Sein Image als „Volks-Porsche“ hat er längst abgelegt. Heute zählt der leichte, schnelle und offene Mittelmotor-Sportwagen mit seinem Targadach zu den gesuchten Raritäten. Als erster deutscher in Serie produzierter Mittelmotor-Sportwagen wurde er von Volkswagen und Porsche in Kooperation entwickelt. Zwischen 1969 und 1976 wurde der Porsche 914 mit einem Vierzylinder-Boxermotor des VW Typ 4 oder Sechszylinder des Porsche 911 T gebaut. Viele Exemplare des Porsche 914 sind aufgrund fehlender werksmäßiger Vorsorge dem Rost zum Opfer gefallen. Der Zweisitzer war auch ein beliebtes Objekt bastelfreudiger Hobbytuner. Ein unverbasteltes Original zu ergattern ist ein Glücksfall.
Fast hätte es ihn nie gegeben: Porsche 914
Per Handschlag haben sich der damalige VW-Chef Heinrich Nordhoff und Ferry Porsche auf eine besondere Strategie für den Verkauf des neuen Mittelmotor-Sportwagens geeinigt. Diese sah vor, dass sich Porsche an der Entwicklung beteiligte und das Fahrzeug sowohl als VW- als auch Porsche-Variante vertrieben werden sollte. Die Fertigung durch Volkswagen sollte für hohe Verkaufszahlen und damit geringe Herstellungskosten sorgen. Porsche sollte seinen Anteil für die Entwicklung über die möglichst geringen Stückkosten erhalten. Die Karosserie sollte bei Karmann gebaut werden.
Heinrich Nordhoff starb 1968 kurz nach der Vorstellung des ersten Prototyps. Kurt Lotz, Nachfolger Nordhoffs, erkannte die mündliche Vereinbarung jedoch nicht an. Es zeichnete sich das Scheitern des Projektes ab. Anfang 1969 wurde mit der Gründung der gemeinsamen „VW-Porsche Vertriebs GmbH“ ein Kompromiss geschlossen. Der Porsche 914 ging in Serie. Produziert wurden die Vierzylinder Porsche als 914/4 bei Karmann in Osnabrück. Die Sechszylinder montierte Porsche als 914/6 in Stuttgart.
Porsche 914: Ein Auto, zwei Marken?
Der Volksporsche wurde tatsächlich unter der Verkaufsbezeichnung VW und Porsche verkauft. Doch nicht nur das Typenschild macht den Unterschied. Auch die Fahrgestellnummern ermöglichen es, den Oldtimer zuzuordnen. So trugen die Vierzylindermodelle von VW eine mit „47“ beginnende Fahrgestellnummer. In den Fahrzeugpapieren zeigt die Herstellerschlüsselnummer (HSN) 0600, dass es sich um einen Volkswagen handelt. Die FIN der Porsche-Sechszylinder beginnt mit 914. Die HSN lautet 0583. Für Kaufinteressenten sind diese Informationen äußerst wichtig, da viele Vierzylinder nachträglich umgerüstet wurden.
Hinter den Sitzen des als Volkswagen verkauften Modells 914/4 versteckt sich anfangs ein 1,7-Liter-Vierzylinder-Boxermotor aus dem VW 411. 1974 wurde er durch einen für den VW 412 entwickelten 1,8-Liter-Motor ersetzt. 1973 ergänzte ein 2,0-Liter-Vierzylinder die VW-Motorenpalette.
Porsche selbst bot den Porsche 914/6 mit einem luftgekühlten Zweiliter-Sechszylinder-Boxermotor an. 1973 wurde dieser eingestellt.
Motoren des Porsche 914
Typ | Hubraum | Leistung | Drehmoment | v-max |
914/4 | 1679 cm³ | 80 PS | 136 Nm | 186,5 km/h |
914/6 | 1991 cm³ | 110 PS | 160 Nm | 207 km/h |
914 1,8 | 1795 cm³ | 85 PS | 138 Nm | 178 km/h |
914 2,0 | 1971 cm³ | 100 PS | 160 Nm | 190 km/h |
Die VW-Modelle wurden ausschließlich mit einem 5-Gang-Schaltgetriebe ausgeliefert. Für den 914/6 von Porsche war auch ein vierstufiges Sportomatic-Getriebe (halbautomatisches Getriebe aus dem Porsche 911) erhältlich. Die dank Mittelmotor perfekt austarierte Gewichtsverteilung ermöglicht ein Fahrverhalten, das selbst Fahrer moderner Sportwagen überrascht. Nicht zuletzt trägt die präzise Lenkung ihren Teil dazu bei. Natürlich kommt diese ohne Servo aus.
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Bauhausstil mit Schlafaugen
Schlichte und klare Linien. So entwarf der Altmeister des Porschedesigns Heinrich Klie den leichten Zweisitzer mit Targadach und Mittelmotor. Mit seinen Proportionen, den Klappscheinwerfern und den sehr kurzen Überhängen war der 914er Porsche ein echter Exot auf dem deutschen Markt. Der vordere Kofferraum reicht für das Gepäck für den Wochenendausflug, der hintere dient dem abnehmbaren Targadach als Versteck.
Auf dem Oldtimermarkt sind heute des Öfteren sogenannte „Lenner“-Umbauten zu sehen. Dieser Karosseriebausatz war in Deutschland recht beliebt und umfasste flache Kotflügel ohne Blinkerhöcker, eine Karosserieverbreiterung und einen großen Heckflügel.
Ebenso schlicht ist der Innenraum gehalten. Das dünne und große Lenkrad war seinerzeit sportlich modern. Der Drehzahlmesser lag mittig vor dem Fahrer wie auch beim Porsche 911. Durch die breite Bauweise fand ein kleiner Notsitz zwischen Fahrer- und Beifahrersitz Platz. Für diesen dritten Sitzplatz wurde die Handbremse an der linken Seite des Fahrersitzes montiert. Das Zündschloss der „echten“ Porsche-Modelle 914/6 ist porschetypisch links vom Lenkrad angeordnet. Bei den bei Karmann montierten Exemplaren mit Volkswagenmotor hingegen rechts.
Einstellung des Porsche 914/6
Von Beginn an plagte den 914 ein Imageproblem. Insbesondere der von Porsche selbst montierte 914/6 hatte starke Konkurrenz aus dem eigenen Hause. Die Einstiegsvariante des Porsche 911 kostete nur etwa 1.000 DM mehr, hatte aber nicht mit den Vorurteilen der mangelnden Qualität zu kämpfen. Dennoch war es um die Verarbeitung der Sechszylinder besser bestellt als bei den Vierzylinder-Kollegen von Volkswagen. Der 914/6 wurde nach nur 3.338 Exemplaren im Jahr 1973 eingestellt.
VW ergänzte hingegen seine Motorenpalette um den 2,0-Liter-Vierzylinder mit ähnlichen Fahrleistungen. Der VW Porsche 914 wurde bis 1976 gebaut.
Hot oder Schrott?
Aus dem damals oft verlachten kleinen Sportflitzer ist ein ernstzunehmender Oldtimer geworden. Besonders als Original 914/6 war er schon zu seinen Produktionszeiten eine Rarität. Viele 914 sind in die USA exportiert worden. Auch die VW-Modelle wurden dort als Porsche verkauft. Einige fanden den Weg zurück nach Europa.
Ein großes Problem stellt mangelnde Pflege und Wartung dar. Gebrauchte Porsche 914 wurden häufig vernachlässigt, jedoch umso öfter getunt. Leider nicht immer fachmännisch. Zudem sorgt die ab Werk fehlende Rostvorsorge für viel Verdruss. Korrosion am 914 ist praktisch überall möglich. Besonders neuralgische Stellen sind die Übergänge zwischen Targabügel und Karosserie, die Schweller, Kofferraumecken und hinteren Achsaufnahmen. Das Fahrwerk zeigt häufig verrostete Querlenker. Lagerbuchsen und Spurstangen sind rasch verschlissen.
Die Motoren machen, wenn sie original sind, wenig Sorgen. Die Boxermotoren gelten als standfest und langlebig. Die Jetronic von Bosch kann allerdings nach langer Standzeit oder altersbedingt Probleme machen. Des Öfteren ist auch ein Schwitzen an den Ventildeckeln zu beobachten. Das betrifft vor allem die 1,7-Liter- und 1,8-Liter-Motoren von Volkswagen.
Bei länger zurückliegenden Restaurationen sollten Sie genau prüfen, ob diese fachgerecht durchgeführt wurden. Eine Restaurierung und Ersatzteile sind sehr preisintensiv. Nicht selten wurden getunte oder größere Motoren verbaut.
FAQ
Ein 914er Porsche-Vierzylinder ist ab etwa 20.000 Euro zu haben. Bessere, unverbastelte Exemplare in gutem Zustand kosten ab rund 30.000 Euro. Rare Sechszylinder werden kaum unter 70.000 Euro verkauft. Besonders gute Fahrzeuge werden für weit über 100.000 Euro gehandelt.
Die Porsche 914/4 aus dem Hause VW erreichen zwischen 178 und 190 km/h. Die von Porsche montierten Sechzylinder (914/6) bringen es auf 207 km/h.