Unvernunft in ihrer schönsten Form. Hat die Schlange zugebissen, lässt sie nicht mehr los. Ab 1962 wurden die für den Renneinsatz konzipierten Autos in Handarbeit produziert. Schon die Urversion mit seinem modifizierten 4,3-Liter-V8-Motor von Ford leistete 264 PS und brachte den 916 Kilogramm leichten Roadster auf über 230 km/h. Noch brachialer kam 1965 der Shelby AC Cobra 427 zum Kunden. Der 7-Liter-V8 leistete 425 PS und schaffte mit einer Spitzengeschwindigkeit von über 290 km/h den Eintrag als schnellstes Straßenauto ins Guinness-Buch der Rekorde. Heute zählt der AC Cobra zu den meist unerreichbaren Träumen. Originale kosten mehrere hunderttausend Euro.
AC Cobra: der letzte echte Roadster!
Carroll Shelby, ehemaliger Rennfahrer, schuf 1961 eine der größten Legenden der Automobilgeschichte. Durch die Kreuzung des britischen AC Ace mit einem Ford-V8-Motor entstand der Shelby AC Cobra. Shelby selbst beschrieb das Auto mit kurzen Worten: „Der letzte echte Roadster, der Männer von Knaben trennt.“
Shelbys Idee, das Chassis des AC Ace mit einem 4,3-Liter-Smallblock von Ford zu kreuzen, brachte den ersten AC Ace „Cobra“ (Mark I) hervor. Der AC Ace wurde mit kleineren Motoren des Herstellers Bristol gebaut. Durch den Einsatz der nun weit stärkeren und schwereren Aggregate mussten Rahmen, Aufhängung und die Antriebe angepasst und verstärkt werden. Auch die Spurbreite und die Kotflügel wurden verbreitert. Das Ergebnis: Ein schlank und muskulös wirkender Roadster mit atemberaubender Leistung. Bereits mit dem „kleinen“ 4,3-Liter-V8 waren 240 km/h möglich. Von Beginn an setzte sich der AC Cobra bei zahlreichen Rennsportveranstaltungen in den USA durch.
Schon 1962 im Jahr seiner Premiere wurde der Cobra 289 (Mark II) mit einem größeren Motor angeboten. Der 4,7-Liter V8 wurde zur Standardmotorisierung. Frühe Modelle waren noch mit dem Lenkgetriebe des AC Ace ausgerüstet. Das änderte sich ab dem Modell CSX 2126. Die nun verbaute Zahnstangenlenkung verbesserte das Ansprechverhalten bei Richtungsänderungen deutlich.
Der „Überroadster“: Shelby AC Cobra 427
Viele Änderungen wurden vorgenommen, um mit dem 1965 eingeführten, 425 PS starken 7-Liter-V8 fertig zu werden. Neben der um 20 Zentimeter breiteren Karosserie und dem vergrößerten Lufteinlass des Kühlers änderte sich auch einiges am Fahrwerk. Ein neuer verstärkter Rohrrahmen, Schraubenfedern, innenliegende Stoßdämpfer und doppelte Querlenker gehörten zu den Neuerungen. Die Lagerung der Radaufhängung war dem jeweiligen Einsatzgebiet angepasst. Die Straßenversionen verfügten über Gummilagerungen, die Rennfahrzeuge wurden mit Lagern aus Bronze ausgestattet.
Das Ergebnis dieser umfangreichen Überarbeitung war ein Fahrzeug, das in seinen Fahrleistungen dem Ferrari GTO überlegen war. Der legendäre 7,0-Liter war ein spezieller Leichtbaumotor für Renneinsätze. Durch zeitweise Lieferschwierigkeiten wurde ein Teil der 427er AC Cobras mit einem etwas schwächeren Motor ausgerüstet. Dennoch war der AC Cobra in seinen Fahrleistungen nicht zu unterschätzen.
Bis 1966 wurden 348 Shelby AC Cobra 427 gebaut. AC baute mit dem Cobra bis 1968 seine eigene, nochmals breitere Version (Mark III), diese jedoch mit dem 289er Motor. Shelby richtete sein Augenmerk auf die Entwicklung des Shelby Mustang.
Das Chassis diente AC für den 428. Dieses Modell wurde im italienischen Design als Coupé und als Cabrio gebaut und war mit dem 7-Liter-8 ausgestattet. Die Serie wurde bis 1973 produziert.
Die Cobra lebt weiter!
Der Shelby Cobra ist eines der am häufigsten nachgebauten und kopierten Autos der Welt. Nachdem AC die Produktion des Cobra eingestellt hatte, wurde das Emblem von Brian Angliss weitergeführt. Er baute den Wagen ab 1985 mit nur wenigen optischen, jedoch weitreichenden technischen Änderungen. Der AC 289 Mark IV erhielt einen verstärkten Gitterrohrrahmen, ein Fünfganggetriebe, Scheibenbremsen und eine bedeutend luxuriösere Ausstattung. Zudem wurde ein 5,0-Liter-Ford-V8 mit Benzineinspritzung verbaut. Serienmäßig leistete der Motor 228 PS. Viele Exemplare mussten sich jedoch einer Leistungssteigerung unterziehen. Heute finden sich häufiger Cobras mit mehr als 500 PS.
Anfang der 1980er Jahre stieg die Nachfrage nach Shelby Cobra stark an. Einige Unternehmen, auch AC Cars, erkannten das Potenzial und begannen mit dem Bau von Repliken. Mehrfach wechselten die Markenrechte die Besitzer, bis Carroll Shelby Ende der 1980er Jahre begann, weitere 427er Competition- und Sportmodelle aus Restbeständen von 1966 zu bauen. 1995 legte Shelby mit dem CSX 4000 eine neue Serie auf. Eine weitere Neuauflage erfolgte 2004 mit Original-Karosserien und Chassis von AC in Malta. Zusammengebaut wurden die Wagen in Las Vegas.
Natürlich kämpften auch andere Hersteller um Käufer. Heute sind Nachbauten häufiger auf dem Markt vertreten als originale Shelby Oldtimer. Viele preiswerte Kit-Cars bestehen aus GFK-Karosserien, welche auf Fahrgestelle von gebrauchten oder verunfallten Jaguars gesetzt und mit Vierzylindermotoren von Ford ausgestattet wurden.
Hoher Anspruch, hoher Preis!
Originale Cobras sind keine Schnäppchen, sondern gehegte Oldtimer. Vor allem wenn Sie nach einem originalen 427er Cobra suchen, sollten Sie mehr als 100.000 Euro einplanen. Exemplare mit besonderer Historie oder perfektem Zustand können mehr als 600.000 Euro, teilweise auch über 1 Million Euro wert sein. Replikas sind ab etwa 35.000 Euro erhältlich.
Solange es um technische Teile geht, ist die Versorgung mit Ersatz sehr gut. Vieles ist noch in den Lagern zu finden. Teile, die dort nicht mehr verfügbar sind, werden nachgefertigt. Selbst die großen 427er Motoren sind noch erhältlich.
Beim Kauf eines originalen Shelby Cobra Oldtimer ist Vorsicht geboten. Viele Cobras wurden im aktiven Rennsport eingesetzt. Der Rahmen sollte genau untersucht werden. Besonders im Bereich der Schweller können schlecht reparierte Risse oder Unfallschäden vorkommen. Auch das Fahrwerk ist auf übermäßigen Verschleiß oder Schäden zu prüfen.
Originale Shelby AC Cobra sind selten. Besondere Aufmerksamkeit gilt einer nachvollziehbaren Historie und Prüfung der Fahrgestellnummer (Seriennummer CSX—–). Gern werden gut kopierte Nachbauten als Original angepriesen.
Ob Original, guter Nachbau oder günstigere Replika: Ein Blick in unsere Auktionen lohnt immer!
FAQ
Die ersten Modelle erreichten mit ihrem 4,3-Liter-V8 bereits über 240 km/h. Der Shelby Cobra 427 brach 1964 mit seinem 7-Liter-V8 mit etwa 293 km/h alle damaligen Rekorde für Straßenfahrzeuge.
Originale Shelby Cobra sind ab etwa 100.000 Euro zu bekommen. Besonders gut erhaltene Fahrzeuge kosten leicht 200.000 Euro und mehr. Eine besondere Historie macht einige Sammlerstücke zu echten Wertanlagen. Sie können mehr als 1 Million Euro wert sein. Replikas sind bereits ab etwa 35.000 Euro erhältlich.