Er ist ein Spätzünder. Die damals moderne Pontonform wurde bereits zum Ende der 1940er Jahre in den USA eingeführt. Schnell folgten europäische Hersteller wie Fiat, Ford, Opel und Borgward. Die Abkehr von freistehenden Kotflügeln zog Mercedes erst ab 1953 in Betracht. Die vom Volksmund „Ponton-Mercedes“ genannte Baureihe hob sich in vielerlei Hinsicht von den Vorgängern ab. Der Mercedes Ponton war der erste Benz, der mit einer selbsttragenden Karosserie versehen war. Die Dieselversion 180 D war besonders als Taxi fester Bestandteil des damaligen Straßenbildes. Ponton-Mercedes wurden in mehreren Baureihen der oberen Mittelklasse und der Oberklasse angeboten.
Der Erlkönig!
Der Ponton-Mercedes prägte den Begriff des Erlkönigs. Heute ist es eine gewohnte Bezeichnung für einen getarnten Testwagen. 1952 berichtete „Auto, Motor und Sport“ über den Mercedes 180. Dabei wurde auch eine Parodie auf Goethes „Erlkönig“ veröffentlicht. In der Folge hat sich dieser Begriff im deutschen Sprachraum etabliert.
Der Ponton-Mercedes, intern Mercedes-Benz W 120, wurde 1953 als Limousine der oberen Mittelklasse vorgestellt. Ein Jahr später erweiterte der W 180 das Angebot nach oben. Der stärkere und größere Ponton-Mercedes wurde unter der Verkaufsbezeichnung Mercedes 220 und 220 S vermarktet. 1956 kamen die Baureihe W 121 und 1956 der Mercedes W 128 dazu.
Ponton-Mercedes 180
Der erste seiner Art war die Mittelklasselimousine Mercedes 180. Er ersetzte 1953 den Mercedes-Benz Typ 170 V, der seit Ende der 1930er Jahre produziert wurde. Die völlig neue Karosserie orientierte sich nun an amerikanischen Vorbildern und verzichtete auf freistehende Kotflügel.
Angetrieben wurde er vom technisch überarbeiteten Motor des Vorgängers. Erst 1957 wurde dieser schrittweise durch einen neuen und stärkeren 1,9-Liter-Motor ersetzt.
Einige Monate nach der Vorstellung des Benziners kam auch der 180 D zu den Händlern. Auch dieser Motor wurde, leicht verändert, vom Vorgänger übernommen.
1959 wurden die Motoren überarbeitet. Die Bremsanlage wurde durch die stärkere Version des Mercedes 190 ersetzt, und auch optisch erfuhr er eine Überarbeitung. Der Kühlergrill wurde etwas breiter, die Hörner der vorderen Stoßstangen fielen weg.
Bis 1962 wurde der Mercedes 180 und 180 D gebaut, bevor er dem Nachfolger W 110 weichen musste.
Ponton-Mercedes 190
Drei Jahre nach dem Marktstart der Ponton-Baureihe erschien der Mercedes 190. Er erweiterte das Angebot nach oben. Wie auch der 180er ist er der oberen Mittelklasse zuzuordnen. Jedoch besaß er trotz gleicher Karosserie einen völlig neu konstruierten Motor mit damals beachtlichen 75 PS. Ab 1958 wurde eine Version mit 50 PS starkem Dieselmotor angeboten.
Der MB Ponton 190 unterschied sich in einigen optischen Details vom 180er. Der Mercedes-Stern auf den Radkappen war etwas größer, ebenso die Rückleuchten. Die Ausstattung mit Zierleisten war etwas umfangreicher und er besaß Ausstellfenster in den vorderen Türen. Im Innenraum gab es eine Holzleiste auf dem Armaturenbrett.
Ponton-Mercedes 219
Der Typ 105, wie er werksintern hieß, schloss die Lücke zwischen dem 190er und dem teureren Oberklassewagen 220 S. Die Karosserie war aus beiden Modellen zusammengefügt. Der vordere Teil samt Motor wurde bis zur A-Säule aus dem 220 a übernommen. Der hintere Teil des Ponton-Mercedes war mit dem 190 identisch. Aufgrund der Seltenheit zählt dieses Modell heute zu den gefragtesten Mercedes-Ponton.
Der 6-Zylindermotor des Mercedes W 219 leistete zu Beginn der Produktion 85 PS. Ab 1957 wurde er überarbeitet und brachte 90 PS.
Insgesamt wurden 27.845 Autos dieser Baureihe produziert. Ganze 16.000 wurden exportiert. Der 219 war schon damals eine Rarität.
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Ponton-Mercedes 220 / 220 S
Auch die Oberklasse des Stuttgarter Herstellers kam in den Genuss der Ponton-Karosserie. Die Karosserie unterschied sich vor allem in den Abmessungen von den kleineren 180ern und 190ern. Der Vorderwagen war, des größeren Motors wegen, um 10 Zentimeter länger. Im hinteren Fahrgastraum gab es etwa 7 Zentimeter mehr Platz.
2 Versionen waren bei den Limousinen verfügbar. Der 1954 vorgestellte 220 a leistete 85 PS. Ab 1956 wurde der 220 S angeboten. Anfangs mit 100, später mit 106 PS erreichte er eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h.
Ebenfalls ab 1956 kamen ein Coupé und ein Cabriolet ins Programm. Diese sind heute die gesuchtesten Exemplare unter den Mercedes Ponton.
1959 wurde der Oberklasse-Ponton durch den Mercedes W 111, auch große Heckflosse genannt, ersetzt.
Ponton-Mercedes 220 SE
Die Krönung der Pontons kam 1958 mit dem 220 SE. Die Karosserie unterschied sich ebenso wenig vom 220 S wie auch das Fahrgestell. Unterschiede gab es bei der Motorisierung. Der 2,2-Liter-Sechszylinder besaß eine mechanische Saugrohreinspritzung anstelle des sonst verwendeten Vergasers und leistete 115 PS. Im selben Jahr wurden auch Coupés und Cabrios mit dem stärkeren Motor angeboten.
Sonderfahrzeuge auf Ponton-Basis
Der MB-Ponton war durchaus beliebt als Basis für diverse Sonderfahrzeuge. Die Karosseriefabrik Binz & Co fertigte unter anderem Kombis, welche über die Mercedes-Autohäuser vertrieben wurden. Auch Krankenwagen und Bestattungsfahrzeuge gehörten zum Portfolio.
Im Alltag sicher!
Alltagstauglich ist er, der MB-Ponton. Übersichtliche Technik macht ihn für Selbstschrauber zum Freund. Er ist nicht nur gut zu reparieren, auch die Teileversorgung stellt keine großen Hindernisse dar. Zu guter Letzt ist der Ponton-Mercedes ein sehr zuverlässiges Auto, mit dem auch längere Urlaubsreisen kein Problem sind.
Rost ist wie bei jedem Klassiker ein großes Thema. Viele Pontons sind bereits saniert und bestens hohlraumkonserviert. Dennoch sollte der Zustand kritisch geprüft werden. Eine nachvollziehbare Historie und Wartungsnachweise sind eine gute Grundlage.
FAQ
Im Volksmund werden die Baureihen W 120, W 121, W 105, W 180 und W 128 Ponton genannt. Der Begriff wurde durch die Karosserieform geprägt, welche an Pontons erinnerten. Pontons sind Schwimmkörper, die oft für mobile, schwimmende Brücken verwendet wurden. Die Bezeichnung im Automobilbau wurde bereits einige Jahre zuvor geprägt, als die Karosserieform in Amerika entwickelt wurde.
Der „kleine“ MB-Ponton wurde 1953 vorgestellt. Die etwas größeren Modelle folgten 1954 bis 1958. Der letzte Mercedes-Benz 180 lief 1962 vom Band.