1979 präsentierte Lancia den Delta. Niemand ahnte zu der Zeit, dass der Kompaktwagen es zum erfolgreichsten Rallye-Fahrzeug in der Geschichte des Motorsports bringen würde. Der Lancia Delta brachte es auf 6 Marken-WM-Titel in Folge! Die ersten sportlichen Versionen bot der italienische Hersteller ab 1982 an. Der erste echte „Integrale“ wurde 1987 auf der IAA vorgestellt. Er vermittelt unglaublichen Fahrspaß. So viel, dass es auf öffentlichen Straßen zum Risiko für den Führerschein werden kann! Der reinrassige, allradgetriebene Rallyespezialist mag keine langen Vollgasfahrten. Kleine, kurvige Bergstrecken sind sein Metier. Schnäppchen sind sie längst nicht mehr. Der nostalgische Lancia Delta Integrale ist Kult.
Aus brav wird breit!
Der Lancia Delta ist schon ein wenig Maserati. Giorgetto Giugiaro formte die Karosserie des Italieners nach dem Konzeptfahrzeug Maserati Medici. Was 1979 noch als braver Kompaktwagen begann, wurde ab 1983 immer mehr zur aggressiven Waffe.
Die ersten Modelle des Delta basierten zu einem großen Teil auf Bodengruppe und Antriebstechnik des Fiat Ritmo. Ein Einsatz im Rennsport war seinerzeit nicht denkbar. Stufenweise wurde die Antriebstechnik verbessert und die Leistung angehoben. Nach dem Lancia Delta GT 1982 kam ein Jahr später der erste Turbomotor mit 131 PS. Die nächste Ausbaustufe, der Delta HF 4WD, bildete die Grundlage für den Start des Lancia Delta HF Integrale.
Delta HF Integrale (8v)
Mit dem ersten Integrale (Evo I) wurde die Spur breiter. Dementsprechend wurden die Kotflügel ausladender und die starken Motoren verlangten nach einem zusätzlichen Lufteinlass auf der Motorhaube. Gegenüber dem Serienmodell sind auch andere Stoßfänger und Schwellerschürzen montiert. Anstatt der bisherigen 14-Zoll-Räder wurden nun 15 Zoll große Aluminiumräder verbaut.
Der Integrale verfügte bei seiner Einführung 1987 über einen permanenten Allradantrieb und einen 2,0-Liter-Turbomotor mit 8 Ventilen. Dank Turbolader und Ladeluftkühler brachte es der Wagen auf 185 PS. Die Umweltauflagen in einigen Ländern machten den Einbau eines geregelten Katalysators und damit eine Verringerung der Leistung auf 177 PS notwendig.
Delta HF Integrale 16v
1989 erhielt der Motor unter anderem einen überarbeiteten Zylinderkopf mit nun 16 Ventilen. Auch eine Kolbenbodenkühlung wurde verbaut. Die Leistung erhöhte sich auf 200 PS. Der permanente Allradantrieb verteilte die Leistung bei griffigem Untergrund zu 47 Prozent auf die Vorderachse und zu 53 Prozent auf die Hinterachse. Erkennbar ist der Lancia Delta HF Integrale 16v an seiner gewölbten Motorhaube, die aufgrund des höheren 16V-Motors nötig wurde. Weitere Erkennungsmerkmale waren die um 1 Zoll breiteren Aluminiumräder und die geänderte Anordnung des Tachos und des Drehzahlmessers.
Besonders gesuchte Sondermodelle des Evo I sind:
- Club Italia
- Martini 5
- Martini 6
- Verde York
Delta Integrale Evoluzione
Der Lancia Delta Integrale Evoluzione (oft Delta EVO genannt) debütierte 1991. Anfangs wurde er in Deutschland ausschließlich mit dem 8-Ventilmotor ausgeliefert, da der 16-Ventiler über keinen Katalysator verfügte. Erst 1993 wurde der Lancia Delta Integrale Evoluzione II 16V mit einem solchen angeboten. Die Leistung des 16V mit Katalysator betrug stolze 215 PS und beschleunigte den Wagen auf 220 km/h. Der Spurt von 0 auf 100 war in 5,7 Sekunden gemeistert.
Der Evoluzione verfügte über eine nochmals verbreiterte Spur und breitere Kotflügel als sein Vorgänger. Die Motorhaube unterschied sich in geänderten Lufteinlässen und einer anderen Wölbung. Ein dreifach verstellbarer Dachspoiler sorgte für den nötigen Abtrieb. Der EVO II wurde mit 16-Zoll-Aluminiumfelgen ausgeliefert.
Regelmäßig hohe Preise erzielen die Sondermodelle:
- Club Lancia
- Club Hi-Fi
- Blu Lagos
- Verde York
- Giallo Ginestra
- Bianco Perla
- Final Edition
- Dealers Collection
Anfang 1994 endete die Produktion des Lancia Delta und mit ihm die Ära der Integrale. Bereits damals war er zum Kultfahrzeug geworden.
Lancia Delta und der Rallyesport
Seinen Erfolg hatte der Lancia Delta nicht nur seiner guten Qualität zu verdanken. Ganze 6 Marken-WM-Siege in Folge konnte ein Delta erringen. Damit wurde er zum bisher erfolgreichsten Rallye-Fahrzeug in der Geschichte des Motorsports. Heute sind sie die teuersten Oldtimer der Baureihe Delta:
Der Lancia Delta S4 wurde ab 1985 eingesetzt und zur Homologation in Kleinserie gebaut. Die Rallye-Version brachte brachiale 480 PS auf die Achsen. Technisch hatte dieser Rennwagen nur wenig mit dem Delta zu tun. Neben einem Turbolader verfügte er über einen Kompressor zur Leistungssteigerung. Ein sehr markantes Kreischen des Motors war eine Nebenerscheinung. Die zivile Version des S4 wurde mit „nur“ 250 PS an die Käufer ausgeliefert.
Die Nachfolge trat der modifizierte Lancia Delta HF Integrale an. Nochmals verbreitert und in seiner Leistung auf 265 PS gesteigert trat er siegreich aus der Rallye-Weltmeisterschaft 1987 hervor. Schon für die nächste Saison wurde die Leistung auf etwas über 300 PS erhöht. Weitere Verbesserungen in Form eines neuen Getriebes, geänderter Drehmomentverteilung, hydraulischer Kupplung und 16-Ventil-Zylinderkopf wurden für die Saison 1989 vorgenommen. Die Leistung erhöhte sich noch einmal deutlich.
Zur Legende wurde der 1991 erschienene Delta HF integrale Evoluzione. Selbst die offiziell angebotenen Versionen mit 177 bis 215 PS erzielen heute Höchstpreise. Die optimierten Rallye-Exemplare erreichen ganze 340 PS.
Geliebte Diva!
Der Lancia Delta Integrale will verstanden werden! Er ist nicht für lange, schnelle Autobahnetappen oder Hochgeschwindigkeitsrennen konzipiert. Seine Stärken liegen in schnellen und engen Kurven. Bergstrecken sind seine bevorzugten Ausflugsgebiete. Ebenso möchte er nicht unsanft aus dem Schlaf gerissen werden und im kalten Zustand Höchstleistungen erbringen. Nach einer Ausfahrt möchte er auch geruhsam abkühlen. Wird der Delta achtsam bewegt und gepflegt, ist er durchaus ein zuverlässiger Begleiter. Vor allem einer, der richtig Spaß macht!
Eine sichere Bank ist nur ein regelmäßig und gut gewarteter Integrale. Daher ist eine lückenlose Wartungshistorie von äußerster Wichtigkeit. Für die Begutachtung sollten Sie Zeit einplanen und bestenfalls jemanden dazu holen, der Erfahrung mit diesen Fahrzeugen hat. Besonders die Elektrik kränkelt gern. Gebläse, Fensterheber oder Blinkerschalter tun oft nicht, was sie sollen. Auf die Ölstandsanzeige sollten Sie sich nicht verlassen. Eine manuelle Kontrolle ist der sicherere Weg.
Rost ist ein Thema. Gern sammelt sich die braune Pest in Schwellern, Radkästen und hinterem Hilfsrahmen. Gerade die leistungsstarken Modelle erleiden gern Spannungsrisse im Bereich Frontscheibenrahmen und A-Säule. Vorsicht ist auch geboten, wenn das Fahrwerk verstärkt wurde. Dieses kann dadurch ebenfalls Risse bekommen.
Die kleinen Rallyewagen wurden häufig hart belastet. Motorseitig sollten Sie auf den Leerlauf achten. Ist er zu laut, könnten die Nocken verschlissen sein. Rauch aus dem Auspuff kann auf defekte Ventilführungen oder verschlissene Turbolader hinweisen.
Die Wartung und Reparatur eines Lancia Delta Integrale sind kaum für Einsteiger möglich. Reparaturen unter der Motorhaube sind aufgrund der Enge sehr zeitintensiv und aufwändig. Natürlich ist das auch wichtig für Besitzer, welche ihr Auto in der Werkstatt pflegen lassen. Die Kosten für einen Riemenwechsel können wegen des Zeitaufwandes hoch sein.
Besonders günstige „Sonderangebote“ sollten genauestens geprüft werden. Einige Fahrzeuge wurden verbastelt. Auch gefälschte Sondermodelle werden des Öfteren angeboten.
Verschleißteile und technische Ersatzteile sind recht gut zu beschaffen. Defekte Karosserie- oder Innenraumteile sind deutlich schwerer zu bekommen.
Sie möchten sich der Herausforderung stellen und einen so besonderen Oldtimer wie einen Lancia Delta Integrale Ihr Eigen nennen? Dann sollten Sie unbedingt in unsere Auktionen schauen!
FAQ
Der erste Integrale leistete 185 PS. Durch den in Deutschland geforderten Katalysator sank die Leistung auf 177 PS. 1989 erhöhte sich die Leistung dank 16-Ventil-Technik auf 200 PS. Die Modelle Evo II erreichten bis zu 215 PS. Das stärkste Rallye-Exemplar erreichte werksseitig 480 PS.
Die Modelle HF Integrale sind heute zwischen 30.000 und 70.000 Euro wert. Der Evoluzione kann bis zu 100.000 Euro, bestimmte Sondermodelle auch mehr kosten. Rennwagen sind selten unter 130.000 Euro zu bekommen.