„The Greatest Crumpet Catcher Known to Man“. So wurde der Jaguar E-Type seinerzeit betitelt. Zu Deutsch: „Die größte dem Menschen bekannte Mausefalle“. Sein Design lockte schon damals das andere Geschlecht an. Selbst Enzo Ferrari bezeichnete den E-Type als das schönste Auto der Welt. Günstig war er zu haben. Als er am 15. März 1961 vorgestellt wurde, löste er einen Trubel aus, den es nie zuvor gegeben hat. Die Wartelisten waren lang und fast ausnahmslos Rennfahrern und Stars war es möglich, ein Exemplar zu ergattern. Doch er punktet nicht nur mit seinem betörenden Design. Er war auch Sportler!
Am Anfang stand Purismus
Die erste Serie
Bereits 1958 gab es einen ersten Prototypen (E1A), welcher nach kurzer Zeit verschrottet wurde. Trotz Planung, einen Straßenwagen zu entwickeln, wurde 1960 der E2A als Rennwagen gebaut. Auch dieses Einzelstück überlebte nicht. Der E-Type wurde als straßentauglicher Verwandter des Rennwagens D-Type konzipiert. Vorgesehen war ursprünglich lediglich ein Roadster. Das heute besonders gesuchte Coupé ist auf kuriose Weise entstanden.
William Lyons, Gründer der Marke Jaguar, kam höchstselbst auf die Idee, ein geschlossenes Coupé zu bauen. Überlieferungen besagen, dass er in der Werkstatt beim Bau eines Roadsters zugesehen hatte. Er hob einen Schlauch vom Boden auf und drapierte ihn von der Windschutzscheibe bis zum Heck. Er betrachtete sein Werk aus etwas Entfernung und sprach: „Lasst uns das bauen!”.
Für die damalige Zeit war der Preis ein Widerspruch. Der Jaguar E-Type kostete 1961 gerade einmal 1.550 britische Pfund. Ein Drittel des Kaufpreises für einen vergleichbaren Ferrari.
Zu Beginn der Produktion war der Jaguar E-Type ein recht puristischer Sportwagen. Der enge Innenraum ermöglichte kaum Verstellmöglichkeiten für die schlecht gepolsterten Sitze. Anfangs wurde ein 3,8-Liter-Sechzylinder mit einer unsynchronisierten Viergang-Schaltbox verbaut. Der aerodynamisch perfekt getrimmte E-Type hatte 269 PS und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 241 km/h. Wie auch der D-Type wurden der Motor und die Vorderradaufhängung von einem Stahlgitterrahmen getragen. Dieser wurde unter der Motorhaube befestigt.
Die Hinterachse des Jaguar E-Type erregte damals Aufsehen. Sie verfügte über eine Trapezlenkerachse, die an einem eigenen Hilfsrahmen montiert wurde. Dieser besaß zwei Feder-Dämpfer-Einheiten. Die Antriebswellen dienten als obere Querlenker. Schon die erste Serie erfuhr regelmäßig Verbesserungen.
Serie 1,5
Inoffiziell Serie 1,5 genannt wurde 1964 der Motor überarbeitet. Er hatte nun einen Hubraum von 4,2 Liter und leistete ebenfalls 269 PS. Weitere Änderungen gab es beim Getriebe. Es war eine Eigenentwicklung und vollsynchronisiert. Verbessert wurden auch die Sitze. Sie waren nun deutlich besser gepolstert. Einen Stilbruch brachten die Scheinwerfer. In der ersten Serie waren sie noch abgedeckt und fügten sich optisch perfekt in das aerodynamische Design ein.
Ab 1966 wurde ein 2 + 2-sitziges Coupé angeboten. Bislang waren nur Zweisitzer zu haben. Diese Ausführung hat einen verlängerten Radstand und ermöglicht dank umklappbarer Rücksitze ein geräumiges Gepäckabteil. Für dieses Modell konnte optional ein Dreigang-Automatikgetriebe geordert werden.
Serie 2
Neue, härtere Sicherheits- und Umweltbestimmungen machten viele Modifikationen erforderlich. Die 1968 eingeführte Serie 2 besaß eine vergrößerte Kühleröffnung, geänderte Blinker und Rücklichter und Wippschalter im Cockpit. Die Scheinwerfer wurden etwas nach vorn versetzt. Das 2 + 2 Coupé erhielt zudem eine flacher gestellte Frontscheibe und konnte optional mit einer Lederausstattung, Klimaanlage und Servolenkung bestellt werden. Noch heute sind die Veränderungen am Preis spürbar. Fahrzeuge der Serie 2 sind deutlich günstiger zu haben.
Serie 3
1971 wurde der Jaguar E-Type V12 vorgestellt. Der neu entwickelte 5,3-Liter-Motor hatte 12 Zylinder und eine Leistung von 276 PS und ein Drehmoment von 412 Nm. Trotz der geringen Mehrleistung war das Auto nicht mehr so agil und aggressiv wie in der ersten Serie. Auch der größere Durst und die Ölkrise sorgten für schlechte Verkaufszahlen.
Das E-Type-Cabriolet gab es nun ausschließlich mit dem langen Radstand des 2 + 2 Coupé.
1974 wurde die Produktion des E-Type nach insgesamt 72.535 gebauten Exemplaren eingestellt.
Eine besondere Rarität: der Jaguar E-Type Lightweight
Nur 12 Exemplare des für den Rennsport konzipierten E-Type wurden hergestellt. Der Lightweight unterschied sich technisch und optisch stark von den Serienmodellen. Um Gewicht zu sparen und die Festigkeit zu erhöhen, wurde das Monocoque aus Aluminium gefertigt und der hintere Hilfsrahmen durch den stabileren des Jaguar Mark X ersetzt. Teile der Aufhängung und des Rahmens wurden verstärkt, um eine höhere Verwindungssteifigkeit zu erreichen. Das Leergewicht des Sportlers betrug nur 920 Kilogramm.
Natürlich wurde auch an der Motorisierung gearbeitet. Der Motorblock bestand im Gegensatz zur Serienversion aus Aluminium. Der Zylinderkopf stammte ursprünglich aus dem D-Type und wurde an den Auslassventilen modifiziert. Diese Veränderungen und die Erhöhung der Verdichtung brachten 320 PS und eine Maximalgeschwindigkeit von 259 km/h.
Geplant waren ursprünglich 18 Roadster mit Hardtop. Gebaut wurden 1962/1963 lediglich 12. Die fehlenden 6 Exemplare wurden 2014 nach originalen Konstruktionsplänen gefertigt.
Augen auf beim E-Type-Kauf!
Viele der angebotenen E-Typ-Oldtimer, insbesondere der ersten Serie, sind bereits restauriert. Soll es ein unrestauriertes Fahrzeug werden, stellt sich die Frage der Wirtschaftlichkeit. Doch als geübter Schrauber können Sie auch hier durchaus Glück haben.
Der Jaguar sollte über eine lückenlos nachvollziehbare Historie verfügen. Oldtimer, die nicht regelmäßig gewartet wurden, sorgen häufig für Überraschungen, die speziell beim E-Type aufwändig und teuer zu beheben sind. Unbedingt ist auf Unfallschäden zu achten. Rahmen und Vorderbau sollten genauestens untersucht werden. Besonders die seitlichen Motorrahmen dürfen keine Durchrostungen, Stauchungen, Dellen oder Risse aufweisen. Das Problem bei Beschädigung: Der Motorrahmen ist gelötet und kann nicht geschweißt werden! Die Spaltmaße sollten korrekt sein. Die Verwendung eines guten Lackschichtenmessers ist von Vorteil. Dieser sollte Spachtel und Zinn unterscheiden können.
Besonderes Augenmerk ist auf Rostschäden zu richten. E-Type-Oldtimer rosten gern von innen nach außen. Die Schweller beginnen meist aus Richtung Motorraum zu blühen. Auch die Stehbleche unterm Batteriefach und das Bodenblech unterm Teppich sollten genau unter die Lupe genommen werden.
Blech- und Verschleißteile sind fast ausnahmslos erhältlich. Es hat sich allerdings gezeigt, dass Nachfertigungen oft keine ausreichende Passgenauigkeit besitzen. Original ist hier trotz hoher Preise die bessere Wahl.
Die Motoren und Getriebe des E-Type gelten als robust. Die unsynchronisierten Getriebe der ersten Generation erfordern jedoch Gefühl beim Schalten. Ein Ölverbrauch von 1,5 Litern auf 100 Kilometer ist durchaus normal. Der Sechszylinder ist der wartungsfreundlichere Motor.
Was soll es sein?
Die drei produzierten Modelle unterscheiden sich grundlegend voneinander. Sind Sie der puristische Fahrer? Dann ist der E-Type der ersten Serie genau das Richtige für Sie! Sie möchten es etwas bequemer und alltagstauglich? Dann sollten Sie sich den Jaguar E-Type der dritten Generation näher anschauen.
Vielleicht haben wir gerade jetzt einen E-Type in einer unserer Auktionen? Schauen Sie rein!
FAQ
Die Preise beginnen bei etwa 75.000 Euro für ein gepflegtes Exemplar. Besondere Sammlerstücke können auch an die 180.000 Euro kosten. Coupés sind etwas günstiger zu erwerben.
Die Sechszylinder der ersten zwei Serien benötigten etwa 11 bis 14 Liter Kraftstoff. Die späteren Zwölfzylinder genehmigen sich bei sportlicher Fahrweise gern bis zu 25 Liter.