Der Mercedes Strich-8 war der erste Millionenseller. Trotz seines schon damals konservativen Designs ohne modischen Zierrat war er der erste Mercedes, der über eine Million Mal verkauft wurde. Ein „Volks-Benz“! Der Kundenkreis bestand zu damaliger Zeit ebenso aus knauserigen Buchhaltern wie auch aus gut situierten und sportlich begeisterten Käufern. Kaum zu glauben, das Auto gehörte zu denen jener Zeit, die am besten auf der Straße lagen. Die Motorenpalette bot vom kleinen Diesel mit 55 PS bis zum 2,8-Liter-Sechszylinder mit 185 PS alles, was das Herz begehrt. Die im Taxigewerbe gern genutzten Diesel sind längst ausgewandert und fahren oft noch heute.
Kilometermillionär: Der Mercedes-Benz W 114/W 115
Mit dem Strich-8 gelang es Mercedes, ein äußerst robustes Fahrzeug zu entwickeln und 1968 auf den Markt zu bringen. Die Technik des Vorgängers W 110 wurde umfangreich modernisiert. Die Karosserie wurde durch Paul Bracq komplett neu entworfen. Wie auch bei den Modellen der Oberklasse (W 108 und W 109) wurde auf modische Experimente verzichtet. Das Design blieb klassisch konservativ.
Vielfältig war die Auswahl an Karosserievarianten. Neben der klassischen Limousine konnten auch eine lange Pullman-Limousine und ein Coupé erworben werden. In Argentinien wurden gar Pickups angeboten. Letztere sind in Europa praktisch nicht zu finden und spielen kaum eine Rolle.
Besonders bekannt und beliebt wurde der Strich-8 im Taxigewerbe. Zu Beginn der 1970er Jahre war Mercedes praktisch der einzige Pkw-Hersteller, der einen Diesel anbot. Nicht nur in Deutschland waren die Taxiversionen gefragt. Viele gingen auch als Gebrauchtwagen in den Export. Ein Grund, warum bei uns kaum noch /8er mit Dieselmotor zu bekommen sind.
Ein Beispiel für die Robustheit und Langzeitqualität steht heute im Mercedes-Firmenmuseum Stuttgart. Der 240 D legte zwischen 1976 und 2004 mit drei Austauschmotoren eine Strecke von 4,6 Millionen Kilometern zurück.
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Vom Buchhalterauto zum Luxusgefährt!
Zugegeben, billig war der Mercedes Strich-8 schon in der Basisausstattung nicht. Und diese Ausstattung beinhaltete tatsächlich nur das Allernötigste, was zum Fahren benötigt wurde. Umso länger war die Liste des Zubehörs. Selbst Bodenteppiche waren bis weit in die 1970er Jahre nur gegen Aufpreis erhältlich.
Dafür war das Auto mit Stern nun auch für die „normale“ Bevölkerung in Reichweite. Besonders sparsame Käufer entschieden sich für den 200 D ohne jegliche Extras. Mit seinen 55 PS ist er bei weitem kein Sportwagen. jedoch sparsam und optimal, um die vorbeiziehende Landschaft zu bewundern. Kreuzte der Kunde alle möglichen Extras auf der Liste an, fehlte nichts, was auch die S-Klasse an Bord hatte.
In der früheren Zeit waren gedeckte Farben gefragt. Exemplare mit heute aktuellen, kräftigen Farben sind demzufolge teuer. Interessenten, die auch mit Farben leben können, die eher an Erbseneintopf oder Ähnliches erinnern, können durchaus ein Schnäppchen machen.
Vom Cruiser bis zum Sportler!
Der damals teure und heute sehr begehrte Mercedes 280 E /8 werden gern auch als schwäbisches Muscle-Car bezeichnet. Er war mit seinen 185 PS das stärkste Modell der Baureihe. Er war als Limousine und als Coupe käuflich. Ursprünglich war dieser Motor der S-Klasse vorbehalten. Doch ab 1972 machte er auch den Strich-8 zur Rakete. Das ganze Gegenteil sind die gemächlichen Diesel. Diese mussten bereits zu Bauzeiten diverse Schmähungen hinnehmen. Vom Heizölferrari bis zum Bauernbenz. Heute sind gerade diese extrem schwer zu finden.
Vier Dieselmotoren bot Mercedes an:
Typ | Leistung PS | Leistung kW | Drehmoment |
200 D | 55 PS | 40 kW | 113 Nm |
220 D | 60 PS | 44 kW | 126 Nm |
240 D | 65 PS | 48 kW | 137 Nm |
240 D 3,0 | 80 PS | 59 kW | 172 Nm |
Die Auswahl an Benzinmodellen war groß. Besonders die schwächeren Ottomotoren zeichneten sich durch Behäbigkeit und großen Durst aus.
Motoren der Limousine:
Typ | Leistung PS | Leistung kW | Drehmoment |
230 | 120 PS | 88 kW | 178 Nm |
250 | 130 PS | 96 kW | 199 Nm |
250 (2,8) | 160 PS | 96 kW | 216 Nm |
280 | 160 PS | 118 kW | 226 Nm |
280 E | 185 PS | 136 kW | 238 Nm |
Motoren des Coupé:
Typ | Leistung PS | Leistung kW | Drehmoment |
250 C | 130 PS | 96 kW | 199 Nm |
250 CE | 150 PS | 110 kW | 211 Nm |
250 C (2,8) | 130 PS | 96 kW | 216 Nm |
280 C | 160 PS | 118 kW | 226 Nm |
280 CE | 185 PS | 136 kW | 238 Nm |
50 Jahre und noch kein bisschen müde!
Auch viele Jahre nach dem Produktionsende sind sie noch unterwegs. Die solide Technik ermöglicht bei guter Wartung einen uneingeschränkten Alltagseinsatz. Sicher, mit einem 200er Diesel-Strich-8 ist der Fahrer schon eine Verkehrsbremse. Aber wen stört es? Mit einem Klassiker dieser Art wird es kaum böse Worte geben.
Rost ist ein großes Thema bei einem Oldtimer wie dem Mercedes Strich-8. Erst ab 1971 war eine Hohlraumkonservierung serienmäßig. Und auch diese stößt im Alter, wenn sie nicht ständig erneuert wurde, auf Grenzen. Korrosion kann sich bei diesen Modellen praktisch überall zeigen. Eine genaue Gesamtbegutachtung sollte auch erfolgen, weil die meisten /8er bereits Schweißarbeiten erfahren haben. Die Qualität ist oft fragwürdig. Auch verdeckte und schlecht reparierte Unfallschäden finden sich des Öfteren. Gerade bei günstigen Exemplaren lohnt es sich genauestens hinzuschauen.
Nicht billig, aber beinahe alles an Ersatzteilen ist noch zu haben. Vieles bietet Mercedes selbst an. Gerade Blechteile finden sich auf dem Gebrauchtmarkt jedoch häufig günstiger. Erfreulich auch, dass Mercedes-Benz Strich-8 relativ günstig zu bekommen sind. Wenn es nicht auf eine Vollausstattung und Spitzenmotorisierung ankommt, sind brauchbare Oldtimer bereits für etwas über 10.000 Euro zu bekommen. Top-Fahrzeuge mit Luxusausstattung und der großen 280 E- Maschine kosten deutlich mehr. Zwischen 30.000 und 40.000 Euro sind hier anzulegen.
FAQ
Ursprünglich stammt die Idee aus den USA. Dort wurde der Fahrzeugbezeichnung die letzte Ziffer des Vorstellungsjahres hinter einem Schrägstrich hinzugefügt. Um eine Unterscheidung zum gleichzeitig weiter produzierten W 110 zu ermöglichen, wurde die Idee übernommen.
Die kleinste verfügbare Motorisierung war der 2,0-Liter-Diesel mit gerade einmal 55 PS. Spitzenreiter sind die Modelle 280 E mit 185 PS.