Der Porsche 356 ist ein Symbol des aufstrebenden Nachkriegsdeutschlands. Eleganz, Leistung und Handwerkskunst sind vereint in dem Sportwagen, der den Grundstein einer Erfolgsgeschichte legte. Von 1948 bis 1965 produziert, war er der erste Serienporsche und machte die Marke weltweit bekannt. In Gmünd, im österreichischen Kärnten, entwickelt, wurden die ersten Exemplare dort in Handarbeit gefertigt. 1950 kehrte Porsche zurück nach Stuttgart-Zuffenhausen, wo er noch heute produziert wird. Der erste Porsche geht auf den Traum von Ferry Porsche zurück, ein perfektes Auto zu bauen. Die Ähnlichkeit zum Wirtschaftswunderauto VW Käfer ist nicht zu übersehen. Dennoch war es ein völlig neuer Wagen und in vielem optimiert.
Das ideale Auto, ein Traum wird wahr: Porsche 356
Ferry Porsche hatte genaue Vorstellungen von dem Wagen, den er konstruieren wollte. Die Leitlinien waren:
- Aerodynamik
- Luftkühlung
- Heckmotor
- Serientaugliche Automobilsporttechnik
Viele Bauteile wurden vom Serienkäfer übernommen. Nach und nach wurde der 356 immer weiter verbessert. Selbst die Boxermotoren entstammen dem Volkswagen. Sie wurden jedoch kontinuierlich weiterentwickelt. Weitere Serienteile des erfolgreichen Wolfsburgers waren Vorder- und Hinterachsaufhängung, Getriebe, Lenkung und Bremsen.
Die Luftkühlung brachte für einen Sportwagen jener Zeit den Vorteil der Gewichtsersparnis und technischen Vereinfachung. Auch aerodynamisch wirkte sich das Kühlsystem des Heckmotors aus. Lufteinlässe für eine Wasserkühlung waren so nicht nötig.
Die ersten 50 Modelle des neuen Traumwagens wurden in Österreich hergestellt. Die Karosserien wurden in Handarbeit aus Aluminiumblechen getrieben. Die Exemplare des „Urporsche“ von 1948 bis 1955 sind unter anderem durch die zweigeteilte Frontscheibe und fest verglaste hintere Fenster zu erkennen. Ein Logo gab es erst ab 1952/1953. Die Serienproduktion begann am 6. April 1950. Lieferbar waren ein Coupe und ein Cabriolet.
1952 wurde das bis dahin verwendete, unsynchronisierte Seriengetriebe des VW Käfer gegen ein neu entwickeltes vollsynchronisiertes Getriebe ersetzt. Die Bremsen wurden 1950 gegen Duplex-Bremsen ausgetauscht. Die Kontrolle des Benzinstandes wurde mittels eines Holzstabes mit Kerben durchgeführt. Dieser musste senkrecht in den Tank gehalten werden.
4 Motorisierungen wurden im Urmodell angeboten:
Motor | Hubraum | Leistung KW/PS | Drehmoment | v-max |
1100 | 1086 cm³ | 29 KW/40 PS | 70 Nm | 140 km/h |
1300 | 1286 cm³ | 32 KW/44 PS | 81 Nm | 145 km/h |
1500 | 1488 cm³ | 40 KW/55 PS | 106 Nm | 155 km/h |
1500 S | 1488 cm³ | 51 KW/70 PS | 108 Nm | 170 km/h |
Speziell für den amerikanischen Markt wurde ab 1954 ein Porsche 356 Speedster ins Programm genommen. Dieser besaß eine flache Windschutzscheibe, seitliche Steckscheiben und Schalensitze. Zuvor wurde ab 1952 der Porsche 356 America Roadster in einer kleinen Serie von 15 Stück eigens für die USA produziert. Ein Exemplar verblieb in Deutschland. Die Karosserie dieser Wagen war von Hand aus Aluminium hergestellt.
Porsche 356 A
Im Oktober erfreute ein überarbeiteter 356, der Porsche 356 A, die Liebhaber sportlicher Autos. Die Kunden hatten die Wahl zwischen:
- Porsche 356 Coupé
- Porsche 356 Cabriolet
- Porsche 356 Speedster
- und später einem Porsche 356 Convertible D
- Hardtop
Die Luftwiderstandswerte des Porsche 356 Coupé waren deutlich geringer als die des Mercedes-Benz 300 SL. Auch Bremsen und Fahrwerk wurden gründlich überarbeitet. Der bereits 1953 von Ernst Fuhrmann konstruierte Königswellen-Motor kam im Carrera zum Einsatz. Dieser besaß vier oben liegende Nockenwellen. Alle Motoren des Porsche 356 besaßen einen Graugusszylinder. Kurbelgehäuse, Kolben und Zylinderkopf wurden aus Leichtmetall gefertigt. Neben dem aus dem Urmodell bekannten 1300er Motor standen jetzt vier 1600er zur Wahl.
Motor | Hubraum | Leistung KW/PS | Drehmoment | v-max |
1600 | 1582 cm³ | 44 KW/60 PS | 110 Nm | 160 km/h |
1600 S | 1582 cm³ | 55 KW/75 PS | 117 Nm | 175 km/h |
1600 GS Carrera „de Luxe“ | 1587 cm³ | 77 KW/105 PS | 121 Nm | 200 km/h |
1500 GS Carrera„Gran Turismo“ | 1498 cm³ | 81 KW/110 PS | 124 Nm | 198 km/h |
Der Porsche 356 1500 GS Carrera Gran Tourismo wurde ab 1959 durch den Porsche 356 Carrera 1600 GT ersetzt. Dieser leistet 115 PS. Die „Carrera“-Modelle zeichneten sich gegenüber den anderen Serien-Porsche durch ihre Leichtbauweise aus. Die Hauben aus Leichtmetall und die sportlichen Schalensitze sparen Gewicht.
Porsche 356 B
Die dritte Generation kam ab 1959 auf den Markt. Die augenscheinlich größten optischen Veränderungen waren die weniger gerundete Front durch höher angesetzte Scheinwerfer und die etwas nach oben versetzte Stoßstange. Dadurch wurden Lufteinlässe für die neuen Leichtmetall-Trommelbremsen ermöglicht.
Der 1600er Königswellenboxer entfiel. Dafür wurde der Porsche 356 B 2000 Carrera GT angeboten. Er erreichte eine Spitzenleistung von 130 PS und fuhr bis zu 200 Stundenkilometer. Der 1600er mit zentraler Nockenwelle über Stößel, Stoßstangen und Kipphebel wurde in drei Leistungsstufen angeboten. Mit 69, 75 und 90 PS war er verfügbar und erreichte damals imposante 160 bis 180 Kilometer pro Stunde. Einige Sportversionen des 356 B waren ebenfalls im Programm:
- Porsche 356 1600 GS Carrera GT
- Porsche 356 B Carrera GTL Abarth
- Porsche 356 2000 GS Carrera 2
- Porsche 2000 GS Carrera GT
Porsche 356 C
Die letzte Version des 356 lief von 1963 bis 1965 vom Band. Ab dieser Baureihe wurden an allen Serienfahrzeugen ATE-Scheibenbremsen zum Standard. Äußerlich waren die Änderungen auf die, den neuen Bremsen geschuldeten, neuen Räder beschränkt. Auch die Auswahl an Motoren wurde kleiner. Die kleine 60 PS-Version entfiel. Die Sportversion 356 Carrera 2 wurde ebenfalls beinahe ohne Modifikationen weiter angeboten.
Für den Renneinsatz war der Porsche 356 C 1600 CS erhältlich. Dieser wurde mit einem Überrollkäfig, Unterschutz für Motor und Getriebe, Ansaugtrichter, Schalensitzen und einem Heckfenster aus Plexiglas verkauft. Ein größerer 70- oder 90-Liter-Tank stand wahlweise zur Verfügung.
Alle Exemplare der Porsche 356 Serien sind mit einem manuellen Viergang-Getriebe ausgestattet. Von 1949 bis 1965 wurden insgesamt 78.152 Porsche 356 produziert.
Groschengrab oder Wertanlage?
Einen wirklich guten Porsche 356 zu finden, ist nicht einfach. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn es viele Vorbesitzer oder eine nicht nachvollziehbare Historie gibt. Oft wurde nur halbherzig restauriert. Problemzonen wurden nur oberflächlich behandelt. Bei der nachträglichen Ausbesserung der Schäden kommen oft gleich die nächsten Probleme zu Tage. Das Ende: eine Vollrestauration eines Wagens, der in angeblich gutem Zustand verkauft wurde. Viele dieser Fahrzeuge stammen vorgeblich aus dem sonnigen Kalifornien. Dort wurden Wartungen häufig mit viel Improvisationstalent erledigt. Das ist allerdings nicht immer der Fall. Dennoch erspart ein genauer Blick viel Geld und Ärger.
Achten sollten Sie beim Kauf eines Porsche 356 insbesondere auf folgende Dinge:
- Rost
- Spaltmaße
- Zustand des Innenraumes
- Funktionalität der Fenster und Heizung
- Ölverlust
- Leichtgängige Schaltung und Lenkung
Ersatzteile sind in den allermeisten Fällen leicht zu beschaffen. Egal ob es sich um Mechanik, Elektrik oder Blechteile handelt. Hier sollten Angebote verglichen werden. Die Preise unterscheiden sich zum Teil enorm.
Gute Exemplare mit nachvollziehbarer Historie können Sie immer wieder in unseren Auktionen ersteigern.
FAQ
Ein restaurierter Speedster in sehr gutem Zustand kann zwischen 200.000 und 650.000 Euro kosten.
Als Neuwagen war der Porsche 356 ab etwa 10.000 Euro zu bekommen. Heute können gute Exemplare mehrere hundert Mal so viel kosten. Ein weiterer Wertzuwachs ist nicht unwahrscheinlich.