Ein Pkw mit großer Ladefläche? Zuerst kommt vermutlich der Gedanke an den legendären Chevrolet El Camino. Doch vielleicht hätte es ihn nie gegeben ohne den Ford Ranchero. Der Ford Ranchero gilt als erster Pick-up auf Pkw-Basis. „More than a Car! More than a Truck!“ sagte der Werbeslogan jener Zeit. Und Ford traf mit dem faszinierenden Mix aus Pick-up und Straßenkreuzer den Nerv der Zeit. Der Ansatz, diese Kombination zu bauen, war effizient und simpel. Der vordere Teil einer Limousine musste lediglich um eine Ladefläche ergänzt werden. In recht kurzer Zeitfolge entstanden von 1956 bis 1979 ganze 7 Generationen.
Full-Size-Car trifft Lastesel: Ford Ranchero 1956
1956 wurde der Ford Ranchero, basierend auf der Plattform der Full-Size-Cars des Herstellers, vorgestellt. Dieses Fahrgestell wurde auch für den Ford Fairlane, den Ford Custom und den besser ausgestatteten Ford Custom 300 genutzt. Der Custom bildete die Basis für den ersten Ranchero. Die Front des Wagens und die Antriebstechnik wurden unverändert übernommen. Hinter der B-Säule wurde die Karosserie herausgetrennt und durch eine passende Ladefläche ersetzt. Während der vierjährigen Bauzeit erfuhr der Ranchero dieselben Veränderungen wie auch die Limousinen. 1958 wurden viele Teile des Ford Thunderbird verbaut. Die bislang einzelnen Scheinwerfer wurden durch Doppelscheinwerfer ersetzt.
Angetrieben wurden die kleinen Trucks mit Motoren von 3,7 bis 5,1 Liter Hubraum. Der große Achtzylinder mobilisierte bis zu 228 SAE PS. 1958 kam der 352 Special V8 aus dem Ford Thunderbird hinzu. Er leistete knapp 300 SAE-PS. Diese Fahrzeuge wurden nur selten verkauft, sodass sie heute eine absolute Rarität darstellen. Die meisten Fahrzeuge wurden mit den kleineren 3,7- oder 4,8-Liter-Motoren ausgeliefert.
Zwei Ausstattungsvarianten wurden damals angeboten. Eine sehr spartanische Ausführung, die vor allem in Farmern ihre Käufer fand, und eine Custom-Version. Diese war mit vielen individuellen Ausstattungsdetails zu erwerben. Grundsätzlich konnte der kleine Lkw mit allem ausgestattet werden, was die Ford Custom-Limousine bot. Auch eine Zweifarblackierung war möglich.
Einige dieser automobilen Raritäten haben es über den großen Teich geschafft, und manchmal wird auch hier bei uns ein tolles Exemplar versteigert!
Der Ranchero wird kompakt!
Bereits 1960 kam die zweite Generation zu den Händlern. Nun etwas kleiner wurde das Fahrgestell des kompakten Ford Falcon verwendet. Ein Grund für die Entscheidung war die stärkere Abgrenzung zu den Pick-ups der F-Reihe. Auch die Käufer wünschten sich ein kompakteres Modell. Mit diesen Änderungen wurde auch der Modellname angepasst. Er hieß nun Ford Falcon Ranchero.
Auch bei den Motorisierungen gab es Neues. Der neue Standardantrieb bestand aus einem 2,4 Liter großem Sechszylindermotor. Dieser wurde 1961 auf 2,8 Liter vergrößert. Zwischen 1963 und 1965 war auch ein 4,3-Liter-V8 zu haben, der später gegen einen 4,7-Liter-Motor ersetzt wurde. Die Kraftübertragung erfolgte wahlweise über eine Zwei- oder Dreigang-Automatik oder ein dreigängiges manuelles Getriebe.
Auch die nur zwei Jahre gebaute vierte Generation basierte technisch und optisch auf dem Ford Falcon.
Kleiner Kraftprotz: Ford Ranchero
Der Ranchero wurde moderner. Das zeigte er mit seinem neuen kantigen Design. Als Basis diente nun der Ford Torino. Die vorher übereinanderliegenden Scheinwerfer wurden durch moderne, flache und nebeneinanderliegende Leuchten ersetzt. Drei Ausstattungslinien waren erhältlich: Basic, 500 und GT.
Ab 1968 wuchs der Ford Ranchero nicht nur äußerlich. Der 428 Cobra Jet-Motor hatte einen Hubraum von 7,0 Litern und leistete 335 SAE-PS. Das Drehmoment erreichte starke 600 Nm. Mit der derart starken Motorisierung spielte er in der Liga der Hochleistungstrucks. Geschaltet wurden die Ranchero automatisch in drei oder vier Stufen oder mittels Drei- oder Viergang-Handschaltung.
Das wohl seltenste Modell ist wohl der Ford Ranchero Rio Grande. Das Sondermodell wurde ausschließlich auf Bestellung montiert. Es handelt sich um einen Ranchero GT mit zusätzlichen Ausstattungsmerkmalen. Dazu zählen ein Vinyl-Top, Zurrleisten auf der Ladefläche, eine zum Teil geschwärzte Motorhaube mit Lufthutzen, Seitenstreifen und spezielle „Ford Ranchero Rio Grande“-Embleme. Genaue Produktionszahlen sind nicht bekannt. Kenner gehen von etwa 900 Exemplaren aus.
Der Ölkrise zum Trotz: Ford Ranchero 1972
Während andere Hersteller versuchten, sich mit kleineren Motoren oder gar komplett kleineren Fahrzeugen vor den Folgen der Krise zu retten, tat Ford das Gegenteil: Der Ford Torino diente wieder als Basis des Ranchero. Die radikale Designänderung des Torinos wurde 1972 auch auf den Pick-up übertragen. Die vorher dynamische Form wich einem schwer wirkenden, klobigen Aussehen. 1974 bekam der Ranchero einen 7,5 Liter großen V8 implantiert. Allen Erwartungen zum Trotz erwies sich ausgerechnet dieses Modell, welches zu einer unmöglichen Zeit kam, als größter Erfolg der Baureihe.
Auch bei dieser sechsten Generation gab es drei Ausstattungsvarianten zur Wahl. Lieferbar waren der 500, der GT und die Luxusausführung Squire.
Die letzte Generation des Ranchero wurde 1977 bis 1979 hergestellt. Fahrgestell und Karosserie stellte der Nachfolger des Torinos, der Ford LTD II, zur Verfügung. Technisch war er unverändert. Lediglich die noch kantigere Karosserie unterschied ihn vom Vorgänger. Motorisiert war der letzte Ranchero mit 4,9 bis 6,6 Liter großen Achtzylindern.
Die Produktion des Ford Ranchero endete mit der Einstellung des Ford LTD II 1979. Grund waren die entschlossenen Abgasgesetze und weitere staatliche Bestimmungen. Einen direkten Nachfolger bot Ford nie an. In Australien wurde jedoch der Artverwandte, jedoch hier kaum bekannte Ford Falcon Ute gebaut.
Wartung ist alles!
Jedes Fahrzeug steht und fällt mit der Wartung. Viele US-Klassiker wurden unsachgemäß behandelt und mit billigsten Teilen (sogar aus dem Baumarkt) repariert. Meist sind solche Exemplare leicht zu identifizieren. Baumarktschrauben in den Türverkleidungen oder Sitzbezüge auf verschlissenen Sitzen sagen viel über die Vorbesitzer aus. Prinzipiell gilt die alte Technik der Rancheros als robust und solide.
Rost ist wie bei den meisten Oldtimern der größte Feind. Der Ranchero ist nicht wirklich kompliziert aufgebaut, sodass sich Roststellen recht einfach beseitigen lassen. Allerdings kann es bei einem vernachlässigten Wagen sehr aufwändig werden, alle Stellen zu sanieren. Besonders häufig sind Türkanten, Ladefläche, Ladeflächenklappe, Motorhaube und Bodenbleche betroffen.
Die Ersatzteilversorgung ist recht gut. Vieles muss allerdings aus Amerika importiert werden, besonders wenn es um Zierrat, Karosserie und Teile des Innenraumes geht.
FAQ
Der Ford Ranchero hat im Laufe seiner sieben Generationen einige Spenderfahrgestelle genutzt. Anfangs wurden die Fahrgestelle des Ford Fairlanes und und des Customs verwendet. Auch Technik und der vordere Teil der Karosserie des Customs wurden verbaut. Später waren Ford Falcon, Ford Torino und Ford LTD II die Basis.
Über 508.000 Ford Ranchero wurden produziert. Die erfolgreichste Generation war die sechste von 1972 bis 1976, mit knapp 135.500 Exemplaren.