Kürzer als ein Fiat Punto, flacher als die meisten Ferrari. So präsentierte Lancia den Stratos 1970 auf dem Turiner Autosalon. Der rasende Donnerkeil sah nicht nur aggressiv aus, er war es dank seinem Ferrari-Motor auch. Er galt zu Recht aufgrund zahlreicher Rallyesiege als König des Rallyesports. Drei Weltmeistertitel in Folge gewann der Lancia Stratos. Walter Röhrl fuhr 1978 bei den Läufen zur Deutschen Meisterschaft als erster durchs Ziel. Der Lancia Stratos ist kompromisslos auf den Rallyesport ausgerichtet. Er gilt als das erste Auto, welches nicht auf einem Serienfahrzeug basiert. Er wurde entwickelt, um Rallyes zu gewinnen!
Lancia Stratos HF: Von 0 auf Weltmeister!
Bertone erregte 1970 beim Turiner Autosalon Aufsehen. Die Designstudie Lancia Stratos 0 hatte noch rein gar nichts mit einem Rallyefahrzeug zu tun, überzeugte jedoch mit einer futuristischen Optik. Es begann mit der Idee, einen modernen Nachfolger des Lancia Fulvia 1.6 HF zu entwickeln. Das Ergebnis: Ein ultraflacher und keilförmiger Sportwagen, der für den Rennsport jedoch denkbar unpraktisch war. Der nur 84 Zentimeter hohe und spitz zulaufende Keil besaß einen Mittelmotor, der vom Lancia Fulvia übernommen wurde. Dieser lieferte mit nur 115 PS deutlich zu wenig Leistung.
Die spätere Rallye-Version behielt das Konzept des Mittelmotors bei. Jedoch wurde auf den Motor des Ferrari Dino 246 GT zurückgegriffen und das Design an die tatsächlichen Anforderungen des Rallyesports angepasst. 1971 wurde der erste, in leuchtendem Rot lackierte, Lancia Stratos HF in Turin vorgestellt.
Bereits kurz nach dem Beginn der Serienproduktion im Jahr 1974 fuhr Sandro Munari den ersten WM-Sieg am Steuer des Stratos ein. Auch in den Jahren 1975 und 1976 gewann der Lancia Stratos HF die Rallye-Weltmeisterschaften. Den letzten Sieg bei der Rallye Monte Carlo errang ein Lancia Stratos 1979.
Der „Ur-Stratos“ hingegen verschwand bis 1988 in der Versenkung. Erst Michael Jackson brachte ihm im Film „Moonwalker“ und im Musikvideo „Smooth Criminal“ erneut Aufmerksamkeit.
„Die Bestie, die es zu besiegen gilt“
So beschrieben das Fanlager und auch die Gegner den Lancia Stratos HF. Luca Napolitano, CEO der Marke Lancia, beschrieb das Auto als hocheffizientes und kompromissloses Fahrzeug. Seine Designelemente dienten auch späteren Modellen des Herstellers als Inspiration.
Um die Homologation für den Rennsport zu erlangen, baute Lancia 492 Exemplare des Strato. Schon die Straßenversion des 3,78 Meter kurzen Keils hatte beeindruckende Leistungsdaten und drehte problemlos über 7 .000 Touren. Der Sechszylinder aus dem Ferrari Dino leistete 195 PS aus 2,4 Litern Hubraum. Die 100 km/h sind aus dem Stand nach nur 6,8 Sekunden erreicht. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 248 km/h.
Einiges mehr lieferten die Wettbewerbsversionen. Die Motoren der Rallye-Ausführung mobilisierten mit ihrem 4-Ventil-Zylinderkopf 280 PS. Tuningmaßnahmen machten jedoch noch einiges mehr möglich. Satte 320 PS lieferte ein Stratos des Österreichers Franz Wurz 1977. Durch eine speziell gefertigte Kurbelwelle und Vergrößerung des Hubraumes auf knapp 3,0 Liter wurde die Leistungssteigerung möglich. Markku Alén, finnischer Rennfahrer, siegte 1978 mit einem 420 PS starken Lancia Stratos HF bei der Giro automobilistico d’Italia. Die Spitze stellten zwei eigens für Rundstreckenrennen konzipierte Stratos. Durch Einsatz eines Turboladers konnte die Leistung auf 560 PS gesteigert werden.
Lancia Stratos: Das Auto für kleine Leute?
Wenn es um die Körpergröße geht, ja. Fahrer über 1,80 könnten nach einer Fahrt durchaus mit einem schiefen Hals aussteigen. Im Innenraum geht es sehr beengt zu. Die zwei Schalensitze, der knappe Fußraum und das niedrige Dach lassen kaum Bewegungsfreiheit. Der hinter dem Cockpit verbaute Sechszylinder macht, wenn er denn erwacht, ein Radio überflüssig.
Die glasfaserverstärkte Kunststoffkarosserie wirkt mitsamt ihren Designelementen noch heute aktuell. Die runden Rückleuchten und der Spoiler auf dem Dach waren damals futuristisch.
Remake des Stratos
Originale sind rar. Keine 500 wurden produziert. Die meisten von ihnen sind in festen Händen. Der Traum, eines dieser Rallye-Helden zu besitzen, kann trotzdem Realität werden. Wenn auch mit Abstrichen. Der Lancia Stratos ist als Nachbau zu haben. Günstiger als das Original, zum Beispiel als Chrono’s Stratos. Dieser wird mit drei Motoroptionen angeboten. Möglich ist wie beim Original ein Dino-V6. Auch ein V8 mit drei Litern Hubraum aus dem Ferrari 308 (255 PS) oder ein 2,5 bis 3,2 Liter großer Alfa-Romeo-Motor mit 177 bis 270 PS wird angeboten. Auch andere Hersteller haben sich dem Erhalt der Legende verschrieben.
Nur für Enthusiasten?
Selten sind sie. Wenn tatsächlich ein fahrbereiter Oldtimer dieser Baureihe veräußert wird, dann selten unter 400.000 Euro. Besondere Exemplare mit Rennsportvergangenheit können deutlich mehr kosten. Wer das Geld ausgeben möchte, kann sich eines sehr seltenen und speziellen Oldtimers erfreuen.
Der Erhalt ist nicht ganz einfach. Eine Ersatzteilversorgung ist kaum existent. Einige Motorteile können über Ferrari geordert werden. Sonst ist die individuelle Nachfertigung der einzige Weg der Reparatur.
Replikas werden deutlich häufiger angeboten und sind wesentlich günstiger in der Anschaffung. Für gute Nachbauten werden dennoch meist mehr als 100.000 Euro aufgerufen.
Sie suchen einen besonderen Oldtimer? Einen Blickfang, der nur noch selten zu entdecken ist? Ein technisches Meisterwerk? Dann sollten Sie sich auf unserer Auktionsplattform umschauen!
FAQ
Das Reglement für Rallyefahrzeuge sah seinerzeit 400 Exemplare für die Homologation vor. Lancia baute 492 Stück.
Der Lancia Stratos HF in der Straßenvariante erreicht mit seinen 195 PS eine Spitzengeschwindigkeit von 248 km/h.