiche im Innen- und Kofferraum.
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Wer billig kauft, kauft viermal: Das Werkzeug
Je nach Umfang der Arbeiten wird gutes Werkzeug benötigt. Um Verletzungen zu vermeiden und Freude am Werkzeug zu haben, sollte auf Qualität geachtet werden. Abrutschende oder gar brechende Schraubenschlüssel oder Schraubendreher haben manchen ungeplanten Arztbesuch verursacht. Natürlich soll die Werkstattausrüstung auch weitestgehend komplett sein. Zum Standardsortiment sollten folgende Dinge gehören:
- Ein guter Satz Steckschlüssel und Stecknüsse
- Verschiedene Schraubendreher
- Zangen
- Blechschere
- Drahtbürsten
- Wagenheber und Unterstellböcke
- Bohrmaschine
- Schleifgerät
- Lötlampe
- Multimeter
- Kompressor, Schlagschrauber, Ausblaspistole
Größere und spezielle Geräte müssen nicht immer käuflich erworben werden. Ein Motorkran oder ein Schweißgerät lassen sich auch in der Umgebung leihen. Für einige Arbeiten werden Spezialkenntnisse benötigt. Dazu zählen zum Beispiel Schweißarbeiten. Hier ist zu überlegen, ob ein entsprechender Kurs absolviert wird, oder ob diese Arbeiten an einen Profi übergeben werden.
Bestandsübersicht
Sind die grundlegenden Dinge geklärt, beginnt nun langsam die Bestandsaufnahme. Der Oldtimer wurde eingehend begutachtet, bestenfalls hatten Sie eine zweite Person dabei. Vier Augen sehen mehr als zwei! Der Wagen steht in Ihrem Schrauberdomizil und die ersten Arbeiten beginnen.
Häufig kommt es vor, dass bei der Behebung bekannter Schäden weitere erkennbar werden. Das sollte nicht demotivieren. Es ist völlig normal, dass bei einem Oldtimer, welcher bereits 30, 40 oder noch mehr Jahre alt ist, versteckte Probleme auftauchen. Ziel ist es letztendlich alle zu finden und zu beheben. Ziel ist es, den Wagen in einen Zustand zu versetzen, der Ihren Vorstellungen entspricht.
Ohne Frust an den Rost
Es ist eher nicht zu erwarten, dass ein Oldtimer, welcher bereits ein langes Leben hatte, keine Roststellen aufweist. Sehr wichtig ist es, alle korrodierten Stellen ausfindig zu machen und zu beseitigen. Insbesondere, wenn das Restaurationsobjekt eine neue Lackierung erhalten soll. Das Gemeine: Rost ist meist von außen nicht zu erkennen. Sind auf der Karosserie bereits Rostpickel zu erkennen, ist das Problem bereits im fortgeschrittenen Stadium. Rost bildet sich besonders häufig an Stellen, in die Wasser eindringen und sammeln kann. Oft liegt es an verstopften Abläufen. Besonders oft gibt es Sorgen an den Unterseiten von Türen, in Schwellern und Kotflügeln, unter Kunststoff oder Gummidichtungen (Scheibenrahmen) und am Boden von Fahrgastraum und Kofferraum.
Um es perfekt zu machen, bietet sich eine Demontage der Karosserieteile und/oder eine Begutachtung mittels Endoskops an. Nicht selten betrifft Korrosion größere Flächen. Hier sollte von kiloweiser Spachtelmasse abgesehen werden. Die professionelle Lösung heißt Reparaturblech. Die betroffene Stelle wird großzügig mittels Säge oder Trennschleifer herausgeschnitten und ein passend geschnittenes Blech wird eingeschweißt. Anschließend kann gespachtelt, geschliffen und die Lackierung vorbereitet werden.
Eine gute Lackierung ist eine der wenigen Dinge, bei denen selbst gut ausgestattete Hobbywerkstätten an ihre Grenzen stoßen. Für ein perfektes Ergebnis ist mehr vonnöten als nur Lack und eine Lackierpistole. Moderne Fachbetriebe verfügen über Absaug- und Trocknungsanlagen und erzielen einen makellosen Glanz. Auch wenn es um Teillackierung geht, eine professionelle Lackiererei bietet die genaue Anpassung des Farbtones an den restlichen, bereits gealterten und verblichenen Lack.
Herz-OP: Die Motorrevision
Die Funktionsweise eines klassischen Motors sollte dem Schrauber schon bekannt sein. Ratsam ist es auch, sich vorab die nötigen Reparaturanleitungen zu besorgen. Meist ist das in Zeiten des Internets kein Problem. Auch die Interaktion in entsprechenden Oldtimer-Foren ist sehr hilfreich. Dort finden sich Schrauber, welche Ihr Projekt bereits gemeistert haben und Ihnen mit wertvollen Tipps zur Seite stehen.
Wichtig ist es, Platz zu schaffen und die demontierten Bauteile gut geordnet abzulegen. Große Pappen mit entsprechend geschnittenen Aussparungen und Beschriftung können hilfreich sein. Zudem empfiehlt es sich, gelöste Schrauben an ihrem Platz einige Millimeter einzuschrauben, um eine Verwechslung oder gar Verlust zu vermeiden. Machen Sie Fotos! Das ist nicht nur zur späteren Dokumentation wichtig, sondern auch um bei der Montage nichts zu vergessen.
Das Fahrgestell
Besonders wenn ein Oldtimer viele Jahre gestanden hat, sitzen viele Teile des Fahrwerks und auch der Bremsen fest. Diese wieder gängig zu machen, ist oft eine Herausforderung. Bolzen die 40 Jahre nicht mehr bewegt wurden, bringen den Schraubenschlüssel an die Grenzen der Belastbarkeit. Geduld ist das Zauberwort. Es gibt heute gute Mittel, solch festsitzende Probleme zu lösen. Kriechöle, Vereisungssprays oder die Lötlampe helfen oft und ersetzen die rabiaten Mittel wie Trennschleifen oder den großen Hammer.
Bremsen sollten grundsätzlich nur von erfahrenen Schraubern repariert werden! Der Tausch von Bremstrommeln, Bremsscheiben und Belägen ist noch relativ einfach zu bewerkstelligen. Reparaturen an den Bremszylindern, den Bremsleitungen und der Wechsel der Bremsflüssigkeit sollten dem Fachmann überlassen werden. Funktionierende Bremsen sind schließlich die Lebensversicherung des Oldtimerbesitzers.
Arbeiten Sie niemals unter dem Auto, wenn dieses nur auf dem Wagenheber steht! Nutzen Sie zu Ihrer Sicherheit immer zusätzliche Unterstellböcke.
Der Innenraum
Auch der Innenraum darf bei einer Restauration nicht vergessen werden. Schon bei der ersten Bestandsaufnahme sollte das Interieur auf Schimmel überprüft werden. Ist welcher vorhanden, ist es natürlich noch lange nicht das Aus. Schimmel lässt sich mit modernen Mitteln beseitigen. Er ist aber auch ein Zeichen dafür, dass irgendwo Wasser in den Innenraum eindringt. Diese Stellen gilt es dann zu finden und abzudichten.
Für die Pflege von Leder, Holz und Kunststoffen gibt es ebenfalls viele spezielle und effiziente Reinigungs- und Pflegemittel. Ein Polsterer oder spezielle Reparatursets lassen die Sitze in neuem Glanz erstrahlen. Teile für Innenausstattungen sind für viele Oldtimer kaum zu bekommen. Oft sind sie nur durch langwierige Suche für teures Geld zu erstehen.
Der elektrische Wurm
Für den Einsteiger gilt: einfaches Auto, einfache Technik, einfache Elektrik. An der überbordenden Elektronik modernerer Fahrzeuge verzweifeln oft auch Profis. Daher sollte sich die Elektrik des ersten Oldtimers zum Restaurieren auf einfachem Niveau bewegen. Leitungen für die Zündung, die Stromversorgung und Beleuchtung sollten reichen. Hier lassen sich Fehler unproblematisch mit einem einfachen Multimeter ausfindig machen. Nach vielen Jahren führen gealterte Isolationen der Kabel nicht selten zu Kurzschlüssen. Auch das Innere kann porös werden und brechen, was zu Kontaktproblemen führt.
Ist der Oldtimer für längere Zeit außer Betrieb, ist ein Batterie-Erhaltungsgerät eine gute Investition. Wird eine Batterie über einen längeren Zeitraum nicht geladen, wird sie kaputtgehen.
FAQ
Die Kosten für eine Oldtimer-Restauration sind sehr individuell. Je nach Fahrzeug und Anspruch können 16.000 bis 45.000 Euro, oder sogar weit mehr zusammenkommen.
Das ist mit Einschränkungen möglich. Je nach handwerklichen Fähigkeiten, technischem Wissen und entsprechender Ausstattung lässt sich vieles bewerkstelligen. Arbeiten an Bremsen, eventuelle Schweißarbeiten und die Lackierung sollten dem Fachmann überlassen werden.