Mercedes-Benz, Inbegriff der gehobenen Mobilität und Wegbereiter des Lifestyle-Transporters. Der W 123 ist das letzte Chrom-Modell des Stuttgarter Herstellers. Mit dem Mercedes W 123 wurde erstmals ein Kombimodell für anspruchsvolle Kunden angeboten. Zu damaligen Zeiten aus dem Straßenbild nicht wegzudenken, kennen ihn viele noch als cremefarbenes Taxi. Nach seiner Vorstellung 1975 erreichte er trotz der hohen Preise ungeahnte Popularität. Zeitweise gab es Lieferzeiten bis zu 3 Jahren. 1980 übertraf er sogar die Verkaufszahlen des VW Golf. Trotz seiner überragenden technischen Solidität haben es nur wenige Fahrzeuge in die heutige Zeit geschafft. Einen ausführlichen Kaufratgeber finden Sie hier.
Der Millionär: Mercedes W 123
Gleich in zweifacher Hinsicht brachte es der W 123 auf Millionen. In seiner Bauzeit von 1975 bis 1986 brachte er es auf eine Produktionszahl von beinahe 2,7 Millionen Fahrzeugen und ist damit bis heute das meistgebaute Modell des Herstellers. Die Solidität des Mercedes-Benz W 123 überzeugt ebenfalls. Kilometerstände von mehr als einer Million sind keine Seltenheit. Dabei erweisen sich besonders die Diesel als Langläufer.
Schon zu Beginn der Modellreihe war der W 123 sehr beliebt. Wartezeiten von bis zu drei Jahren sorgten dafür, dass Jahreswagen und junge Gebrauchte teurer waren als das neue Modell. Teilweise wurden sogar „Mondpreise“ gezahlt. 1980 schaffte es Mercedes gar, den VW Golf vom Thron als meistverkaufte Modellreihe Deutschlands zu stoßen. 202.252 Zulassungen verzeichnete das KBA in diesem Jahr. Der VW Golf brachte es im gleichen Zeitraum auf 200.892 Neuanmeldungen.
Das letzte „Chrom-Modell“ von Mercedes ist heute kaum mehr auf deutschen Straßen zu entdecken. Viele W 123 hat der Rost dahingerafft, viele sind auch nach Afrika exportiert worden, wo sie oftmals noch immer ihren Dienst versehen. Zuletzt hat die Abwrackprämie 2009 etliche Fahrzeuge auf den Schrottplatz gebracht. Der W 123 überzeugt noch heute als Oldtimer mit langlebiger Technik und Komfort. Er hat allerdings auch Schwachstellen.
Fast unkaputtbar: der Mercedes-Benz W 123
Technik
Bei der Motorisierung griff Mercedes-Benz auf die bewährte Motorenpalette des Vorgängers, dem W 114/W 115 (Strich-8), zurück. Sie wurden vor allem an den Zylinderköpfen leicht überarbeitet und später zum Teil mit elektronischen Einspritzanlagen versehen. Erst 1980 wurden der 200 und 230 mit einem neu entwickelten Motor (Typ M 102) angeboten. Die erfolgreichste Serie wurde der 230. Auch der Sechszylinder, der im 250 verbaut wurde, war eine Neuentwicklung.
Ottomotoren
Modell | Bauzeit | Hubraum | Zylinder | Leistung | Drehmoment |
200 | 1975-1980 | 1988 cm³ | 4 | 69 kW (95 PS) | 158 Nm |
200 | 1980-1986 | 1997 cm³ | 4 | 80 kW (109 PS) | 170 Nm |
230 | 1975-1980 | 2307 cm³ | 4 | 80 kW (109 PS) | 186 Nm |
230 | 1980-1986 | 2299 cm³ | 4 | 100 kW (136 PS) | 205 Nm |
250 | 1976-1979 | 2525 cm³ | 6 | 95 kW (129 PS) | 192 Nm |
250 | 1979-1986 | 2525 cm³ | 6 | 103 kW (140 PS) | 200 Nm |
280 | 1976-1981 | 2746 cm³ | 6 | 115 kW (156 PS) | 223 Nm |
280 E | 1976-1978 | 2746 cm³ | 6 | 130 kW (177 PS) | 234 Nm |
280 E | 1978-1984 | 2746 cm³ | 6 | 136 kW (186 PS) | 240 Nm |
Dieselmotoren
Modell | Bauzeit | Hubraum | Zylinder | Leistung | Drehmoment |
200 D | 1976-1979 | 1988 cm³ | 4 | 40 kW (54 PS) | 113 Nm |
200 D | 1976-1979 | 2197 cm³ | 4 | 44 kW (60 PS) | 126 Nm |
200 D | 1979-1985 | 1988 cm³ | 4 | 44 kW (60 PS) | 113 Nm |
240 D/240 TD | 1976-1978 | 2404 cm³ | 4 | 48 kW (65 PS) | 137 Nm |
240 D/240 TD | 1978-1985 | 2399 cm³ | 4 | 53 kW (72 PS) | 137 Nm |
300 D/300 TD | 1976-1979 | 3005 cm³ | 5 | 59 kW (80 PS) | 172 Nm |
300 D/300 TD | 1979-1985 | 2998 cm³ | 5 | 65 kW (88 PS) | 172 Nm |
Für die Kraftübertragung war wahlweise ein 4- oder 5-Gang-Schaltgetriebe oder eine komfortable Automatik erhältlich. Einige frühe W 123 wurden bereits nachträglich mit einem 5-Gang-Getriebe versehen. Die Fahrwerkstechnik des Mercedes-Benz W 123 wurde in großen Teilen von der S-Klasse (W 116) übernommen. Das Ergebnis waren Fahreigenschaften, die noch heute als sicher und bequem gelten. Auch in punkto Sicherheit stach der Wagen viele Konkurrenten aus. Sicherheitslenksäule und Sicherheitsfahrgastzelle waren damals kein Standard. Auch das ab 1980 optional angebotene ABS-System, Gurtstraffer und Airbags war bei anderen Herstellern selten im Programm.
Design und Ausstattung
Klassisch und zeitlos umschreibt passend die Formen des Mercedes-Benz W 123. Eine Verwandtschaft zu seinen großen Brüdern der S-Klasse ist nicht zu übersehen. Angeboten wurde der W 123 als Limousine, Coupe und Kombi. Daneben gab es auch einige Sonderausführungen als Krankenwagen oder Bestattungsfahrzeug. Besonders gesucht werden heute Coupe-Versionen und T-Modelle.
Platz für komfortables Reisen bietet der fünfsitzige Mercedes W 123 genug. Das machte ihn zu einem beliebten Fahrzeug in der Taxibranche. Das T-Modell ließ sich sogar auf 7 Sitze erweitern.
Mercedes bot den W 123 mit einer sehr mageren Grundausstattung an. Dafür war die Liste der Extras, die gegen Aufpreis lieferbar waren, sehr lang. So konnte ein voll ausgestattetes Exemplar schon ebenso viel kosten wie eine S-Klasse in der Grundausstattung.
Schwachstellen
Natürlich geht auch an einem Mercedes-Benz W 123 die Zeit nicht spurlos vorbei. Die ältesten Fahrzeuge der Baureihe sind bereits über 45 Jahre alt. Viele haben hohe Laufleistungen.
Karosserie
Besonders rostanfällig erweisen sich die ersten Modelle zwischen 1976 und 1980. Hier ist Rost vor allem an folgenden Stellen zu beobachten:
- Übergang von Bugschürze/Kotflügel
- Wagenheberaufnahmen
- Blechfalze im Motorraum
- Kotflügel-Stehbleche
- Karosseriefalz unter der Frontscheibendichtung
- Schiebedach
- hintere Radläufe
- Längsträger und Innenkotflügel
- Aufnahme für den Hinterachsträger
Daneben ist auch häufig Rost an Lampenträgern und an den Stoßstangen zu finden.
Ab 1980 wurde die Rostvorsorge verbessert. Das bedeutet jedoch nicht, dass Modelle nach 1980 keine Rostschäden haben. Eine genaue Begutachtung des Oldtimers schützt vor teuren Überraschungen.
Technik
Hohe Laufleistungen sind für den W 123 keine Seltenheit. Natürlich ist auch die robusteste Technik im Alter nicht immer ohne Probleme. Als besonders unproblematisch haben sich die Dieselmotoren erwiesen.
- Defekte Saugrohrdichtungen sorgen bei den frühen M 115-Motoren für Leerlaufschwankungen.
- Der M 102 fällt des Öfteren durch verschlissene Kettenspanner und Ventilschäden auf.
- Vergaserprobleme sind beim Sechszylinder (M 123) im 250 bekannt.
- Eingelaufene Nockenwellen, verschlissene Kolbenringe oder gar Risse im Zylinderkopf können im 280 für Ärger sorgen.
Ersatzteilversorgung
Die gute Nachricht: Es gibt kaum ein Ersatzteil, welches nicht zu beschaffen wäre. Mercedes-Benz ist dafür bekannt, Ersatzteile lange vorzuhalten und die Pflege von Oldtimern so zu erleichtern. Nicht nur Verschleißteile sind verfügbar. Eine Ausnahme bilden einige Teile der Innenausstattung. Hier ist der Gebrauchtmarkt jedoch meist eine erfolgversprechende Alternative.
Einige Drittanbieter stehen auch mit relativ günstigen Nachfertigungen bereit. In manchen Fällen erreichen diese Teile jedoch nicht die OEM-Qualität und verschleißen schneller als das Original.
Was macht den Mercedes-Benz W 123 zum beliebten Oldtimer?
Der W 123 ist der letzte klassische Mercedes und das letzte Chrome-Modell des Herstellers. Er zeichnet sich durch seine solide Technik aus. Leider fielen viele Exemplare dem Rost und der Abwrackprämie zum Opfer. Das macht die recht wenigen verbliebenen Fahrzeuge heute zu gesuchten Raritäten.
Mercedes-Benz liefert noch immer sehr viele Ersatzteile für seine Oldtimer. Fast alles ist noch zu bekommen. Insbesondere Verschleißteile sind kein Problem. Bei einigen Teilen der Innenausstattung muss auf Gebrauchtteile zurückgegriffen werden.