Die 1970er Jahre brachten einiges hervor: Tolle Musik, die Mode und auch Autos, die noch heute ins Auge fallen. Eines dieser Fahrzeuge ist der Opel Kadett C. In fünf Varianten gebaut, wurde er nicht nur als schnöder Nachfolger des Kadett B gesehen – er sollte Weltkarriere machen. Innerhalb des GM-Konzerns wurden Plattform und Karosserie für viele Fahrzeugmodelle genutzt und mit jeweils eigenen Antrieben und Ausstattung versehen. Er war das letzte Kompaktmodell des Herstellers, welches über einen Heckantrieb verfügte. Auch im Motorsport war und wird er eingesetzt. Bekannte Rennfahrer, wie beispielsweise Walter Röhrl, begannen mit einem Kadett C ihre Karriere.
Ein Opel für jeden!
Einen großen Kundenkreis sprach Opel mit dem Kadett C durch die vielfältigen Varianten an. Neben der Limousine wurden ein zweitüriges Schrägheck, ein Kombi, ein Coupé und eine von Baur umgebaute Cabriolimousine angeboten. Vom Familienvater über den Handwerker bis hin zum sportlich ambitionierten jungen Fahrer wurden alle Bedürfnisse bedient. Bereits ein Jahr bevor Volkswagen den legendären GTI vorstellte, war Opel mit dem Kadett GT/E am Markt. Auch die verschiedenen Ausstattungsvarianten sprachen eine weite Käuferschaft an. Von der eher sparsamen Basisausstattung bis hin zur Luxusvariante (Berlina oder Berlinetta) und einer Sportausstattung (SR) wurde viel geboten. Einige Sondermodelle wurden mit heute ungewöhnlichen Namen an den Käufer gebracht:
- Ahoi-Kadett
- City-Jet
- Europa-Kadett
- Pirsch
- Schneekönig
- Swinger
- Star-Kadett
- Superstar
- Vauxhall
- Winterfest
Doch nicht nur auf dem deutschen Markt war das Konzept ein Erfolg. Viele Hersteller des GM-Konzerns nutzten die Plattform weltweit, um eigene Fahrzeuge anzubieten. Als „Projekt 1856“ wurde das sogenannte „T-Car“ auf die Räder gestellt. So finden sich optisch identische Modelle mit den Herstellerlogos von Buick, GMC, Isuzu, Holden, Pontiac, Daewoo, Chevrolet und einigen mehr.
Der große Erfolg blieb dem Opel Kadett C dennoch fast verwehrt. Die Euphorie, welche beim Verkaufsstart herrschte, wurde durch die Ölkrise gedämpft. Autofreie Sonntage und höher werdende Benzinpreise wurden zu einer gefährlichen Verkaufsbremse. Dazu kam eine ernstzunehmende Konkurrenz. Der neue VW Golf besetzte mit seinem Frontantrieb das modernere Konzept. Opel erholte sich jedoch recht schnell und die Verkaufszahlen stabilisierten sich wieder.
Sicherheit geht vor!
In punkto Sicherheit hat der alte Kadett C ebenfalls einiges zu bieten. Er verfügte bereits über Dreipunktgurte mit Einhandbedienung. Für damalige Zeiten auch nicht Standard: Sämtliche Knöpfe und Schalter waren bei angelegtem Gurt gut erreichbar.
Der Kadett war Basisfahrzeug für das 1974 vorgestellte Sicherheitsfahrzeug „OSV 40“. Er besitzt stabile Längs- und Querprofile, verstärkte Schweller und Türen. Das Auto wurde für den frontalen Aufprall auf ein stehendes Hindernis mit 65 km/h (40 Meilen) konzipiert.
Das Fahrwerk wurde im Vergleich zum Vorgänger deutlich modernisiert. Doppelquerlenker mit Schraubenfedern und Stabilisatoren vorn sorgten für mehr Sicherheit und ein deutlich verbessertes Handling. Die Zentralgelenk-Hinterachse wurde weiterentwickelt und perfekt abgestimmt.
Erfolgreicher Sportler: Opel Kadett und die Rallye Monte Carlo!
Walter Röhrl, Rauno Aaltonen, Jochen Berger sind klingende Namen im Rallyesport und begannen ihre Karriere unter anderem mit dem Kadett C. 1976 erreichte Walter Röhrl einen hervorragenden vierten Platz bei der Rallye Monte Carlo. Im Gesamtklassensegment der Markenwertung reichte es sogar für einen sensationellen zweiten Platz. Er fuhr einen 225 PS starken Opel Kadett C GT/E.
Für den Straßenverkehr waren die GT/E natürlich nicht ganz so hochgezüchtet. Dennoch waren die 1,9-Liter-Motoren mit 105 PS stark genug, um den rund 900 Kilogramm schweren Wagen sportlich zu bewegen. Die schnellen Kompakten waren nicht nur stark, sie fielen auch auf. Oben quietschgelb und unten schwarz waren sie auf der Straße nicht zu übersehen und waren der Traum der damaligen jungen Führerscheinbesitzer.
Weitaus häufiger wurden jedoch Kadett mit kleinerer Motorisierung verkauft. Die kleinste Version lieferte spärliche 40 PS und wurde 1974 aufgrund der Ölkrise wiederbelebt.
Motor | PS | kW | Bauzeit |
1,0 N | 40 | 29 | 1974-1979 |
1,2 N | 52 | 38 | 1973-1976 |
1,2 N | 55 | 40 | 1976-1979 |
1,2 S | 60 | 44 | 1973-1979 |
1,6 S | 75 | 55 | 1977-1979 |
1,9 GT/E | 105 | 77 | 1973-1970 |
2,0 E | 110 | 81 | 1973-1970 |
2,0 EH (GT/E) | 115 | 85 | 1973-1970 |
Im August 1979 begann der Verkauf des völlig neu konstruierten Nachfolgers Opel Kadett D.
Vielfach gebaut, kaum noch zu bekommen
Ganze 1.702.300 Opel Kadett C wurden gebaut. Viele der einstigen Brot- und Butterautos haben die Zeit nicht überlebt. In den meisten Fällen war der Rost das Problem. Von den wenigen erhaltenen Exemplaren präsentiert sich ein recht großer Teil als sogenannte Bastelbude. Nicht selten mussten sich die Autos technischem und optischem Tuning unterziehen. Besonders gesucht sind heutzutage Limousinen und Coupes im Originalzustand. Gut erhaltene Originalfahrzeuge kosten deutlich über 10.000 Euro. Für Coupés können über 30.000 Euro gefordert werden. Besonders seltene und top erhaltene Fahrzeuge werden gern mit über 40.000 Euro veranschlagt. Kaum mehr im Originalzustand zu finden sind Coupés in der Berlinetta-Ausstattung.
Der Einsatz von Großserientechnik, die auch in anderen Modellen Verwendung fand, erleichtert die Ersatzteilsuche heute ungemein. Fast alle technischen Teile sind noch zu bekommen. Vieles wird auch von Drittanbietern nachgefertigt. Einiges ist noch in alten Beständen des Herstellers zu finden. Auch Blechteile sind auf Teilemärkten oder gar neu zu bekommen. Allerdings steigen seit einigen Jahren die Preise für seltenere Teile.
Ein großes Plus für Selbstschrauber ist die recht einfache und übersichtliche Technik. Ein weiterer Vorteil ist die Langlebigkeit derselben. Beim Kauf sollte der Originalität wegen auf den korrekten Motor geachtet werden. Oft wurden aufgrund des Baukastensystems passende, aber stärkere Motoren nachgerüstet. Der größte Feind des Opel Kadett C ist die Korrosion. Schweißkenntnisse sind sehr hilfreich.
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FAQ
Insgesamt sind 1.702.300 Kadett C vom Band gelaufen. Davon wurden 165.411 als Coupé produziert. Eine absolute Rarität stellen die Cabriolimousinen (Aero) mit nur 1.224 Exemplaren dar.
Die Produktion des Opel Kadett C begann im August 1973 in Bochum und endete im Juli 1979.