Bei Liebhabern amerikanischer Autos gilt der Pontiac GTO ab 1964 als erstes Muscle Car. Doch ganz richtig ist das nicht. Der erfolgreiche Weg der PS-Monster begann bereits 1949. Mit dem Oldsmobile 88 schuf GM den ersten Vertreter dieser damals neuen Fahrzeugklasse. Ausgestattet mit einer leichten Karosserie und einem, für damalige Verhältnisse, starkem Rocket-V8-Motor, war er der Beginn einer neuen Ära. Der wirkliche Durchbruch gelang in den 1960er Jahren. Eine neue, freiheitsliebende Generation ist herangewachsen. Nach den schweren Kriegsjahren wurden Muscle Cars ein Symbol der aufstrebenden jungen Generation. Die Sportwagen waren leicht, stark und günstig. Eine kleine Geschichte der Muscle Cars finden Sie hier.
Amerikanische Fahrmaschinen – Faszination im Laufe der Zeit
Amerika hat eine wechselhafte automobile Geschichte. Andere Voraussetzungen, Kundenwünsche und Möglichkeiten brachten einen anderen Werdegang, als es in Europa der Fall war. War ein Sportwagen in Europa eher für die finanziell besser gestellten Käufer konzipiert, war ein sportliches Auto in den USA kein Luxustraum. Amerikanische Muscle Cars für jedermann waren die Devise.
Viele dieser Fahrzeuge sind erhalten. Viele Muscle Cars aus den USA haben es auch nach Deutschland geschafft und einige dieser besonderen Muscle Car-Oldtimer können Sie in unseren Auktionen finden.
Die wechselhafte Geschichte der Muscle Cars
Beginn einer Erfolgsgeschichte, Muscle Cars 1949 bis 1960
GM brachte den Stein ins Rollen. 1949 wurde der Oldsmobile Serie 70 mit dem neuen Rocket-V8-Motor des Oldsmobile 98 ausgestattet. Das Fahrzeug der oberen Mittelklasse wurde zum ersten Muscle Car der Welt. Im Motorsport, genau genommen bei den populären Nascar-Rennen, erzielte der Oldsmobile 88 große Erfolge. Er gewann 1949 ganze sechs von neun NASCAR-Late-Model-Division-Rennen.
Die Definition des Begriffes Muscle Car lieferte Britannica Dictionary. So beschrieb sie die neue Fahrzeugklasse als „einen in den USA hergestellten zweitürigen Sportwagen mit einem leistungsstarken Motor“. Dieser erste Wagen der neuen Ära wurde 1951 auch von Ike Turner und Jackie Brenston im vermutlich ersten Rock-Song Rocket „88“ besungen.
Zu Beginn der 1960er Jahre wurden auch andere Hersteller aktiv und erkannten den neuen Markt:
- Chrysler
- Chevrolet
- Ford
- AMC
- Cadillac
- Lincoln
Ein Wettbewerb der US-amerikanischen Hersteller entbrannte. 1951 rüstete Chrysler seinen Saratoga mit einem 5,4-Liter-Hemi-Motor aus. Wenig später folgte Lincoln, die Edelmarke von Ford, mit dem starken Lincoln Y-Block V8.
Vielen als der Urvater der Muscle Cars im Gedächtnis ist der Rambler Rebel von AMC. Bei ihm wurde erstmals ein V8-Big-Block in einem Mittelklassewagen verbaut.
Die Motorleistung der amerikanischen Muscle Cars jener Zeit übertraf alles, was bei europäischen Sportwagenherstellern bekannt war. Weit über 300 PS waren keine Seltenheit. Die europäischen Kontrahenten brachten es auf weit weniger. Ein Ferrari GTO aus dem Jahre 1962 erreicht ganze 297 PS.
Der Kampf um Leistung beginnt. 1960 bis 1964
Das Konzept, leichte Fahrzeuge mit starken Motoren anzubieten, kommt an. Die gestiegene Nachfrage nach den Boliden sorgt für einen regelrechten Leistungskampf. Manche Hersteller produzierten speziell für Drag Racing entwickelte Autos. Bis zu 430 PS leisten die Muscle Cars in diesen Jahren. Behauptungen zufolge verfügten viele der Autos über mehr Leistung, als in den Papieren angegeben.
Trotz eigens entwickelter und optimierter Fahrwerke und Bremsen waren diese amerikanischen Sportwagen kaum auf öffentlichen Straßen fahrbar. Einige Hersteller verwiesen darauf, dass die Boliden nur eingeschränkt für den öffentlichen Straßenverkehr geeignet seien und nur für Beschleunigungsversuche unter Aufsicht konzipiert wären. Mit einigen Muscle Cars war die Viertelmeile in unter 12 Sekunden machbar.
Natürlich musste dazu auch am Leistungsgewicht gearbeitet werden. Alles, was nicht unbedingt benötigt wurde, wurde weggelassen. Ein Radio, eine Schalldämmung oder eine Heizung waren bei vielen Modellen nicht zu finden. Leichtbau in Form von Aluminiumstoßstangen, Acrylglas statt herkömmlicher Verglasung und Karosserieteile aus Glasfaser oder Aluminium waren beliebte Mittel der Gewichtsreduktion.
Die Hochzeit der Muscle Cars. 1965 bis 1970
Neben den leistungsstarken und preiswerten Muscle Cars erkannten die Hersteller auch einen Markt für besser ausgestattete amerikanische Sportwagen. Aufgrund des Gewichtszuwachses und steigendem Stromverbrauch durch die Ausstattung musste auch die Leistung weiter steigen. Für die gut betuchte Käuferschaft gab es nun elektrisch verstellbare Sitze, elektrische Fensterheber und sogar Klimaanlagen. Natürlich wurden sie teurer, jedoch wurden auch weiterhin US Muscle Cars zu kleinen Preisen angeboten.
Die Zeitschrift „Motor Trend“ kürte den Plymouth Road Runner 1969 zum Auto des Jahres. Der Supersportwagen war mit einem werksmäßigem Tuning für 3.893 US-Dollar zu haben und schaffte die Viertelmeile in 14,7 Sekunden. In dieser Zeit wurde eine weitere Legende geboren. Der Pontiac GTO mobilisiert 325 PS aus seinem 6,4-l-V8-Motor. Sein Erfolg motivierte weitere Hersteller des GM-Konzerns zur Entwicklung von Muscle Cars auf Basis mittelgroßer Plattformen.
Die Blütezeit der US Muscle Cars brachte neben den genannten unter anderem folgende Kultautos hervor:
- Oldsmobile 442
- AMC Rebel SST
- AMC Javelin
- AMC AMX
- Buick Gran Sport
- Chevrolet Chevelle SS
Das schnellste Modell dieser Zeit, der AMC Rebell (The Machine genannt), mobilisierte aus seinem 6,4-Liter-V8 eine Leistung von 340 PS. Die Viertelmeile absolvierte er in nur 14,4 Sekunden.
Alles anders. Der Niedergang in den 1970er Jahren
Ende der 1960er Jahre kam Bewegung in die Automobilindustrie. Die Ölkrisen machten es den Herstellern schwer. Die neuen gesetzlichen Vorgaben zur Verbesserung der Abgaswerte machten es nötig, umzudenken. Die Muscle Cars besaßen bis 1970 vorwiegend Hochverdichtungsmotoren, welche Treibstoff mit hohen Oktanzahlen benötigten.
Durch die Verabschiedung neuer Gesetze und Vorgaben wurde die Oktanzahl von den bisherigen 100 Oktan auf 91 gesenkt. Auch das Verbot von Bleizusätzen spielte eine Rolle. Die Konsequenz: Die Verdichtung und in Folge dessen auch die Leistung sank. Nicht zuletzt änderten auch die Versicherungen ihre Preise und machten das bis dahin günstige Fahren zu einem teuren Vergnügen. Vielerorts wurden statt der bewährten großen 8-Zylinder auch 6- oder gar 4-Zylinder-Motoren verbaut.
Dornröschen erwacht. Das Aufleben der Muscle Cars in den 1980er und 1990er Jahren
Das Ende der Ölkrisen und der Glaube der Hersteller an ein Aufleben der Hochleistungsautos brachte neuen Leistungshunger und neue Entwicklungen hervor. Zur Erfüllung der strengen US-amerikanischen Abgasnormen wurden auch Einspritzsysteme und moderne elektronische Motorsteuerungen eingesetzt. Muscle-Cars wie der Pontiac Firebird, Chevrolet Camaro Z28 und Ford Mustang begannen mit ihren starken Motoren den Wideraufstieg der Supersportwagen einzuläuten.
Dank der ab Mitte der 1980er Jahre aufkommenden Turbotechnik konnten nun auch kleinere 6-Zylinder-Motoren mit der Leistung der großen Brüder Schritt halten.
Die neue Zeit brachte nicht nur technische Neuerungen. Auch das Design veränderte sich. Die bis dahin fließenden und markanten Formen wichen der eckigen Optik der neuen Generation.
Muscle Cars auf einen Blick
Im Laufe der Generationen haben sich Muscle Cars entwickelt und verändert. Besonders bei den frühen Modellen handelt es sich vor allem um reine Fahrmaschinen. Es ist nichts vorhanden, was nicht zum Fahren zwingend nötig ist. Neben diesen puristischen Supersportwagen etablierten sich in den 1970er Jahren auch besser ausgestattete, ja luxuriöse Modelle.
Die meisten Anhänger finden in den Muscle Cars der 1960er bis 1970er Jahre ihren Traumwagen und Oldtimer. Aufregende Formen sorgen für begeisterte Blicke auf der Straße und bei Oldtimertreffen. Wichtig zu wissen für jeden Interessenten: Das Fahrgefühl ist einzigartig. Nicht zu vergleichen mit straffen europäischen Sportwagen. Muscle-Cars sind vor allem auf Beschleunigung optimiert. Die Fahrwerke sind häufig sehr weich und die Lenkung schwammig und wenig direkt. Sportliches Fahren auf europäischen Straßen ist nicht das Metier. Aber wer will mit solch einem wunderschönen Oldtimer rasen? Gesehen werden ist die Devise.
Sicher ist, an den Erfolg der Muscle Cars früherer Jahre kommen junge oder aktuelle Modelle kaum heran. Auch heute werden moderne Supersportwagen angeboten. Auch heute noch mit brachialer Leistung. Aktuell sind sogar erste Vertreter mit elektrischen Antrieben zu haben.
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FAQ
Muscle Cars sind amerikanische Sportwagen, die für Beschleunigungsrennen optimiert sind. Eine leichte Bauweise, früher oft mit spartanischer Ausstattung einhergehend, und große, sehr starke Motoren zeichnen sie aus. Weniger Wert wurde auf sportliche Fahrwerke gelegt.
Die bekanntesten Klassiker wurden zwischen 1965 und 1970 gebaut. Aufgrund der Ölkrisen in den 1970er Jahren ließ der Boom jedoch nach.
Neben dem Ford Mustang zählen auch Pontiac GTO, Chevrolet Camaro, Dodge Charger, Plymouth Road Runner und Shelby AC Cobra zu den beliebtesten Sammlerstücken.